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Der alte Mann und das Meer

Der alte Mann und das Meer

Titel: Der alte Mann und das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Strömung ein Drittel der Arbeit tun, und als es hell zu werden begann, sah er, daß er bereits weiter draußen war, als er es zu dieser Stunde erwartet hatte.
    Ich habe die tiefen Tanks eine Woche lang durchgekämmt und habe nichts geschafft, dachte er. Heute werde ich draußen arbeiten, wo die Bonito- und Albacoreschwärme sind, und vielleicht wird ein Großer bei ihnen sein.
    Ehe es richtig hell war, hatte er seine Köder ausgeworfen und trieb mit der Strömung. Ein Köder war in vierzig Faden Tiefe. Der zweite war in fünfundsiebzig, und der dritte und vierte waren unten in der blauen See in hundert und hundertfünfundzwanzig Faden Tiefe. Alle Köder hingen mit dem Kopf nach unten, mit dem Schenkel des Hakens im Köderfisch festgemacht und festgebunden, und der ganze hervorstehende Teil des Hakens, der Bogen und der Widerhaken, war mit frischen Sardinen bedeckt. Jede Sardine war durch beide Augen gehakt, so daß sie eine Halbgirlande an dem hervorstehenden Stahl bildeten. Es gab keinen Teil des Hakens, an den ein großer Fisch herankonnte, der nicht lieblich roch und gut schmeckte.
    Der Junge hatte ihm zwei frische, kleine Thunfische oder Albacore gegeben, die an den beiden untersten Leinen wie Bleigewichte hingen, und an den andern hatte er eine große blaue Schustermakrele und einen gelben Stöcker, die schon einmal benutzt waren, aber sie befanden sich noch in gutem Zustand und waren von den köstlichen Sardinen umgeben, die ihnen Duft und Reiz verliehen. Jede Leine war so stark wie ein dicker Bleistift und war an einem frischen, saftigen Stock angeschlungen, so daß der Stock bei jedem Zerren oder jeder Berührung des Köders eindippen mußte, und jede Leine hatte zwei Rollen von vierzig Faden, die an den andern Reserverollen angeschlungen werden konnten, so daß ein Fisch, falls es notwendig werden sollte, über dreihundert Faden Leine herausziehen konnte.
    Jetzt beobachtete der alte Mann querab von dem Boot das Eindippen der drei Stöcke und ruderte behutsam, um die Leinen auf und nieder und in den richtigen Tiefen zu halten. Es war ganz hell, und jeden Augenblick mußte jetzt die Sonne aufgehen.
    Die Sonne erhob sich bläßlich aus dem Meer, und der alte Mann konnte die andern Boote tief auf dem Wasser über den Strom verteilt und ziemlich in Ufernähe sehen. Dann schien die Sonne heller, und ein Gleißen lag auf dem Wasser, und dann, als sie sich völlig löste, spiegelte sie die flache See, so daß seine Augen heftig schmerzten, und er ruderte, ohne in sie hineinzusehen. Er blickte ins Wasser hinab und beobachtete die Leinen, die gerade hinunter in das Dunkel des Wassers liefen. Er hielt sie gerader als irgendein anderer, so daß in jeder Tiefe in der Dunkelheit des Stroms genau an der von ihm beabsichtigten Stelle auf jeden Fisch, der dort schwimmen würde, ein Köder wartete. Andere ließen sie mit der Strömung treiben, und manchmal waren sie in sechzig Faden Tiefe, wenn die Fischer dachten, daß sie in hundert seien.
    Aber, dachte er, ich halte sie mit peinlicher Genauigkeit. Ich habe nur kein Glück mehr. Aber, wer weiß? Vielleicht heute. Jeder Tag ist ein neuer Tag. Es ist besser, wenn man Glück hat. Aber lieber noch bin ich exakt. Wenn dann das Glück kommt, ist man parat.
    Die Sonne stand jetzt zwei Stunden höher, und es tat seinen Augen nicht mehr so weh, ostwärts zu blicken. Es waren jetzt nur drei Boote in Sicht, und sie lagen sehr tief und dicht unter Land.
    Mein ganzes Leben über hat die frühe Morgensonne meinen Augen weh getan, dachte er. Trotzdem sind sie noch gut. Am Abend kann ich direkt in sie hineinsehen, ohne daß mir schwummerig wird. Dabei hat sie am Abend mehr Kraft. Aber am Morgen tut sie weh.
    In dem Augenblick sah er einen Fregattvogel mit langen, schwarzen Flügeln vor sich am Himmel kreisen. Er ließ sich schnell fallen, ging schräg auf rückwärtsgerissenen Flügeln hinab und kreiste dann wieder.
    »Der hat etwas«, sagte der alte Mann laut. »Der sucht nicht nur.«
    Er ruderte langsam und stetig der Stelle zu, wo der Vogel kreiste. Er beeilte sich nicht, und er hielt seine Leinen auf und nieder. Aber er beschleunigte die Fahrt ein wenig in der Strömung, so daß er zwar noch fehlerfrei fischte, jedoch schneller, als er gefischt hätte, wenn er nicht den Vogel hätte benutzen wollen.
    Der Vogel stieg höher in die Luft und kreiste wieder mit bewegungslosen Schwingen. Dann tauchte er plötzlich, und der alte Mann sah fliegende Fische aus dem Wasser hervorspritzen und

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