Der Altman-Code
Händen eine ganz und gar nicht bäuerliche 9 mm Clock auf ihn gerichtet.
»Wer sind Sie?«, fragte Smith.
Ohne die Glock sinken zu lassen, erwiderte die Frau in astreinem Amerikanisch gereizt: »Jetzt weiß ich es endlich. Dein erklärtes Lebensziel ist es, mir meine Operationen zu vermasseln. Dein Timing ist wirklich unter aller Kanone.« Aber sie lächelte.
»Randi?«
»Hi, Soldat.« Sie ließ die Waffe sinken.
Smith steckte seine Beretta weg und starrte sie fassungslos an. »Unglaublich. Die CIA kriegt ihre Verkleidungen immer besser hin.« Das also war die Erklärung für die anderen Schüsse. Für die Ablenkung, die seine Rettung gewesen war, hatte Randi gesorgt.
Sie erhob sich mit einer einzigen fließenden Bewegung vom Boden. »Höre ich da Polizeisirenen?«
»Allerdings. Sehen wir lieber zu, dass wir hier wegkommen.« Beijing Aus dem üppigen Garten von Zhongnanhai strömte Kamelienduft herein, als sich Niu Jianxing – die Eule – bei der Sondersitzung des Ständigen Ausschusses zurücklehnte und sich wütend die einzelnen Gesprächsbeiträge anhörte. Angesichts der Empress -Krise wäre sein ganzer Scharfsinn erforderlich, um das Scheitern seines Vorhabens zu verhindern. Er durfte sich seine schlechte Laune nicht anmerken lassen.
»Zuerst dieser amerikanische Spion, den man, scheint es, hat entkommen lassen«, schimpfte Wei Gaofan. Sein finsteres Tempelhund-Stirnrunzeln ließ sein grundsätzlich grimmiges Gesicht fast freundlich aussehen. »Und jetzt dieses amerikanische Kriegsschiff – wie heißt es gleich wieder? Die John Crowe? –, das unsere Rechte auf hoher See verletzt! Einfach unerhört. « Das war die Parteilinie der Falken.
»Wie ist Colonel Smith entkommen?«, fragte Song Riuyu, eines der jüngeren Mitglieder des Ständigen Ausschusses.
Niu erklärte ruhig: »Dem wird gerade nachgegangen.«
»Wie wird ihm nachgegangen?«, wollte Wei Gaofan wissen. »Bilden Sie etwa einen dieser endlosen, sinnlosen Untersuchungsausschüsse, wie sie die Europäer so lieben?« Plötzlich wurde Nius Ton scharf. »Möchten Sie sich für so einen Ausschuss zur Verfügung stellen? Wenn dem so ist, kann ich jederzeit einen ins Leben rufen. Und es wäre mir eine Ehre, Ihren Namen auf die Liste setzen …«
»Sie haben unser aller Vertrauen, Jianxing«, schnurrte der korpulente Shi Jingnu mit seiner aalglatten Seidenhändlerstimme.
Der Generalsekretär ging dazwischen. »Diese Angelegenheiten betreffen uns alle. Was mich angeht, brauche ich Antworten auf beide Fragen. Fuchteln die Amerikaner nur mit dem Roosevelt-Stock herum, oder wetzen sie tatsächlich ihre Kennedy-Säbel?«
»Morgen wird Ihnen ein ausführlicher Bericht über Colonel Smiths Flucht vorliegen«, versprach Niu.
»Und diese Fregatte, die unseren Frachter beschattet?« Der Parteisekretär blickte auf die Papiere hinab, die vor ihm auf dem langen Tisch lagen. »Die Dowager Empress , so heiß sie doch?« Niu nickte. »So heißt das Schiff. Sie gehört Flying Drago Enterprises.« Er warf einen raschen Blick zu Wei Gaofan hinüber, denn der Präsident von Flying Dragon war der Schwiegersohn eines seiner engsten Protegés. Dennoch zeigte Wei kein spezielles Interesse – oder auch nur eine Reaktion – an Nius Äußerung.
»Der Frachter ist in Hongkong registriert«, fuhr Niu fort. »Ich habe Nachforschungen über Flying Dragon anstellen lassen und erfahren, dass die Gesellschaft einem gewissen Yu Yongfu in Shanghai gehört und dass die Empress auf dem Weg nach Basra im Irak ist.« Wei zeigte immer noch keine Reaktion. Zuallermindest hätte er den anderen mitteilen müssen, dass er Yu Yongfu kannte.
»Irak?«, fragte Pao Peng, der alte Shanghaier Gefolgsmann des Generalsekretärs, der plötzlich hellwach wurde.
»Was hat das Schiff geladen?«, wollte Han Mengsu wissen, ein weiteres der jüngeren Mitglieder.
»Die tatsächliche Ladung des Schiffs scheint fraglich zu sein«, sagte Niu. Er erläuterte den möglichen Zusammenhang zwischen Lieutenant Colonel Smith und der Empress. »Smith kam nach Shanghai, um nach etwas zu suchen.«
»Was hat das Schiff dem Ladeverzeichnis zufolge geladen?«, fragte Wei Gaofan.
Niu zählte die harmlosen Güter auf, die im offiziellen Verzeichnis angegeben waren.
»Na, sehen Sie«, sagte Wei Gaofan aufgebracht. »Die amerikanischen Rabauken wollen sich nur wieder einmal wichtig machen, um ihr eigenes Volk und Europa und die schwächeren Nationen zu beeindrucken. Hier handelt es sich eindeutig um eine zweite Yinhe ,
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