Der Altman-Code
Streitkräfte einsatzbereit sind und dass wir in asiatischen Gewässern für den Kriegsfall eine starke Präsenz haben.«
»Und dann, Mr. President?«
»Dann warten wir, was China als Nächstes tut.«
»Die Empress müsste Montagabend unserer Zeit irakische Gewässer erreichen. Dienstagmorgen Ortszeit.« Broses harter Blick heftete sich auf den Präsidenten.
»Heute ist Samstag. Wir haben also höchstens noch eineinhalb Tage. Die Sache war schon schlimm genug, als wir noch fast eine ganze Woche Zeit hatten.«
»Ich weiß, Admiral. Ich weiß.« Der Admiral hörte den unausgesprochenen Vorwurf und nickte langsam. »Ich bitte um Entschuldigung, Mr. President.«
»Dafür besteht kein Grund, Stevens. Aber jetzt sorgen Sie dafür, dass man sich um Ihre Leute kümmert. Wurde jemand verletzt?«
»Das wissen wir noch nicht. Als ich mit Chervenko sprach, hatte die Crowe die Männer noch nicht an Bord genommen. Ich dachte, Sie wollten über den Abbruch so bald wie möglich informiert werden.«
»Ja. Natürlich. Danke.« Als der Admiral ging, blieb Präsident Castilla weiter stehen. Schließlich seufzte er verzweifelt. Er nahm den Hörer des blauen Telefons ab, die zerwürfelte Direktverbindung zum Covert-One-Hauptquartier.
Fred Klein meldete sich sofort. »Ja, Mr. President?«
»Die SEALs mussten die Operation abbrechen.« Der Präsident wiederholte Broses Bericht. »Die Chinesen wurden gewarnt. Commander Chervenko ist sich ganz sicher.«
»War es Staatssekretär Kott?«
»Nein. Um ihn von Washington fern zu halten, habe ich ihn in einer Sondermission nach Mexiko geschickt. Er ist nicht im Bilde. Außerdem wird er sicherheitshalber von der CIA observiert.« Voller Wut und Abscheu über Kotts Machtmissbrauch hielt der Präsident inne. Die von ihm weitergeleiteten Informationen hatten verheerende Schäden angerichtet, und er hatte vor, ihn dafür zur Verantwortung zu ziehen.
Aber noch nicht gleich. Es war noch zu früh, sich in die Karten sehen zu lassen.
Er fuhr fort: »Ich werde Arlene Debo sagen, dass möglicherweise ein Leck hier in Washington die Quelle für die aggressive Aktion des U-Boots gegen die Crowe ist.
Kott können wir das allerdings eindeutig nicht in die Schuhe schieben. Irgendetwas Neues von Jon Smith?«
»Leider nein«, sagte Klein. »Noch eine Stunde, dann aktiviere ich meine Leute.«
»Lass uns mal hoffen, dass sie ihn und das Dokument finden. Er ist unsere letzte Hoffnung.«
»Was sagt Arlene zu McDermid? Irgendetwas Neues von Agent Russell?«
»Noch mehr schlechte Nachrichten. Auch Russell ist verschwunden.«
Teil 3
Hongkong
Die Bäuerin setzte sich verzweifelt zur Wehr, als zwei Chinesen sie in den L-förmigen Raum schleppten und neben dem Mann zu Boden schleuderten, der, die Hände auf den Rücken gefesselt, mit blutigem Gesicht und blo
ßen Füßen zusammengesunken auf einem Stuhl saß. Die Luft im Raum war stickig.
»Sieh ihn dir gut an«, sagte einer der Männer auf Kantonesisch. »Denk immer dran, wenn du verhört wirst: So wird es dir auch gehen, wenn du nicht antwortest.« Die Bäuerin, in Hose und Kittel, kauerte auf dem Boden und schaute wie jemand hoch, der kein Wort verstanden hat. Der Mann schüttelte den Kopf. Langsam begann er sich Sorgen zu machen. Er sah seinen Partner an, und sie gingen.
Randi Russell hörte, wie die Tür hinter ihnen zuschlug.
Ihre schwarzen Augen blitzten vor Wut, als sie sich im Raum umsah. Die Vorhänge der zwei breiten Fenster, eins vorne, eins hinten, waren zugezogen. Nur an ihren Rändern drang das Morgenlicht in dünnen Streifen in den Raum. Aus Sorge, sie könnte von irgendwoher beobachtet werden, bewegte sie sich nicht. Sie studierte Smith und die Knoten, mit denen er an den Stuhl gefesselt war.
Ihn hatten sie sich also auch geschnappt, dachte sie ärgerlich. Und sie hatten ihn auch schon in die Mangel genommen.
Sie war hier in etwas hineingeraten, das weit über das hinausging, was sie oder die Zentrale in Langley erwartet hatten. Bei der Sache, an der Jon diesmal arbeitete, hatte eindeutig Ralph McDermid die Finger mit im Spiel. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass es immer um etwas Wichtiges ging, wenn ihr Fast-Schwager auftauchte.
In Langley war man selten darüber im Bilde, was Jon genau tat. Sein Auftraggeber musste jemand auf allerhöchster Regierungsebene sein, auch wenn er das noch so vehement abstritt. Das hieß, die undichten Stellen, von denen McDermid profitierte, waren möglicherweise nur die Spitze eines politischen oder
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