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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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Randi zog alle Register. Ganz das verängstigte arme, kleine Geschöpf, klammerte sie sich an McDermids Beine und sah wimmernd in sein angewidertes Gesicht hoch.
    Auf Mandarin fluchend, packte Feng sie an ihrem Kittel und riss sie von McDermid weg. »Bauernpack! Tun so, als würden sie bei lebendigem Leib gehäutet, wenn man sie bloß anfasst. Ich werde ihr gleich einen wirklichen Grund zum Heulen geben.« Er drehte sich um und redete kurz leise auf die zwei anderen Männer ein: »Holt die Elektroden und den Schneidbrenner.« Randi verstand den Shanghaier Dialekt, in dem er mit seinen Helfern gesprochen hatte, sehr wohl. Heftiger Aufruhr brach in ihr aus. Sie konnte Foltern so gut standhalten wie die meisten, aber selbst wenn sie gerettet wurde oder entkommen konnte, würde sie ihren Widerstand ziemlich sicher mit bleibenden körperlichen Schäden bezahlen. Aber etwas gab es noch, was sie ihr vielleicht glauben würden: Sie könnte ihnen Jon ans Messer liefern.
    Er war bereits verletzt. Möglicherweise sogar schwer.
    Sie wappnete sich innerlich, als sie zu ihm hinübersah. Er hing bewusstlos in seinen Fesseln und stöhnte nicht einmal. Wenn auch sie schwer verletzt wäre, könnte sie für keinen von ihnen beiden mehr etwas tun. Und auch für die Firma könnte sie nichts mehr tun, geschweige denn für Amerika.
    Sollten sie ruhig den Schneidbrenner und die Elektrogeräte holen oder welche Gräuel Feng Dun sonst noch in seinem Folterarsenal hatte. Wenn sie sich für die Elektroden entschieden, würden sie ihr zuerst einen gemeinen Betäubungsstoß verpassen, der jedoch, das wusste sie, keine ernsten Schäden hinterlassen würde. Sie würde ihnen Jon erst beim zweiten oder dritten Stromstoß ausliefern. Je länger sie aushielt, desto eher würden sie ihr glauben, was sie ihnen erzählte. Wenn sie dagegen mit dem Schneidbrenner anfingen, müsste sie es darauf ankommen lassen und ihn früher hinhängen. Schneidbrenner machten ihr Angst.
    Grinsend kamen die zwei Männer mit den Folterinstrumenten zurück. Reflexe waren körperliche Reaktionen, die sich der Kontrolle durch den Verstand entzogen.
    Nur einen Sekundenbruchteil, nachdem sie reagiert hatte, merkte Randi, dass Feng Dun sie beobachtet hatte.
    Er lächelte wieder. »Mach den Schneidbrenner an«, sagte er zu einem der Männer. Dem anderen trug er auf: »Hol noch einen Stuhl. Zieh ihr die Sandalen aus.« Ralph McDermid schluckte. »Ist das wirklich nötig …?«
»Ja, Taipan.« Feng Duns Stimme hatte einen schroffen, gereizten Unterton. »In Angelegenheiten von solcher Bedeutung muss man sich die Hände schmutzig machen.
    Sogar blutig.« Der zweite Mann holte einen Stuhl aus der Ecke. Feng Dun zog Randi an den Schultern hoch. Sie ließ sich zusammensacken, aber er hob sie so mühelos an, als wäre sie eine Strohpuppe, und setzte sie auf den Stuhl. Während der erste Mann den Schneidbrenner anmachte, zog ihr der zweite die Sandalen aus.
    Wieder kreischte sie auf Mandarin los: »Nein! Nein! Ich werde Ihnen alles sagen. Er hat mich dafür bezahlt.« Sie deutete auf Smith, der immer noch reglos, nur von seinen Fesseln gehalten, auf dem Stuhl saß. »Ich hatte Angst, es zu sagen. Dann hätten Sie mir genauso wehgetan wie ihm. Aber … das ist der Mann, der es getan hat. Er hat mir Geld gegeben. Ich sollte dem Herrn dort folgen und mir genau merken, wohin er ging und was er tat und mit wem er redete. Alles, was der Herr aus dem Westen tat. Ich brauchte das Geld. Mein Vater und meine Mutter sind alt. Sie brauchen Medikamente und Essen. Ihr Haus ist alt. Es muss repariert werden. Bitte; Tun Sie mir nichts! « Sie schnatterte weiter, als hätte die Angst eine Flut von Wörtern ausgelöst. McDermid und die anderen Männer drehten sich zu Smith um, während Feng dolmetschte.
    Über McDermids Züge legte sich ein wissender Ausdruck. Randi konnte an seinen Augen ablesen, dass er ihr glaubte und sagte sich: Aber natürlich. Das hätte ich mir eigentlich gleich denken können.
    Feng sah nicht McDermid an. Er starrte auf Randis Fü
    ße. Dann kam er auf sie zu, packte ihre Hände und drehte sie herum, um sich ihre Handflächen anzuschauen.
    Verwundert über Fengs Verhalten und erleichtert, dass sich der Einsatz des Schneidbrenners erübrigte, fragte McDermid: »Feng? Was ist denn?« Feng ließ Randis Hände los, packte sie am Kinn und hob ihren Kopf hoch. Er betrachtete prüfend ihr Gesicht, ihre Augen, ihr Haar. Seine langen Finger fühlten sich wie Stahlnägel auf ihrer Stirn und

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