Der Altman-Code
noch drehenden Rotoren auf die Kanzel zu. »Alles glatt gelaufen?«, schrie er dem Piloten zu.
»Reibungslos, Sir! Sie sind an Ort und Stelle.« Chervenko nickte forsch und eilte wieder in die Kommunikationszentrale hinunter. Dort ging sein Blick sofort zu OS2 Fred Baum, der über den Radarschirm gebeugt war.
»Können Sie das Schlauchboot ausmachen, Baum?«
»Nein, Sir. Viel zu klein.«
»Hastings? Hören Sie was?«
»Nur die Schrauben der Empress und das U-Boot, das uns folgt, Sir. Der Frachter macht so viel Lärm, dass der Elektromotor des Schlauchboots unmöglich zu hören ist.« Zufrieden spitzte Chervenko die Lippen. »Gut. Vielleicht schaffen es unsere Jungs tatsächlich.« Er wandte sich zum Gehen, überlegte es sich aber noch einmal anders.
»Passen Sie genau auf, ob die Empress irgendetwas Eigenartiges macht, und …«
»Sir?« Hastings am Sonar lauschte aufmerksam. Dann stieß er aufgeregt hervor: »Das U-Boot! Das chinesische U-Boot kommt näher! Sehr schnell! Es hat uns jeden Augenblick eingeholt!« Chervenko schnappte sich einen Kopfhörer und lauschte. Das U-Boot kam eindeutig mit voller Kraft auf sie zu. »Sonst noch eine Meldung?« Ein anderer Techniker rief: »Sie machen die Torpedos scharf, Sir! Sie machen sie abschussbereit!« Chervenko wirbelte zum Funker herum. »Geben Sie Befehl zum Abbruch! Abbrechen!« Der Kommunikationsoperator beugte sich über sein Mikrofon und brüllte hinein: » Abbruch! Abbruch: Abbruch! « Nur wenige Meter vom mächtigen stählernen Rumpf der Empress entfernt, preschte das Schlauchboot über die Wellen. Für die SEALs war es, als schauten sie an einem Wolkenkratzer hoch, nur dass sich dieser Wolkenkratzer ziemlich schnell bewegte, als sie darauf zufuhren und versuchten, nicht angesaugt, von einem Strudel erfasst oder gegen die Seitenwand gedrückt zu werden. Desorientierung und überraschende Wellenbewegungen wurden bei solchen Manövern vielen zum Verhängnis. Aber Kozloff war an Desorientierung gewöhnt, und sein Hirn war bestens dafür trainiert, zu berechnen, wie er sich dem hoch aufragenden Frachter am besten näherte, ohne an ihm zu zerschellen.
Er manövrierte das Schlauchboot näher heran. Kalte Gischt schlug in sein Gesicht. Der Gestank von Öl und Metall raubte ihm fast den Atem. Ohne dass Kozloff den entsprechenden Befehl erteilen musste, beugte sich der zuständige SEAL weit über Bord und brachte die magnetische Andockhilfe schon beim ersten Versuch erfolgreich an der Empress an. Wasser schwappte über die Seiten des Schlauchboots und durchnässte sie. Im selben Moment aktivierte der vorderste SEAL bereits seine magnetischen Steighilfen und begann nach oben zu klettern, wie eine Spinne, die einen Monolith erklimmt. Wenig später folgte ihm der nächste SEAL, dann der nächste.
Kozloff sah voller Stolz zu. Der Schutz der Dunkelheit … die Ablenkung durch den Hubschrauber … das fast perfekte Anlegemanöver … alles deutete darauf hin, dass diese wichtige Operation erfolgreich verlaufen würde.
Er gestattete sich ein Lächeln, als er seine magnetische Steighilfe aktivierte und am Rumpf anbrachte. Auf der Stelle spürte er die Haftung, das Gefühl von Sicherheit.
Die verdammten Dinger funktionierten tatsächlich. Als er sich nach oben zu hangeln begann, hatte der erste SEAL bereits das Deck des Frachters erreicht.
Plötzlich kreischte es aus dem Mini-Empfänger in seinem Ohr: »Abbruch! Abbruch: Abbruch!«
Es zerriss ihm fast das Herz, als er gegen seinen Drang weiterzumachen ankämpfte. Er zwang sich, das Unbegreifliche zu glauben: Statt Erfolg hieß es jetzt Rückzug.
Er legte den Schalter um, öffnete die Verbindung zu seinen Männern. »Abbruch! Umdrehen! Abbruch, verdammt noch mal. Abbruch! Kommt sofort wieder zurück:«
Die Männer verringerten die Magnetkraft ihrer Steighilfen und rutschten die Seitenwand des Schiffes wieder hinunter. Kozloff machte sich wegen des ersten Mannes Sorgen, der bereits auf Deck verschwunden war. Mit angehaltenem Atem spähte er vom Schlauchboot nach oben.
Wo blieb der erste Mann?
Endlich erschien er und rutschte wie ein Feuerwehrmann an der Stange am Rumpf nach unten. Er versuchte es sich zwar nicht anmerken zu lassen, aber er war sichtlich wütend. Sobald seine Füße das Schlauchboot berührten, zerrte ihn ein SEAL an Bord, während ein anderer den magnetischen Anker löste. Kozloff musste gegen die Wellen und den Sog des Meeres ankämpfen, der das Schlauchboot in die Schrauben des Schiffs zu ziehen
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