Der Altman-Code
ihrer Kopfhaut an, ihr Magen krampfte sich zusammen.
Sie wich zurück. »Auuu! Sie tun mir weh! «
»Halt still.« Abrupt gruben sich die Finger unterhalb des Haaransatzes in ihre Stirn. Die schwarze Perücke löste sich, und darunter kam die eng anliegende Kappe zum Vorschein, die ihr eigenes Haar zusammenhielt.
»Feng!« McDermids breites Gesicht erstarrte.
Feng zog die Kappe ab, und Randis blondes Haar quoll hervor.
Seine zwei Begleiter schauten, als würden sie Zeuge eines Wunders.
McDermid stieß einfältig hervor: »Sie ist ja gar keine Chinesin!«
»Nein«, sagte Feng, ohne den Blick von Randis Gesicht abzuwenden, »sie ist keine Chinesin.«
»Aber wie haben Sie …?«
»Wegen ihrer Füße«, antwortete Feng. »Auf dem Land tragen die Leute praktisch ihr ganzes Leben lang Sandalen. Sie hat zwischen der großen Zehe und den anderen keine Lücke.« Er betrachtete sie nicht ohne gewisse Bewunderung. »Ihre Hände wurden künstlich derber und älter gemacht, vermutlich mit Latexhaut. Genauso wurde auch ihren Augen eine asiatische Form verpasst. Wahrscheinlich trägt sie Kontaktlinsen, und ihre Haut dürfte mit einer speziellen, besonders dauerhaften Schminke dunkler gemacht worden sein. Wirklich gute Geheimdienstarbeit, das Werk echter Könner.« Außer dem immer noch bewusstlosen Smith starrten alle Anwesenden Randi an, als wäre sie ein exotisches Tier im Zoo.
Randi war am Rand einer Panik. Sie dachte fieberhaft nach. Jetzt würden sie ihr die Geschichte, dass Jon sie mit McDermids Beschattung beauftragt hatte, nicht mehr abnehmen. Feng hatte bereits ganz richtig vermutet, dass sie für den Geheimdienst arbeitete. Von diesem Glauben lie
ße er sich jetzt durch nichts mehr abbringen. Egal, was sie ihm also von jetzt an erzählte, es müsste dieses Eingeständnis beinhalten. Schwitzend dachte sie über ihre Möglichkeiten nach … was Feng und McDermid vielleicht glauben würden … welche Lügengeschichte sie ihnen für bare Münze verkaufen könnte.
»So«, sagte Feng in diesem unheimlichen Tonfall, der sich selten veränderte, was ihn nur noch beängstigender machte. »Sie sind also keine Chinesin, sprechen aber Mandarin mindestens so gut, wenn nicht sogar besser als ich.
Und Kantonesisch und den Shanghaier Dialekt beherrschen Sie vermutlich auch, oder? Englisch selbstverständlich ebenfalls. Das heißt, Sie haben jedes Wort verstanden, das wir gesprochen haben. Sie waren uns gegenüber von Anfang an im Vorteil. Sie sind bestens ausgebildet, vermutlich von einer großen Organisation mit globalen Interessen und dem entsprechenden Bedarf an Agenten mit Fremdsprachenkenntnissen. Nicht einmal unser amerikanischer Freund dort spricht Chinesisch. Aber er ist ja auch nicht von der CIA, oder? Ein Spezialagent vielleicht, mit einer Spezialmission beauftragt, aber mit einem echten CIA-Agenten, der ihm zur Hand geht, hm? Wobei dieser CIA-Agent natürlich Sie sind.« Randi traf eine Entscheidung. Sie schürzte die Lippen und sagte in angewidertem Russisch: »Beleidigen Sie mich nicht.« Unwillkürlich wich Ralph McDermid einen Schritt zurück und machte große Augen, als hätte er eine Ohrfeige bekommen.
Feng Dun blinzelte.
»Und was Colonel Smith angeht, haben Sie vollkommen Recht«, fuhr Randi Russell in perfektem Russisch fort. »Er ist nicht von der CIA. Was oder wer er genau ist, weiß ich ebenso wenig wie Sie.« Gib ihnen eine kleine Bestätigung. Das lenkte sie vielleicht ab. »Aber auch ich würde es gern wissen. Es könnte sich später als sehr nützlich für uns erweisen.«
»Was hat sie gesagt?«, wollte McDermid wissen. Als Feng Dun es ihm übersetzte, runzelte er ärgerlich die Stirn. »Warum folgt mir ein russischer Agent?« Randi schaltete auf Englisch mit russischem Akzent um. »Die Altman Group ist nicht die einzige Organisation, die mit Waffen handelt.«
»Der russische Geheimdienst ist am Waffengeschäft interessiert?« McDermid witterte Geld. »Möchte der Kreml mit uns zusammenarbeiten?« In der Vergangenheit hatte er gute Geschäfte mit Russland gemacht, aber seit neuestem war Moskau gierig geworden und forderte einen höheren Gewinnanteil.
»Im heutigen Russland ist das Leben nur für wenige gut.« McDermid musterte Randi scharf. Dann entschied er: »Sie arbeiten nicht für den Staat. Sie arbeiten in ihre eigene Tasche oder für andere. Für einen ihrer kapitalistischen Oligarchien vielleicht. Für jemanden, der aus geschäftlichen Gründen wissen will, was die Altman Group macht.« Randi
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