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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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Wachen am Ende ihrer Runde angelangt waren und ihnen den Rücken zugekehrt hatten.
    Dann klopften er und Mahmout sich zum Abschied auf die Schultern, worauf Ibrahim aus der Kantine rannte und nach links davonstürmte. Er versuchte nicht, keinen Lärm zu machen. Im Gegenteil, seine Schritte waren deutlich zu hören. Beide Wachen schraken aus ihrem Dämmerzustand hoch und wirbelten, die Gewehre im Anschlag, herum.
    Jeder brüllte dasselbe chinesische Wort, das, nahm Smith an, »Halt!« bedeutete.
    Ibrahim blieb stehen und ließ in gespieltem Schuldbewusstsein den Kopf sinken.
    Vorsichtig kamen die Männer auf ihn zu. Sobald sie sein Gesicht sahen, entspannten sich ihre Mienen. Spöttisch grinsend redeten sie auf Chinesisch auf ihn ein.
    Mahmout übersetzte flüsternd.
    »Hast du wieder mal Essen geklaut, Ibrahim?«
»Langsam müsstest du doch wissen, dass du sowieso erwischt wirst. Was ist es denn diesmal?« Die erste Wache durchsuchte den zitternden Uiguren und holte ein Glas unter seinem Hemd hervor. »Schon wieder Honig. Du weißt ganz genau, dass der nicht für Häftlinge ist. Wir hätten gemerkt, dass er fehlt, und dann hätten wir bei dir nachgesehen. Du lernst anscheinend nie dazu. Jetzt müssen wir dich in den Bunker bringen, und morgen wirst du dem Kommandanten vorgeführt.
    Und was das heißt, weißt du ja!« Ibrahim ließ den Kopf noch tiefer sinken, als sie ihn zu einem kleinen Gebäude am hinteren Ende des Geländes abführten.
    »Und was heißt es?«, fragte Smith besorgt.
    »Eine Woche Einzelhaft. Ibrahim ist Agent. Es ist sein Beitrag für unsere Sache.« Mahmout sah nach links und nach rechts. »Jetzt!« Als Ibrahim in dem Gebäude verschwand, schlüpften Smith und Mahmout zur Tür hinaus, rannten nach rechts und hechteten unter die Baracke. Sie robbten auf die andere Seite, sprangen auf, rannten los und warfen sich unter die nächste Baracke, immer weiter nach diesem Schema, bis sie drei Baracken weiter in einem anderen Teil des Lagers waren. Schwer atmend lagen sie auf dem Bauch und spähten auf eine weitere Gruppe von Baracken hinaus. Direkt vor ihnen lag diejenige, die am weitesten von der Stelle entfernt war, an der sie unter dem Zaun durchgekrochen waren.
    Mahmout atmete in tiefen Zügen. Smiths Herz klopfte, und sein Gesicht juckte. Aber alles, was er denken konnte, war … in dieser Baracke befand sich David Thayer.
    Sie studierten das unbekannte Areal. Auch hier waren die Baracken durch hölzerne Wege verbunden. Zwei Wachen patrouillierten in entgegengesetzten Richtungen. Sobald sie ihnen den Rücken zukehrten, nickte Mahmout, und sie rannten erneut los, diesmal vorsichtiger.
    Die Barackentür öffnete sich lautlos, und eine Gestalt winkte sie in das dunkle Innere. Der Mann war Anfang dreißig, mit einer Narbe auf der rechten Wange, die aussah, als rührte sie von einem Messer her. Er legte einen Finger an die Lippen, schloss die Tür und tappte lautlos die Pritschen mit schlafenden Häftlingen entlang. Streifen von Mondlicht, das durch hohe Fenster hereinfiel, beleuchteten die trostlose Szenerie, die aussah, als wäre sie einem monochromen Moment aus einem Solschenizyn-Roman entsprungen.
    Smith und Mahmout folgten dem Häftling zu einer Tür am anderen Ende der Baracke. Der Mann deutete darauf und kehrte zu seiner Pritsche zurück. Smith und Mahmout tauschten im Dunkeln einen Blick aus, und Mahmout machte eine Geste, als wolle er sagen: »Jetzt sind Sie an der Reihe, wenn Sie möchten.« Das war David Thayers Zelle. Diese letzte Tür in der letzten Baracke des Lagers. Ein Mann, der jahrzehntelang offiziell für tot erklärt worden war. Dessen Frau wieder geheiratet hatte und gestorben war. Dessen bester Freund sie geheiratet hatte und ebenfalls gestorben war. Dessen Sohn ohne ihn aufgewachsen war. Er hatte ein ganzes Leben versäumt.
    Gespannt öffnete Smith die Tür. Dieser Mann verdiente mehr als Mitleid. Er verdiente Freiheit und alles Glück, das die Welt zu bieten hatte.
    Dahinter befand sich ein winziger Raum. Die zwei Männer, die nebeneinander auf Holzstühlen saßen, schauten auf. Jeder hielt eine kleine brennende Taschenlampe und deckte mit der anderen Hand das Licht ab.
    Viel mehr konnte Smith nicht sehen. Rasch schlossen er und Mahmout die Tür hinter sich.
    »Chiavelli?«, flüsterte Smith in das Dunkel hinein.
    »Smith?«, fragte eine Stimme zurück.
    »Ja.« Die Hände gaben die Lichtstrahlen frei. Schlagartig füllte sich die Zelle mit Licht und Schatten. Beide Männer waren

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