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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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Lager.
    Dort schien alles ruhig. In der Kantine brannte kein Licht. Die Flügeltür auf der Rückseite war geschlossen, auf der unbefestigten Zufahrt war niemand zu sehen. Aus den Baracken ertönte gelegentlich ein trauriges Lied oder makabres Gelächter, aber vom Kommandanten des Lagers und den Wärtern war keine Spur zu sehen.
    Alle diese Informationen waren wichtig, weil im Lager immer noch Ausnahmezustand herrschte. Smith und Mahmout waren zu der Überzeugung gelangt, dass die Chancen für ein unbemerktes Entkommen Thayers und Chiavellis besser stünden, wenn sie heimlich ins Lager eindrangen. Das wollten sie auf demselben Weg tun, auf dem sie die beiden auch nach draußen zu schaffen vorhatten.
    Nachdem sie eine Weile mit wachsender Anspannung reglos dagelegen waren, bemerkten sie ein erstes Lebenszeichen. Eine der Flügeltüren war auf-und wieder zugegangen. Oder war es nur Einbildung gewesen? Angestrengt spähte Smith zu der Stelle, ob dort eine Gestalt, eine Silhouette, irgendetwas zu erkennen wäre. Dann sah er sie – eine schemenhafte Gestalt, die an der nicht einzusehenden Stelle auf die Umzäunung zukroch. Es war ein kleiner Mann in grauer Lagerkleidung. Einmal sah er zu ihnen herüber, entdeckte Mahmout und nickte.
    Mahmout nickte ebenfalls und flüsterte Smith zu: »Das ist Ibrahim. Geben wir ihm Feuerschutz.« Lärm war an diesem Abend der größte Feind. Und die Waffen, die sie zuallerletzt benutzen mussten, waren ihre Schusswaffen, auch wenn sie mit Schalldämpfern versehen waren. Es war Unsinn, dass »schallgedämpfte« Schüsse keinen Lärm machten. Auch wenn sie natürlich leiser waren als normale Schüsse, entstand dabei immer noch ein Knall wie etwa der von einem harmlosen Feuerwerkskörper. Mit etwas Glück würden ihre Hände, Füße, Messer und Würgschlingen genügen. Trotzdem hoben sie für alle Fälle ihre Pistolen und schwenkten sie über das Gelände. Die zwei Uiguren neben ihnen folgten ihrem Beispiel. Sie mussten diesen Mann, der so viel riskierte, beschützen.
    Smiths Herz behielt seinen steten langsamen Rhythmus bei, obwohl ihn die Anspannung zu beschleunigen versuchte. Inzwischen hatte Ibrahim den lehmigen Boden etwa dreißig Zentimeter tief aufgegraben. Dann beugte er sich in das Loch hinab und klappte eine knapp einen Quadratmeter große Holzplatte hoch. Er verschwand in dem Loch und wenige Augenblicke später bewegte sich auf der anderen Seite der Umzäunung ein Stückchen Erde. Es warf sich bröckelnd auf, und eine weitere Holzplatte klappte hoch. Ibrahims Kopf erschien kurz, verschwand wieder und tauchte auf der anderen Seite der Umzäunung auf. Der Tunnel war offen.
    Mahmout flüsterte: »Jetzt sind wir dran.« Er richtete sich auf und huschte geduckt auf die Umzäunung zu. Smith und die zwei Uiguren folgten ihm.
    Smith spähte in das Loch hinab. Es war Teil eines tiefen Grabens, der unter der Umzäunung ausgehoben und mit zwei Holzplatten, die direkt unter dem Zaun aneinander stießen, abgedeckt worden war.
    »Los«, forderte ihn Mahmout leise auf. »Ich passe so lange auf.« Kopf voran kroch Smith in das Loch und kletterte auf der anderen Seite der Umzäunung heraus. Von seiner Kleidung rieselte Sand und Erde, als er hinter Ibrahim auf die Kantine zurannte. Sobald er ins Innere der Baracke geschlüpft war, drehte er sich um und zielte mit seiner Beretta nach draußen. Inzwischen hatten die Uiguren die Holzplatten wieder angebracht und mit Erde bedeckt. Als Mahmout Smith und Ibrahim folgte, machten sie sich daran, die Oberfläche mit Besen glatt zu streichen, sodass nichts Auffälliges mehr zu erkennen war.
    Nachdem auch der letzte Uigure die Kantine erreicht hatte, eilte ihnen Ibrahim im Laufschritt durch die dunkle Küche und den verlassenen Speisesaal voraus. Sie spähten durch die Fenster nach draußen. Mondlicht erhellte die hölzernen Plankengänge, die drei große Baracken und die Kantine miteinander verbanden und sich zu anderen Gebäuden verzweigten, damit der Lagerkommandant in der Regenzeit keine nassen Füße bekam. Alle Gebäude waren auf einen Meter hohen Stützen errichtet, eindrucksvoller Hinweis auf die Heftigkeit der jahreszeitlich bedingten Unwetter. Es gab weder Bäume noch Gras, nur Erde, die zahllose Füße festgetreten hatten.
    Zwei Wachen, Gewehre über den Schultern, patrouillierten auf dem Gelände. Vielleicht, weil sie wegen des Alarms auch in der vergangenen Nacht hatten Wache schieben müssen, gähnten sie schläfrig.
    Ibrahim wartete, bis die

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