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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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sie ihn mit Gewalt befreien wollen? Ob er genügend Unterstützung hat? Ob er glaubt, dass sie es schaffen?«
    »Leider nein.«
»Warum konnte er nicht länger sprechen?«
»Ich vermute, er hatte Angst, sein abhörsicheres Handy zu benutzen. Deshalb hat er wahrscheinlich von einem Festnetzapparat angerufen, der allerdings ebenfalls abgehört werden könnte. Das alles deutet darauf hin, dass die Fallschirmsichtung nicht sonderlich ernst genommen wird. Die örtlichen Behörden dürften weder den Fallschirm noch sonst irgendwelche Hinweise auf einen Eindringling entdeckt haben. Mit etwas Glück sind sie bloß ein wenig skeptisch.«
»Hoffentlich hast du Recht, Fred. Smith wird alles Glück brauchen, das er kriegen kann, und wir auch.« Der Präsident sah auf die Uhr. »Wenn ich richtig gerechnet habe, sind es für ihn noch vier Stunden bis Einbruch der Dunkelheit.« Er schüttelte den Kopf. »Für uns alle vier sehr lange Stunden.«
    Montag, 18. September - Hongkong
    Dolores Estevez durchquerte die Eingangshalle des Altman Building und eilte durch die gläserne Eingangstür in die Schwüle der Stadt und in die Menschenmassen hinaus. Normalerweise stimulierte sie Hongkongs hektisches Getriebe. Nicht so jetzt. Sie stellte sich in eine Schlange von Leuten, die verzweifelt ein Taxi zu ergattern versuchten, doch kaum hatte sie die Hand gehoben, hielt wie durch ein Wunder eines vor ihr an. Sie erklärte es sich damit, dass Gott es gut meinte mit Leuten, die es eilig hatten, solange sie nur im Dienst einer guten Sache unterwegs waren.
    Sie stieg rasch ein. »Zum Flughafen. Schnell.« Der Fahrer stellte den Zähler an, und das Taxi ordnete sich in den Verkehr ein. Eine Weile kämpften sie sich im Schneckentempo voran, bis der Fahrer in kehligem Kantonesisch ein paar Flüche murmelte und in eine schmale Nebenstraße bog.
    »Kleine Abkürzung«, erklärte er seinem Fahrgast.
    Bevor Dolores Estevez protestieren konnte, hatte er bereits beschleunigt und war ein gutes Stück vorangekommen. Nervös setzte sie sich zurück. Vielleicht wusste der Mann, was er tat. Jedenfalls musste sie dringend zum Flughafen, wo der Big Boss, vermutlich schon ziemlich verärgert, auf sie wartete. Sie sah ihrer neuen Aufgabe mit gemischten Gefühlen entgegen. Weil sie mehrere Dialekte beherrschte, sollte sie ihn als seine offizielle Dolmetscherin nach Dazu in Sichuan begleiten. Sie sprach flie
    ßend Kantonesisch und Mandarin, aber ihr war klar, dass diesmal etwas anderes auf sie zukäme, als ihre Fortgeschrittenenkurse zu unterrichten oder sich in den chinesischen Restaurants von Los Angeles verständlich zu machen. Auch wegen ihres Englisch war sie nervös. So sehr sie sich auch anstrengte, hatte sie ihren Barrio-Akzent noch immer nicht ganz ablegen können.
    Während sie noch diesen Gedanken nachhing, hielt das Taxi am Ende der Straße abrupt an. Die Tür wurde aufgerissen und kräftige Hände zerrten sie nach draußen.
    Sie war zu erschrocken, um sich zu wehren, aber sie bildete sich ein, einen flüchtigen Blick auf eine Latina erhascht zu haben, die ihr verblüffend ähnlich sah. Dann spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Arm, und Dunkelheit umschloss sie.
    An Bord des luxuriösen, ausschließlich für seinen persönlichen Gebrauch bestimmten Firmenjets ließ sich Ralph McDermid in seinen Sitz zurücksinken, nahm einen Schluck von seinem Lieblings-Scotch – Eis, kein Wasser – und sah zum zehnten Mal auf die Uhr. Wo blieb bloß diese verdammte Dolmetscherin? Innerlich kochend winkte er dem Steward, einen neuen Single Malt zu bringen, als eine Frau atemlos in die Kabine gestürzt kam. Der Ärger, mit dem McDermid sie taxierte, schlug rasch in Bewunderung um. Sie war eine typische Latina, mit hohen Backenknochen, einem langen, schmalen Gesicht und einem Hauch von Aztekenglut in den Augen. Exotisch.
    »Mr. McDermid«, sagte sie in einem Englisch, in dem mehr als nur eine Spur des Barrios von South Central Los Angeles mitschwang. Bei einem Mann hätte er diesen Akzent als ein Zeichen mangelnder Ausbildung und Durchsetzungsbereitschaft betrachtet, aber bei einer Frau fand er ihn reizend. »Ich bin Dolores Estevez, Ihre Dolmetscherin und Übersetzerin. Entschuldigen Sie bitte mein Zuspätkommen, aber man hat mir leider erst vor kurzem Bescheid gesagt. Und natürlich war der Verkehr katastrophal. « McDermid hörte ein leichtes Lispeln heraus. Das wurde ja immer besser. Ihre Figur war in jeder ethnischen oder nationalen Hinsicht umwerfend. Und

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