Der Altman-Code
dann folgte sein Blick dem Mahmouts an den Rand der Lichtung. Er schluckte. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt.
Unter den Bäumen standen acht Männer in VBA-Uniform und richteten ihre Gewehre auf die Lichtung. Auf sie. Die Soldaten kamen zwar zu spät, um Feng zu helfen, aber nicht zu spät, um Mahmout, Randi Russell und alle anderen zu erschießen.
Montag, 18. September - Washington, D. C.
Alle Augen im unterirdischen Situation Room des Wei
ßen Hauses waren auf das Kopfende des Konferenztisches gerichtet, wo Präsident Castilla zur Wanduhr hinaufschaute.
»Noch eine Stunde, Sir«, sagte Admiral Brose.
»Weniger«, korrigierte ihn Verteidigungsminister Stanton.
Vizepräsident Brandon Erikson sagte: »Wir dürfen nicht mehr länger warten, Mr. President.« Der Präsident wandte sich Erikson zu. »Sind alle bereit? Auf der Crowe? «
»Sie befinden sich schon eine halbe Stunde auf Gefechtsstation«, sagte Admiral Brose.
Der Präsident nickte. Mehrere Male. Sein Blick kehrte zur Uhr zurück. Seine Miene verhärtete sich. »Geben Sie das Kommando.« Schlagartig explodierte der Situation Room in einem Ausbruch von Aktivität. Brose riss den Hörer des Telefons hoch und erteilte Befehle.
Dienstag, 19. September - Dazu
Mahmout machte eine kurze Handbewegung, und die zwanzig Uiguren verteilten sich, sodass sie den acht Soldaten auf der anderen Seite der Lichtung gegenüberstanden. Die Waffen im Anschlag, die Finger am Abzug, starrten sie sich gegenseitig an.
»Wir sind mehr als doppelt so viele«, stieß Mahmout hervor, »aber ich möchte nicht riskieren, es mit ihnen aufzunehmen. Wir wissen nicht, wie viele von ihnen noch in der Nähe sind, und ein Feuergefecht, bei dem wir einen VBA-Trupp erschießen, zöge drakonische Strafen für meine Guerrillas und ganz Xinjiang nach sich. Tut mir Leid, Jon, aber dieses Opfer ist die Sache nicht wert.« Smith antwortete rasch, aber nur ungern: »Das kann ich verstehen.«
»Wenn es nicht noch mehr Soldaten gibt, können wir Sie, Colonel Smith, und Ihre Leute zumindest in unser Versteck bringen. Meine Kameraden dort werden Ihnen dann helfen, David Thayer außer Landes zu schaffen.«
»Vielen Dank. Warum tun die Kerle nichts?« Die Soldaten standen da wie Statuen, die Waffen schussbereit im Anschlag. Eine undurchdringliche Reihe vielleicht, aber nicht unüberwindlich. Sie konnten immer noch unter Beschuss genommen werden. Warum eröffneten sie nicht das Feuer? Hatten sie Angst, weil sie zahlenmäßig unterlegen waren? »Angst haben sie nicht«, meinte Mahmout. »Eher warten sie, wie ich bereits gesagt habe, auf Verstärkung.« In diesem Moment spürte Smith, wie sich neben ihm etwas bewegte. Er wirbelte herum. »Randi!« Mit finsterer Miene erschien Randi Russell neben ihm.
»Wie kann ich euch helfen?« Ihr blondes Haar war schwarz gefärbt, und sie trug ein zerknittertes Kostüm.
Auch sie beobachtete die chinesischen Soldaten, die stumm auf der anderen Seite der Lichtung standen.
»Wie kommst du denn hierher?« Diesmal verzichtete Smith auf ihren üblichen verbalen Schlagabtausch. Lange würden die Soldaten nicht mehr warten.
»Ich bin mit Ralph McDermid – soll dieses Schwein in der Hölle schmoren – hierher geflogen. Er brauchte eine Dolmetscherin.«
»Zu unserem und Li Kuonyis Glück. Warst du von Anfang an dabei?« Sie nickte. »Ich lag dort oben auf der Lauer. Nach dem Blutbad unten in der Schlucht sah ich, wie Feng sich die anderen beiden schnappen wollte. Deshalb nahm ich ihn unter Beschuss, um ihn in die Felsen zurückzutreiben.«
»Da bin ich dir ja schon wieder was schuldig.«
»Nicht der Rede wert.« Der flapsige Ton wollte ihr nicht so recht gelingen. »Dieses Dokument, das sich im Besitz der Frau befindet … ist es das, was du haben möchtest?«
»Ja.« Smith schilderte ihr kurz den Zusammenhang, einschließlich der verfahrenen Situation im Arabischen Meer. »McDermid hat das Ganze mit Li Kuonyis Mann eingefädelt. Irgendwie hatte auch ein hoher chinesischer Politiker seine Finger mit im Spiel. Keine Ahnung, was dabei noch herauskommt, jedenfalls bestimmt nichts Gutes. Nicht für den Frieden … nicht für die Zukunft … nicht für die Welt. Tut mir Leid, dass du da reingeraten bist, Randi. Asgar hat Recht. Er darf die Zukunft seines Volkes nicht aufs Spiel setzen. Außerdem reicht die Zeit sowieso nicht mehr, um noch etwas an der Sache ändern zu können.« Er wandte sich Mahmout zu. »Sehen Sie lieber zu, dass Sie mit Ihren Leuten verschwinden, so
Weitere Kostenlose Bücher