Der Altman-Code
Militärs und mittels eines tiefen Raunens deutlich.
Alkoholiker? Alkoholiker! Was bildet sich der Kerl eigentlich ein! Sogar Präsident Castilla zog eine Augenbraue hoch.
Emily Powell-Hill sprang ein, die gekränkten Militärs zu besänftigen. »Der Minister bittet selbstverständlich alle von Ihnen, ebenso wie die zahlreichen Experten und unsere Verbündeten, um Vorschläge.« »Bitten« , knurrte Stanton, »tut der Minister um gar nichts. Er sagt Ihnen, wie die Dinge liegen. Das ist ein neuer Tag und eine neue Welt. Wie es so schön heißt: Wir müssen aufhören, uns für den Krieg vom vergangenen Jahr zu rüsten!«
»Die Äußerungen und Vergleiche des Ministers mögen sich vielleicht in den Schlagzeilen gut machen, auf die er zu schielen scheint«, knurrte Admiral Stevens Brose, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs, von seinem Platz direkt gegenüber dem Präsidenten und Stanton, »aber auf einem Schlachtfeld sind seine Schreibtischsesselansichten keinen rostigen Heller wert.« Sein grauer Bürstenschnitt schien vor Verachtung noch aufrechter zu stehen. Er saß angespannt da, die Beine übereinander geschlagen, das mächtige Kinn vorgereckt.
Verteidigungsminister Stanton konterte auf der Stelle.
»Ich verbitte mir diese Unterstellung, Admiral, und …«
»Das war keine Unterstellung, Herr Minister«, entgegnete Brose trocken. »Das war eine Tatsache.« Die zwei starrten sich finster an.
Stanton, der Neue in dieser Runde, senkte den Blick auf seine Notizen. Wenige hatten den unerbittlichen Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs bisher niedergestarrt, und Stanton würde sich an diesem Tag nicht unter sie einreihen.
Trotzdem gab Stanton keinen Fingerbreit Boden preis.
Er schaute auf. »Na schön. Wenn Sie unbedingt auf Konfrontation aus sind …« Der Admiral lächelte.
Stanton errötete. Als ehemaliger, maßgeblich am Aufstieg des Unternehmens beteiligter Vorstandsvorsitzender von General Electric war Stanton weit davon entfernt, seine Ansichten in Zweifel zu ziehen. »Belassen wir es einfach dabei, dass ich Ihrer Aufmerksamkeit gewiss sein kann, Admiral. Das ist es, was zählt.«
»Da sind Sie allerdings etwas spät dran«, grummelte Brose. »Dafür hat bereits die weltpolitische Lage gesorgt.
Wie ein Schuss vor den Bug.« Der Präsident hob eine Hand. »Schluss jetzt, meine Herren. Ich plädiere für einen Waffenstillstand. Harry, klären Sie uns unwissende Laien auf. Erläutern Sie uns genauer, was Sie meinen.« Stanton, der es gewohnt war, Firmenvorstände so weit einzuschüchtern, dass sie jede Marotte von ihm absegneten, machte eine Kunstpause. Sein durchdringender Blick strich über die versammelten Generäle und Minister.
»Seit mehr als einem halben Jahrhundert rüstet sich Amerika für einen kurzen, extrem konzentrierten Krieg in Europa oder auf dem Boden der ehemaligen Sowjetunion, der von großen, festen Stützpunkten aus geführt werden sollte, die sich in relativ günstiger Lage zum jeweiligen Kriegsschauplatz befanden. Die Ziele lagen in Reichweite trägergestützter Kampfflugzeuge und Bomber, und zusätzlich waren da noch die großen Langstreckenbomber, die von Amerika aus eingesetzt werden konnten. Zur Prävention von Kriegen stützten wir uns auf massive Abschreckung oder darauf, einen möglichen Gegner in Schach zu halten. Das alles muss sich von Grund auf ändern. Und zwar jetzt.« Admiral Brose nickte. »Wenn Sie für ein schlankeres Militär plädieren, gehe ich vollkommen mit Ihnen konform. Es muss in der Lage sein, rasch zu reagieren sowie jederzeit und überall aufzumarschieren, und es muss zu diesem Zweck mit leichteren, kleineren, unauffälligeren und besser austauschbaren Waffen ausgerüstet werden.
Die Navy zum Beispiel hat ihr ›Streetfighter‹-Konzept bereits umgesetzt. Es stützt sich auf kleine Flugzeugträger, Lenkwaffenschiffe und U-Boote für den Einsatz in beengten Küstengewässern, in denen wir, steht zu erwarten, künftig mehr und mehr werden operieren müssen.« Air-Force-General Bruce Kelly saß neben Brose. Er hielt sich kerzengerade aufrecht, sein aristokratisches Gesicht war von gesunder Farbe, seine Uniform makellos, sein Blick klar und berechnend. Seine Feinde warfen ihm vor, eine seelenlose Maschine zu sein, während seine Unterstützer damit prahlten, er sei einer der klügsten Köpfe, die das Militär je hervorgebracht habe. »Ich nehme einmal an, der Minister schlägt nicht vor, unser Abschreckungspotenzial aufzugeben«, erklärte er in mildem
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