Der Altman-Code
Ton.
»Unsere Atomwaffen – ob mit langer oder kurzer Reichweite – sind unverzichtbar.«
»Vollkommen richtig.« Nachdem er und Kelly sich grundsätzlich einig waren, setzte Stanton sein gewinnendes Lächeln wieder auf. »Aber wir sollten in Betracht ziehen, die Arsenale zu verringern und die Forschungsausgaben für größere und ›bessere‹ Bomben und für die gigantischen Marschflugkörper, die sie befördern können, zu kürzen. Wahrscheinlich ist es auch unklug, mehr Flugzeugträger und U-Boote zu bauen als nötig sind, um den augenblicklichen Bestand zu ersetzen.« Emily Powell-Hill schaltete sich ein. »Kommen Sie auf den Punkt, Henry. In diesem Meeting geht es um Zuteilungen. Was genau sollten wir Ihrer Meinung nach bauen beziehungsweise nicht bauen?«
»Wie bereits gesagt, Emily, mache ich keine Vorschläge. Ich sage Ihnen nur, was wir tun müssen, um unsere militärische Überlegenheit beizubehalten. Wir müssen unsere Gelder von riesigen Flugzeugträgern, großen Panzern und Kampfflugzeugen mit gewaltiger Kampfkraft auf leichte, kleine, fast unsichtbare Waffen umschichten.« Der Stabschef der Army, Lt. General Tomas Guerrero, saß rechts von Admiral Brose. Seine großen, dickfingrigen Hände verknoteten sich auf dem Tisch. »Ich lasse mir von niemandem erzählen, dass wir keine Panzer, keine schwere Artillerie und keine großen Streitkräfte mehr brauchen werden, um große Kriege zu führen. Russland und China gibt es noch sehr wohl, Herr Verteidigungsminister. Sie lassen das völlig außer Acht. Diese Nationen haben große Armeen, enorme Landflächen und ein enormes Nuklearwaffenpotenzial. Dann sind da auch noch Indien, Pakistan und ein vereintes Europa. Wirtschaftlich ist Europa bereits unser Gegner.«
Stanton war nicht bereit nachzugeben. »Genau das sage ich doch, General.« Sicherheitsberaterin Powell-Hill flocht ein: »Ich nehme nicht an, dass irgendjemand glaubt – oder möchte –, dass unsere gegenwärtige militärische Stärke beschnitten wird, Mr. Stanton. Wenn ich Sie richtig verstehe, vertreten Sie die Ansicht, dass wir intensiver kleinere Waffen und militärische Potenziale entwickeln müssen.«
»Ich …«, setzte Stanton an.
Bevor der Verteidigungsminister fortfahren konnte, verschaffte sich Admiral Brose mit seiner Respekt gebietenden Ausstrahlung und Stimme Gehör. »Niemand unter den Anwesenden hat etwas am Konzept eines schlankeren, schlagkräftigeren Militärs auszusetzen. Ich meine, darauf zielen wir doch schon seit dem Golfkrieg ab. Wir tun es nur noch nicht mit dem hundertprozentigen Nachdruck, den Sie fordern.« Vom Ende des Tisches meldete sich Lt. General Oda, der Befehlshaber des Marine Corps, zu Wort. »Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Leicht und schnell – genau das ist es, was die Marines wollen.« Überall im Raum zustimmendes Nicken. Nur Präsident Castilla, der sich normalerweise an jeder Diskussion über wichtige militärische Fragen intensivst beteiligte, blieb still. Er schien nachzudenken, darauf zu warten, dass etwas anderes gesagt würde.
Verteidigungsminister Stanton sah ihn an und spürte die Unsicherheit. Forsch fuhr er fort: »Soweit bin ich also froh, dass Sie mit meiner Analyse übereinstimmen. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie erst morgen mit Aktivitäten beginnen möchten. Das reicht nicht aus. Wir müssen heute anfangen. Jetzt. Im Moment haben wir Waffen in verschiedenen Entwicklungsstadien – den F-22 Kurzstrecken-Kampfjet der Air Force, das neue DD-21 -Schlachtschiff und Flugzeugträger der Navy und das gepanzerte Langstrecken-Artilleriesystem Protector der Army. Diese Waffensysteme sind alle zu schwerfällig. Und zwar jedes von ihnen. Sie gleichen Elefanten, wo wir doch Jaguare brauchen, und sie werden sich für die Art von Auseinandersetzungen, wie sie in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach auf uns zukommen werden, als vollkommen ungeeignet erweisen.« Bevor der Chor wütender Proteste richtig an Lautstärke gewinnen konnte, hob Admiral Brose abrupt die Hand.
Als sich das Stimmengewirr zu besorgtem Gemurmel legte, sagte er: »Also gut. Befassen wir uns der Reihe nach mit jedem Einzelnen von ihnen. Bruce, würden Sie den Sachverhalt im Fall der F-22 darlegen?«
»Das wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen«, erklärte General Kelly. »Die F-16 veraltet mehr und mehr.
Die F-22 gewährleistet über jedem Schlachtfeld die absolute Kontrolle des Luftraums. Dieses völlig neuartige Kampfflugzeug garantiert erste
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