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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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wartete, bis die Gestalten hinter dem Haus verschwanden. Dann öffnete er das Fenster, setzte sich mit baumelnden Beinen auf das Fensterbrett und beugte sich zu dem Abflussrohr aus Blech hinüber, das fest an der Wand befestigt zu sein schien. Sobald er es zu fassen bekommen hatte, schwang er sich vom Fenster fort. Das Rohr ächzte zwar, aber es hielt. Die Schuhspitzen mit aller Kraft gegen den rauen Putz stemmend, ging er buchstäblich die Hauswand hinunter. Sobald seine Sohlen festen Boden berührten, rannte er über den mondbeschienenen Rasen zu der Baumgruppe, unter der er bei seiner Ankunft Deckung gefunden hatte.
    Aus den Fenstern des Schlafzimmers drangen wütende chinesische Rufe in die Nacht hinaus. Sie hatten den offenen Safe gefunden und seine Flucht entdeckt.
    Sobald er die Bäume erreicht hatte, begann er, den dunklen Büschen ausweichend, in wildem Zickzack davonzurennen. In einigem Abstand folgten ihm heisere Rufe, und dann ertönte eine tiefe, sonore Stimme, die Befehle erteilte wie ein Feldwebel, der seine Männer zum Durchhalten aufforderte. Smith hatte diese Stimme schon einmal gehört – sie war die des Anführers des Killerkommandos auf der Insel Liuchiu. Der große rothaarige Chinese, der laut Aussagen des Finanzchefs von Flying Dragon Feng Dun hieß.
    Plötzlich ominöse Stille. Smith vermutete, seine Verfolger hatten Befehl erhalten, auszuschwärmen und ihn systematisch auf die entlang der Straße laufende Mauer zuzutreiben, wo Feng Dun sicher noch mehr seiner Leute postiert hatte. Es war die gleiche Zangenbewegung, die er bei seinem Angriff auf der Insel Liuchiu eingesetzt hatte. Militärs griffen häufig auf eine bestimmte Lieblingstaktik zurück – wie Stonewall Jackson auf seine Nachtmärsche zur Umgehung des Feindes.
    Smith machte kehrt und lief leise zur rückwärtigen Mauer. Während er durch das Dunkel huschte, holte er sein Walkie-Talkie aus der Tasche. »Andy? Andy, kommen.«
»Scheiße, Colonel. Bei Ihnen alles okay?«
»Haben Sie sie gesehen?«
»Klar. Drei Autos. Ich habe mich schnellstens verdrückt.«
»Wo sind Sie jetzt?«
»Vor dem Eingangstor, wie Sie gesagt haben. Ich habe den Wagen versteckt und bin zu Fuß zurückgekommen.
    Die drei Autos stehen gleich hier auf der Straße, ein bisschen nah für meinen Geschmack.«
»Haben sie bei den Autos auch ein paar Männer zurückgelassen?«
»Klar.«
»Wie viele?«
»Zu viele, wenn Sie mich fragen. Drei Fahrer. Und weitere fünf sind gerade aus dem Garten auf die Straße herausgekommen.«
»Dann wollen wir sie mal lieber nicht bei ihrer Wiedersehensfeier stören. Gehen Sie zum Auto zurück und holen Sie mich damit in der Seitenstraße an der hinteren Ecke der Mauer ab. Haben Sie verstanden?«
»Seitenstraße, hintere Ecke.«
»Dann mal los.« Smith schaltete das Funkgerät aus und rannte los. Er begann schon zu denken, seine Verfolger überlistet zu haben, als er ein Geräusch hörte, das ihn Schlimmes befürchten ließ. Mit der Beretta in der Hand warf er sich flach auf den Boden. Da war es noch einmal – der harte Klang von Metall, das gegen Holz schlug. Dann ertönte ein tiefer, brummiger Fluch.
    Weiterhin flach auf den Boden gedrückt, sah sich Smith nach allen Seiten um, ob sich irgendwo etwas bewegte. Unter den Bäumen war es plötzlich still geworden – das Einzige, was sich bewegte, waren die Blätter und Zweige, durch die leise raschelnd der Wind strich.
    Rechts von ihm, nicht weit von der Mauer, befand sich dichtes Gestrüpp. Alle Sinne aufs Äußerste angespannt, kroch er darauf zu. Unter zwei Büschen, die ihm von oben Deckung boten, blieb er liegen und zwang sich, langsam und flach zu atmen. Er wartete.
    Er sah die große Gestalt nur deshalb vorbeigehen, weil der Wind vorübergehend eine Öffnung in das Laubdach hoch über ihm blies. Im Mondlicht, das nach unten fiel, entdeckte er einen Mann, der mit einer AK-47 im Anschlag geduckt vorbeischlich.
    Wütend auf sich selbst, merkte Smith, dass er sich verkalkuliert hatte. Feng Dun hatte vorhergesehen, dass Smith mit einer zweiten Zangenbewegung rechnen würde. Deshalb hatte er die meisten seiner Leute an der Straße zurückgelassen und war in der Hoffnung, Smith zu überrumpeln, in die andere Richtung gegangen. Aber er war bestimmt nicht allein, sondern hatte vermutlich ein paar seiner Leute so postiert, dass sie ihn abfangen konnten.
    Als Smith unter den Büschen hervorkroch, zerkratzten ihm die dornigen Zweige Gesicht und Hände, aber er merkte es kaum. Sobald er

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