Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
nahmen den vorletzten Ausgang. Er blieb bei ihnen, wagte aber nicht, sich umzusehen, ob Mahmout in der Nähe war.
    Am Ausgang nahmen zwei Polizisten die Fahrgäste genau in Augenschein. Die Aufmerksamkeit des ersten glitt einfach an Smith ab, aber der Blick des zweiten zuckte nach einer ersten oberflächlichen Begutachtung wieder zurück und heftete sich auf sein Gesicht.
    Smith ging schneller und sah kurz zurück. Der Polizist sprach leicht vornübergebeugt in sein Funkgerät.
    Smith war schon an der Treppe, als hinter ihm ein lauter Ruf ertönte, zuerst auf Chinesisch, dann auf Englisch: »Halt! Großer Europäer, stehen bleiben!« Eine Hand stieß ihn in den Rücken. »Los, Kamerad.
    Ab die Post!« Smith stürmte die Treppe hinauf und auf eine dunkle Straße hinaus.
    Mahmout überholte ihn. »Mir nach!«
    Rufe drangen durch die Nacht und den Verkehrslärm.
    »Halt! Sie, Colonel Smith. Stehen bleiben, oder wir schie
    ßen!« Inzwischen war die Geheimpolizei eingetroffen. Autoscheinwerfer flammten auf, Motoren heulten.
    »Haltet sie auf, ihr Trottel!« Ein Befehl in bestem Englisch.
    Smith raste hinter Mahmout her, beide im grellen Scheinwerferlicht gefangen wie Antilopen, die über die afrikanische Savanne flohen. Es gab nichts, wohinter sie sich hätten verstecken können. Die Straße war offen und gerade.
    »Wir können sie unmöglich abhängen!«, stieß Smith atemlos hervor.
    »Müssen wir auch nicht.« Mahmout bog in eine dunkle Seitenstraße.

Sie kamen an einem europäischen Herrschaftshaus aus dem frühen 19. Jahrhundert vorbei, und Smith wurde klar, dass sie die alte Französische Konzession erreicht hatten.
    Die Scheinwerfer kamen näher. Mahmout bog in eine noch schmalere und dunklere Seitenstraße. Sie rannten an Reihenhäusern entlang, deren Umfassungsmauer vom Stil her nicht zu den Häusern passte. Bevor die Scheinwerfer der Polizeiautos um die Ecke bogen, riss Mahmout eine Tür in der Mauer auf.
    Er schlüpfte durch die Öffnung und verschloss die Tür wieder, sobald Smith ihm gefolgt war. Als draußen auf der Straße die ersten Scheinwerfer aufleuchteten, rannten die zwei Männer an der Innenseite der Mauer entlang weiter und bogen schließlich in ein Labyrinth von immer schmaler werdenden Gassen, von denen auf beiden Seiten Türen abgingen. Zwischen den Fenstern war in der warmen Nacht bis zu drei Stockwerke hoch Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Ramponierte Fahrräder lehnten an unverputzten Mauern. Aus Fenstern ragten wie viereckige Tumore rostige Heizöfen hervor. Die Luft war durchdrungen von fettigen Küchengerüchen.
    »Ist die Tür, durch die wir gekommen sind, der einzige Ausgang?«, fragte Smith.
    »Eigentlich schon«, antwortete Mahmout. »Kommen Sie. Hier rein.« Er verschwand in einem der Häuser, das an der schmälsten Gasse lag, die Smith jemals gesehen hatte. Smith folgte ihm durch kleine Zimmer, in denen Männer mit langen, dunklen Gesichtern ähnlich dem Mahmouts, alle mit weißen oder gemusterten Scheitelkäppchen, auf Sesseln saßen oder auf Teppichen und Kissen lagen. Die meisten schliefen, einige betrachteten ihn neugierig, aber ohne Angst.
    Um möglichst wenig Lärm zu machen, eilte er auf Zehenspitzen auf ein Loch in der Wand zu. Er schlüpfte hindurch. »Los, Beeilung, Colonel. Stehen Sie hier nicht rum.«
»Wo sind wir denn?«, fragte Smith skeptisch, als er ihm folgte.
    »In Sicherheit.« Sie kamen in ein weiteres Zimmer, das mit Betten, Stühlen, kleinen Tischen und Stehlampen eingerichtet war. Niemand war dort zu sehen.
    »Wir sind in der Französischen Konzession, aber wo?«, sagte Smith. Sein Herz klopfte von dem langen Marathon immer noch heftig, und er war in Schweiß gebadet.
    Mahmouts Gesicht war nicht nur schweißüberströmt, sondern vor Anstrengung knallrot. »In den longtangs. « Er fuhr mit dem Arm über seine Stirn.
    »Was ist das?«
»Ziegelhäuser, die Ende des siebzehnten Jahrhunderts im europäischen Stil erbaut wurden. Sie sind meistens nach chinesischer Manier um einen Innenhof gruppiert und werden von einer ebenfalls im chinesischen Stil erbauten Mauer umgeben. Außerdem sind die meisten durch Gänge verbunden.«
»Sie meinen, durch Gassen?«
»In diesem Fall, ja – wie Sie selbst gesehen haben. Die Europäer merkten, dass es mit finanziellen Einbußen verbunden war, die Chinesen nicht in die Konzessionen zu lassen. Deshalb bauten sie die longtangs und vermieteten sie vor allem an reiche Chinesen. Früher lebten alle einheimischen Shanghaier in ihnen.

Weitere Kostenlose Bücher