Der Altman-Code
hundert Kilometer nordöstlich von Chongqing. Die Sicherheitsvorkehrungen sind offensichtlich nicht sehr streng, zumindest nicht für chinesische Verhältnisse.«
»Gut. Das ist schon mal etwas, falls wir ihn dort tatsächlich rausholen müssen. Ein simpler Zaun wird uns nicht aufhalten, ebenso wenig wie gewöhnliche Gefängniswärter. Von Vorteil ist auch, dass er gewisse Privilegien genießt und nur einen Zellengenossen hat. Wenn wir auch ein paar von den politischen Gefangenen rausholen, bedeutet das sowohl für Thayer wie die Operation eine gewisse Tarnung. Das Einzige, was mir nicht gefällt, ist der Standort des Lagers – es befindet sich in einem sehr dicht bevölkerten Gebiet. Ein weiteres Problem ist, dass sie ihn ständig verlegen. Da ist nicht auszuschließen, dass er gar nicht mehr da ist, wenn wir anrücken.«
»Laut Mahmout ist er schon eine ganze Weile in Dazu.
Und offensichtlich deutet nichts darauf hin, dass er erneut verlegt werden soll.« Smith hörte das gemächliche Paffen, ein Zeichen, dass Klein nachdachte. »Na schön, und das Lager könnte durchaus noch ungünstiger liegen. Wenigstens ist es nicht allzu weit von der Grenze zu Birma und Indien entfernt.«
»Na ja, aber besonders nahe auch nicht gerade.«
»Dann werden wir uns eben etwas stärker reinhängen müssen. Das müssen wir sowieso alle. Ich will dieses Dokument, Colonel.«
Indischer Ozean In der Kommunikations-und Kommandozentrale der USS John Crowe beugte sich Lt. Commander Bienas über die Schulter des Radaroperators. Sein Blick war auf den Radarschirm geheftet. »Wie oft hat er schon den Kurs gewechselt?«
»Dieses Mal mitgezählt, dreimal, Sir.« Der Mann am Radar blickte auf.
»Wie sahen die Änderungen genau aus?«
»Zuerst drehte er fünfundvierzig Grad nach Süden, dann …«
»Wie lang? Und wie weit?«
»Ungefähr eine Stunde. Zirka zwanzig Meilen.«
»Okay, weiter.«
»Dann ging er knapp eine Stunde lang wieder auf seinen ursprünglichen Kurs, bevor er ungefähr noch einmal eine Stunde nach Norden fuhr und anschließend erneut auf seinen ursprünglichen Kurs wechselte.«
»Demnach befindet er sich wieder auf seinem ursprünglichen Kurs?«
»Jawohl, Sir. In etwa.«
»Und wir haben alle Kursänderungen mitgemacht?«
»Sicher. Ich habe die neuen Koordinaten weitergeleitet.«
»Okay, Billy, gut gemacht.« Der Radaroperator grinste. »Ist doch selbstverständlich, Sir.« Der Lieutenant Commander erwiderte das Grinsen nicht. Er verließ die Kommandozentrale und machte sich auf den Weg zur Kapitänskajüte. Dort klopfte er.
»Herein.«
Commander Chervenko saß an seinem Schreibtisch. Er blickte von seiner Arbeit auf und bemerkte die Besorgnis in Bienas’ Miene sofort. »Was ist passiert, Frank?«
»Ich glaube, sie haben uns entdeckt, Sir.« Bienas berichtete alles, was ihm der Radaroperator berichtet hatte.
»Haben wir jede Kursänderung mitgemacht?«
»Leider. Auf der Brücke war Canfield. Er ist noch zu unerfahren.« Chervenko nickte. »Ein bisschen später hätte nicht schaden können. Andererseits war von Anfang an klar, dass sie irgendwann auf uns aufmerksam werden würden.
Irgendeine Zunahme des Funk …?« Die Sprechanlage quäkte los: »Kommunikationszentrale, Sir. Ich stelle gerade verstärkten Funkverkehr auf Chinesisch fest.«
»Wenn man vom Teufel spricht«, brummte Commander Chervenko. In die Sprechanlage sagte er: »Schicken Sie Ensign Wao zu mir.«
»Aye-aye, Sir.« Chervenko blieb über seine Sprechanlage gebeugt.
»Chief, bringen Sie die Kiste auf Touren. Ich brauche volle Kraft.« Er stand auf. »Gehen wir auf die Brücke.« Bis der Kommandant und Bienas dort ankamen, war Ensign Wao bereits eingetroffen. »Sie haben gemerkt, dass wir hier sind, Sir, und haben deswegen ziemlich Panik gekriegt, wie aus ihrem hektischen Funkverkehr mit Beijing und Hongkong hervorgeht.«
»Panik?« Chervenko runzelte die Stirn.
»Jawohl, Sir. Das ist das Eigenartige. Sie wissen, wer wir sind. Ich meine, sie wissen, dass wir eine Fregatte der US Navy sind.«
»Demnach müssen sie einen Radarspezialisten vom Militär an Bord haben«, bemerkte Bienas erstaunt.
Commander Chervenko nickte besorgt. »Sagen Sie dem Maschinenraum, dass wir alles wollen, was sie haben.
Sich zu verstecken hat jetzt keinen Sinn mehr. Schauen wir mal, wie es bei ihnen an Bord aussieht.« Er richtete sein Fernglas auf den Horizont. Es war ein klarer, sonniger Tag bei ruhiger See und fast unbegrenzter Sicht. Die Crowe dampfte mit achtundzwanzig Knoten
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