Der Altman-Code
Sie, sie sind Ihnen und den Uiguren zu diesem Strand gefolgt. Welches Interesse sollten sie daran haben, auch Sie zu eliminieren, wenn sie das Dokument bereits vernichten konnten? Das scheint mir etwas übertrieben.
Auf jeden Fall ein unnötiges Risiko. Sind Sie sicher, dass diese Leute weder von der Polizei noch von der öffentlichen Sicherheit waren?«
»Hundertprozentig.« Aufgeregtes Paffen. »Dann hat hier noch jemand anderes seine Finger mit im Spiel. Sie wollen nicht, dass das Dokument in unsere Hände gerät, so viel steht fest. Aber eigentlich hatten sie jede Menge Zeit, um dafür zu sorgen, dass es niemandem in die Hände fiel. Trotzdem haben sie versucht, Sie umzubringen, und das sogar auf eigene Faust. Ohne Polizei.« Smiths Puls ging schneller. Er begriff, worauf Klein abzielte. »Sie wollen verhindern, dass die chinesische Regierung erfährt, dass es ein Manifest gab und dass ein amerikanischer Agent danach gesucht hat. Die öffentliche Sicherheit wusste bereits, dass ich in China war und dass mein Interesse nicht nur mikrobiologischen Fragen galt.
Aber was ich genau wollte, konnten sie sich nicht erklären. Wer auch immer Yu Yongfu zum Selbstmord gezwungen hat, möchte verhindern, dass der Geheimdienst es herausfindet.« Er dachte angestrengt nach. »Glauben Sie, dahinter steckt irgendein interner Machtkampf in Beijing?«
»Vielleicht auch ein zwielichtiger Coup eines einflussreichen Shanghaier Wirtschaftsbosses.«
»Ist das im Neuen China nicht dasselbe?« Das Pfeifenpaffen am anderen Ende der Leitung verstummte. So etwas wie ein Vakuum entstand. Mit hörbarem Erstaunen in der Stimme sagte Klein: »Die chinesische Regierung weiß nicht, was die Dowager Empress geladen hat. Das muss es sein!«
»Wie ist das möglich? In China ? Dort geht doch alles erst mal durch zig Ausschüsse. Die gehen doch nicht mal allein auf die Toilette.«
»Es ist die einzige logische Erklärung, Colonel. Irgendjemand, vermutlich jemand in sehr hoher Position, versucht Zwietracht zwischen unseren Ländern zu säen. Es ist ein interner Machtkampf, aber er wird auf internationaler Ebene ausgetragen.« Smith fluchte. »China verfügt über enorm leistungsfähige Atomwaffen. Erheblich stärkere, als der Weltöffentlichkeit bewusst ist.« Das Schweigen am anderen Ende der Leitung verhieß nichts Gutes. »Jon, demnach ist die Lage wesentlich brisanter, als wir dachten. Wenn wir Recht haben, braucht der Präsident unbedingt einen Beleg für die Fracht der Empress , bevor er irgendwelche Maßnahmen anordnen kann.
Ich lasse Sie von der Navy umgehend nach Taipei fliegen. Von dort nehmen Sie den ersten Flug nach Hongkong.«
»Unter welchem Vorwand?«
»Wir haben diese Firma, Donk & LaPierre, etwas näher unter die Lupe genommen. Dabei handelt es sich um einen Konzern mit Beteiligung an internationalen Reedereien und Elektronikunternehmen. Was Ihnen sehr zupass kommen dürfte, ist, dass sie auch auf dem Biotechnologiesektor aktiv sind.«
»Ich kann aber nicht mehr mit meiner eigenen Identität auftreten.«
»Nein, das geht auf keinen Fall. Aber ich habe bereits alles Nötige veranlasst, dass Sie sich als einer Ihrer Kollegen bei USAMRIID ausgeben können, als Major Kenneth St. Germain.«
»Wir sehen uns entfernt ähnlich, aber was ist, wenn sie Nachforschungen anstellen und feststellen, dass er noch im Institut ist und arbeitet?«
»Wird er nicht. Er hat angeboten bekommen, zum Bergsteigen nach Chile zu fahren.« Smith nickte. »So ein Angebot würde Ken nie ausschlagen. Gute Arbeit. Dann können Sie jetzt auch gleich veranlassen, dass Ihr Stab einen Termin mit dem Leiter der Hongkonger Niederlassung von Donk & LaPierre für mich – beziehungsweise Ken St. Germain – vereinbart. Ich würde gern über ihre Arbeit mit Viren mit ihnen sprechen.«
»Können Sie bereits als erledigt betrachten.«
»Haben Sie etwas über den Killer in Erfahrung gebracht, von dem ich Ihnen erzählt habe – Feng Dun?«
»Noch nicht. Wir recherchieren noch. Jedenfalls sehen Sie jetzt zu, dass Sie schleunigst nach Taipei kommen, und ich setze hier den Präsidenten über alles in Kenntnis.
Er wird nicht gerade begeistert sein.«
»Bei dieser Gelegenheit sollten Sie ihm vielleicht auch noch gleich mitteilen, was es Neues über diesen alten Häftling gibt, der behauptet, David Thayer zu sein.«
»Haben Sie darüber zusätzliche Informationen?« Smith wiederholte, was ihm Asgar Mahmout erzählt hatte. »Das Lager befindet sich in der Nähe von Dazu, etwa
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