Der Altman-Code
Holdinggesellschaften im Keim erstickt.«
»Da geht es dir nicht anders als den meisten Regierungen.«
»Was gibt es von unseren anderen Agenten in China?«
»Nichts. Sie haben von keinem ihrer Kontakte in der chinesischen Regierung oder in Parteikreisen irgendwelche Hinweise auf die Empress und ihre tatsächliche Ladung erhalten.« Castilla nahm seine Nase zwischen Daumen und Zeigefinger und kniff die Augen zusammen. »Das ist doch eigenartig, oder nicht? In Beijing wimmelt es doch sonst von Gerüchten und Spekulationen.«
»Colonel Smith und ich sind zu dem Schluss gelangt, dass Beijing möglicherweise nichts von der illegalen Fracht weiß.« Die Augenbrauen des Präsidenten wanderten nach oben.
»Willst du damit sagen … es ist ein privates Geschäft? Jemand, der sich damit eine goldene Nase verdient?«
»Mit einer Komplikation. Wir glauben, es könnte ein hoher Regierungsbeamter dahinterstecken, möglicherweise sogar jemand aus dem Politbüro.« Der Präsident überlegte kurz. »Korruption? Wie damals diese Geschichte mit Chen Xitong?«
»Möglicherweise. Es könnte aber auch ein Machtkampf innerhalb des Politbüros ausgebrochen sein. Und das …«
»Ist nicht unbedingt von Vorteil für uns.«
»Nein, sicher nicht.« Der Präsident verstummte, in sich gekehrt. Klein fummelte an seiner Pfeife herum und holte abwesend den Tabaksbeutel heraus, bis er irgendwann merkte, was seine Hände machten. Hastig steckte er den aromatischen Tabak in seine Tasche zurück.
Schließlich hievte sich der Präsident aus seinem bequemen Sessel hoch und begann mit flappenden Pantoffeln auf und ab zu gehen. »Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht, ob Beijing davon weiß oder nicht. An ihrer Reaktion wird das nichts ändern. Sie werden für das Recht ihrer Schiffe eintreten, sich in internationalen Gewässern mit jeder beliebigen Fracht zu bewegen, wohin sie wollen – und zwar unabhängig davon, ob sie diese spezielle Fracht gutheißen oder nicht. Wir haben nur eine Möglichkeit, zu verhindern, dass diese Chemikalien in den Irak gelangen, ohne dass es zu einer direkten Konfrontation kommt, mit den daraus möglicherweise erwachsenden Konsequenzen.«
»Ich weiß. Wir brauchen das Ladeverzeichnis, um der Welt – und China – zu beweisen, dass wir diesmal den Finger nicht zu schnell am Abzug haben. Wenn allerdings Beijing nichts damit zu tun hat und nicht weiß, was die Empress an Bord hat, müssten wir an sich auf ihre rasche Kooperation zählen können – falls wir beweisen, um was für eine Fracht es sich hier handelt. Dann besteht für sie kein Anlass mehr, es zu vertuschen. Im Gegenteil, sie werden sogar versuchen, sich so verantwortungsvoll und dem Weltfrieden verpflichtet darzustellen wie alle anderen auch. Oder zumindest können wir darauf hoffen.« Klein beobachtete den Präsidenten, der immer noch in seinem Schlafzimmer auf und ab schritt, als wäre er in einem unsichtbaren Spinnennetz gefangen. »Ist das der richtige Zeitpunkt, um dich in puncto David Thayer auf den neuesten Stand zu bringen?« Der Präsident blieb stehen und sah Klein an. »Ja, natürlich ist das der richtige Zeitpunkt. Was hast du noch herausgefunden?«
»Ein Covert-One-Informant in China hat gemeldet, dass das Straflager nicht so streng bewacht wird, wie normalerweise zu erwarten wäre. Es scheint durchaus machbar, einen meiner Leute einzuschleusen, um Kontakt mit ihm aufzunehmen und herauszufinden, wie Thayers Zustand ist und was er will.«
»Gut«, sagte der Präsident vorsichtig. Er begann nicht, wieder auf und ab zu gehen.
Klein spürte ein gewisses Zögern. »Ziehst du immer noch eine Befreiungsaktion in Erwägung?«
»Wie du selbst gesagt hast: Falls Beijing wirklich nichts mit der Chemikalienlieferung an den Irak zu tun hat, müssten sie eher zur Kooperation bereit sein, sobald ihnen unwiderlegbare Beweise vorliegen. Aber ein heimliches Eindringen unsererseits wird sie auf jeden Fall gegen uns aufbringen, vor allem wenn es etwas zum Ziel hat, das sie, unabhängig vom Erfolg des Unternehmens, vor der Weltöffentlichkeit anprangert.« Klein konnte dem Präsidenten nur Recht geben. »Das stimmt.«
»Ich darf die Sicherheit unserer Nation oder das Abkommen nicht aufs Spiel setzen.«
»Vielleicht musst du das ja auch gar nicht«, sagte Klein. »Wir könnten nicht-staatliche, nicht-militärische Kräfte damit beauftragen. Reine Freiwillige. Beim ersten Anzeichen, dass sie entdeckt werden, blasen sie das Ganze einfach ab. So wäre
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