Der Altman-Code
los und hatte die Empress bald eingeholt.
Als sie auf Sichtweite herangekommen waren, griff auch Lt. Commander Bienas zum Fernglas.
»Sehen Sie auch, was ich sehe, Frank?« Bienas nickte. Auf den Decks des Frachters wimmelte es von Besatzungsmitgliedern, von denen jeder nach achtern deutete und mit den Armen fuchtelte. Am Geländer des Aufbaus stand ein Offizier und brüllte auf sie ein, aber die Besatzungsmitglieder wuselten weiter aufgeregt herum.
»Sie sind verdammt nervös, Jim«, sagte Bienas.
»Das würde ich auch sagen«, pflichtete ihm Chervenko bei. »Niemand hat ihnen gesagt, dass wir hinter ihnen her sind. Es kam völlig überraschend für sie. Aber irgendjemand an Bord muss mit uns oder jemandem wie uns gerechnet haben.«
»Sonst hätten sie nicht diesen Radarspezialisten an Bord.«
»Allerdings«, erwiderte Chervenko. »Die Brücke gehört Ihnen, Frank. Behalten Sie sie scharf im Auge. Jetzt wird es spannend.«
»Was, glauben Sie, werden die Chinesen tun?«
Chervenko wandte sich ab, um nach unten zu gehen und Admiral Brose Meldung zu erstatten. »Keine Ahnung«, sagte er über seine Schulter. »Aber ich schätze mal, das ist eine Frage, über die sich schon sehr bald auch in Washington eine Menge Leute die Köpfe zerbrechen werden.«
Donnerstag, 14. September - Washington, D.C.
Präsident Castilla saß im Schlafzimmer des Weißen Hauses in seinem Zero-Gravity-Sessel und versuchte zu lesen, während er sich über China und das Menschenrechtsabkommen Gedanken machte … und an den Vater dachte, den er nie kennen gelernt hatte, und an das Leid, das er durchgemacht haben musste … und Sehnsucht nach der First Lady hatte.
Seine Gedanken schweiften ab, und die Sätze verschwammen. Er legte das Buch in seinen Schoß und rieb sich die Augen. Ihm fehlten die Pokerpartien mit Cassie, die sie in Nächten spielten, in denen einer von ihnen nicht schlafen konnte, selbst wenn acht von zehn Spielen sie gewann. Aber sie war zurzeit in Mittelamerika in humanitärer Mission unterwegs, wo sie, begleitet von einem Schwarm Journalisten, nebenbei neue Freunde gewann. Er wünschte, sie wäre zu Hause, bei ihm. Und ließe ihn in den Genuss ihres einnehmenden Wesens kommen.
Er war in Gedanken gerade bei der Frage, wie ihr Leben nach seinem Ausscheiden aus dem Amt aussehen würde, als Jeremy leise klopfte.
»Was ist jetzt schon wieder?«, knurrte er, zu spät um Beherrschung ringend.
»Mr. Klein, Sir.« Castilla war sofort hellwach. »Schicken Sie ihn rein, Jeremy. Und Entschuldigung, mir fehlt einfach meine Frau.«
»Wie uns allen, Mr. President.« Spielte da der Anflug eines Lächelns über Jeremys Züge, als er jeden Hinweis auf eine spezielle Auslegung der Tatsache vermied, warum sie Castilla fehlte? Der Präsident verbarg sein eigenes Grinsen mit einem Stirnrunzeln.
Jeremy wartete, bis Fred Klein das Schlafzimmer betreten hatte. Dann schloss er die Tür.
Mit einem Mal hatte Castilla ein ganz bestimmtes Bild von Klein vor sich, wie er wie Nebel durch die Welt trieb, lautlos und unergründlich. Was hatte Carl Sandburg gleich wieder geschrieben …? Ja: Der Nebel kam auf kleinen Katzenpfoten herein …. Kleins Füße waren dafür viel zu groß.
»Setz dich, Fred.« Klein ließ sich halb auf der Lehne eines Sessels nieder.
Die Hände des Covert-One-Chefs flatterten, als suchten sie nach einem verloren gegangenen Schmuckstück.
»Kau meinetwegen schon auf deinem blöden Ding da rum«, brummte Castilla, »bevor du mich noch so weit bringst, dass ich zur Flasche greife.« Klein machte ein betretenes Gesicht, holte seine malträtierte Pfeife heraus und steckte sie sich erleichtert zwischen die Zähne. »Danke.«
»Ich kann nur hoffen, die verdammte Qualmerei bringt dich nicht um, bevor ich aus dem Amt scheide«, knurrte Castilla. »Also gut, was für schlechte Nachrichten hast du diesmal?«
»Ich bin nicht sicher, ob sie gut oder schlecht sind.
Vermutlich hängt das davon ab, wie sich diese Empress - Geschichte weiterentwickelt.«
»Klingt nicht gerade beruhigend.«
»Leider nein.« Klein schilderte kurz Smiths jüngste Erlebnisse. »Wir sind ziemlich sicher, dass das Originalverzeichnis vernichtet wurde. Und im Irak haben meine Leute bisher noch nichts gefunden. Colonel Smith ist inzwischen auf dem Weg nach Hongkong, wo wir das zweite Exemplar bei Donk & LaPierre vermuten.« Der Präsident schüttelte den Kopf. »Manchmal wünsche ich mir, man hätte das Aufkommen dieser ganzen multinationalen Konzerne und
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