Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
nicht auf! Sondern ich sage dir jetzt, Günther Altmann, was ICH von dir halte! Und diesmal wirst du dir das anhören und nicht weglaufen! Du bist der absolut herzloseste und widerlichste Mensch, den ich in meinem ganzen Leben getroffen habe. Dabei habe ich dich wirklich geliebt, Günther. Ich habe dir alles geglaubt, ich dachte, du liebst mich auch und … ich wollte mit dir …»
«Und ich … ich habe dich nur aus MITLEID gefickt!» Altmann lacht verächtlich.
Für einen kurzen Moment ist Johanna wie erstarrt, dann tritt sie einen Schritt zurück, schreit auf, stürzt mit ausgestreckten Armen auf ihn zu und stößt ihre Handflächen mit aller Kraft gegen seine Schultern.
Der gefesselte Altmann kippt wie in Zeitlupe mit dem Stuhl aus dem Bild. Wir hören einen dumpfen Aufprall, dann ist es ruhig.
Hannes drückt auf die Stopptaste. Der Bildschirm wird dunkel.
Frau Freitag gibt einen kleinen, erstickten Laut von sich. Mein Herz klopft wie ein Hammer, ich schlucke trocken. Haben wir da gerade eben mit angesehen, wie Johanna den Günther …?
«War er … äh, tot?», frage ich und wundere mich, wie piepsig meine Stimme klingt.
«Da, auf die Kante vom Couchtisch ist er mit dem Kopf gefallen. Mit voller Wucht! Genau dadrauf.» Hannes zeigt auf das gekachelte Möbelstück.
«Er hat sich nicht mehr bewegt. Ich glaube, er hat auch nicht mehr geatmet. Ich wollte ja sofort die Feuerwehr oder den Notarzt rufen, aber die Johanna war völlig hysterisch. ‹Der muss weg! Der muss weg!›, hat sie immer nur geschrien. ‹Der muss weg, schaff ihn weg, Hannes!› Ich wusste doch auch nicht, was ich machen sollte.» Hannes verstummt. Mit hängenden Schultern sitzt er auf seinem Stuhl, guckt mit leeren Augen zu Boden und schweigt.
«Und dann?», fragt Frau Freitag. «Was war dann?»
Hannes holt tief Luft. Es fällt ihm schwer zu sprechen, er räuspert sich mehrmals und sagt dann stockend: «Na ja … Johanna meinte, ich sollte ihn in die … in die Spree schmeißen. Und das wollte ich auch, aber als ich da ankam, da sah das Wasser so schwarz aus und so kalt, da dachte ich, dass ich ihn einfach an der Treppe ablege. Da hätte er ja runtergefallen sein können – so viel Alkohol, wie der im Blut hatte …»
«Vielleicht hat er da noch gelebt!», flüstert Frau Freitag. «Vielleicht hätte man ihn noch retten können!»
Hannes schlägt die Augen nieder. Dann geht ein Zucken durch ihn: «Nein, er war tot. Er ist doch selber schuld! Warum hat er Johanna auch so provoziert!»
«Jetzt reicht’s aber!» Ich will aufspringen, bleibe aber wie gelähmt auf meinem Stuhl sitzen. «Die Johanna! Das war eindeutig Mord, Hannes, oder Totschlag! Ganz eindeutig. Und was du gemacht hast, nennt man Beihilfe zum Mord. Von wegen, du bist unschuldig! Ihr seid beide dran!»
«Aber es war doch Johanna, ihr habt doch gesehen, ich habe gar nicht …!»
«Du musst dich stellen, Hannes! Geh zur Polizei! Wir können auch gerne mitkommen …», sagt Frau Freitag eindringlich. «Wenn du dich freiwillig stellst, bekommst du so eine Vergünstigung, dann bist du … wie heißt das noch mal … dann bist du Kronzeuge.»
Hannes springt auf und schreit: «Nein, keine Polizei, nein, nein!»
«Doch, Hannes! Hier!» Frau Freitag hält ihm ihr Handy hin. «Entweder du rufst jetzt sofort bei der Polizei an, oder wir tun das!»
Hannes schüttelt den Kopf. Dann nimmt er zögernd das Handy und starrt einige Sekunden darauf.
« 110 ist die Nummer!», souffliere ich und atme tief aus. Endlich. Er stellt sich, Gott sei Dank.
Hannes guckt zu mir und dann zu Frau Freitag. Sein Körper spannt sich an. Er atmet tief ein und … stürzt aus dem Zimmer. Während wir wie erstarrt dastehen, knallt die Tür zu. Ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Wenige Sekunden später hören wir auch die Wohnungstür zufallen.
•
«Häh? Was war das denn, Frl. Krise?»
«Der ist abgehauen! Der hat uns eingeschlossen!»
«Frl. Krise, was machen wir jetzt? Der hat das Handy mitgenommen! Einen Festnetzanschluss scheint der nicht zu haben – wie sollen wir denn jetzt die Polizei anrufen? Der kommt bestimmt gleich wieder mit einer Pistole und bringt uns auch noch um …»
«Oh, nein! Los, wir müssen raus hier! Komm, wir schmeißen uns mit aller Wucht gegen die Tür.»
«Okay, auf drei! Eins … zwei … DREI !»
«Aua! Noch mal! Eins, zwei, drei!»
«Ahhhh, au, meine Schulter, scheiße … aber die Türe ist auf! Das ging ja leicht! Diese Türen sind aber auch total
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