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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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mir glauben. Du, Judith … du kanntest den Günther doch eigentlich ziemlich gut, oder? War der immer …»
    «Nee, Frl. Krise, ich kannte den nicht besser als du. Kein bisschen! Und ich wollte den auch gar nicht näher kennen. Der hat mich komplett genervt mit seinem ewigen Angebaggere. Deshalb bin ich doch damals auch nicht mit auf Klassenfahrt nach Italien gefahren. Weißt du noch?»
    «Natürlich, das weiß ich noch ganz genau! Ich dachte, ehrlich gesagt, immer, dass du mit dem …»
    «Wie kommst du darauf? Nein! Nein! Ich war damals frisch verheiratet, und diese Kerle im Kollegium sind mir total auf die Nerven gegangen!»
    «Kerle?»
    «Na, Günther und der blödsinnige Hannes Wernitzki! Der Hannes war ja fast noch schlimmer als der Günther. Das habt ihr alle nicht so mitbekommen. Ich habe das damals auch niemandem erzählt, denn dann wäre mein Ruf ja völlig im Eimer gewesen.»
    Judith wirft ihre langen blonden Haare energisch zurück. Sie ist zwar ein bisschen älter geworden, sieht aber immer noch toll aus. Kein Wunder, dass die Männer alle hinter ihr her waren. Sie war die hübscheste Referendarin, die wir je hatten. Und eine gute Pädagogin dazu, wir hätten sie nach ihrem Examen gerne an unserer Schule behalten.
    Obwohl – als sie ging, waren alle gleichaltrigen Frauen nicht besonders traurig …
    «Der Hannes auch? Echt? Hätte ich dem gar nicht zugetraut, dass der sich an dich rangemacht hat. Was hat der sich denn dabei gedacht? Meinst du, der hat sich echt Hoffnungen gemacht? Dieses Weichei!»
    «Ich weiß auch nicht.» Judith seufzt. «Ja, das war echt schlimm. Der hat mich immer total angestarrt und ständig meine Nähe gesucht. Der ist dauernd um mich rumgeschlichen. Dummerweise hab ich das mal dem Günther erzählt, als ich noch nicht so ganz durchschaut hatte, dass der auch was von mir wollte. Die beiden haben sich dann richtig in die Wolle gekriegt.»
    Judith schüttelt sich angeekelt. «Der Günther war ja ein attraktiver Mann, das muss man ihm lassen, und der konnte auf seine Art auch sehr charmant sein. Aber Hannes? Nee, danke!»
    «Frau Maier? Louis?» Die Sprechstundenhilfe steckt ihren Kopf durch die Türe. Judith springt auf.
    «Frl. Krise, wir telefonieren!» Und weg ist sie.
    Ich schüttele den Kopf. Judith. An die hatte ich ewig nicht gedacht. Und dass der Wernitzki was von der wollte … Wenn das Frau Freitag erfährt, schmeißt die sich weg. Die wird mir noch dankbar dafür sein, dass ich mich krankgemeldet habe.
    •
    Kaum fehlt man mal, hat man prompt am nächsten Tag Vertretung. Der Fischer! Ich wüsste gerne, ob der das extra macht, zur Strafe sozusagen, oder ob das Zufall ist. Wenigstens muss ich in meine eigene Klasse und nicht in einen fremden Haufen! Aber dass ich jetzt Erdkunde mache, das können die knicken …
    «Haben wir jetzt bei Sie, Frl. Krise?»
    Mehmet und Hassan lungern vor der Klassentür herum.
    «Genau!»
    «Warum haben wir bei Sie und nicht bei Herr Pommer?»
    «Der ist krank! Rein mit euch!»
    So, zuerst ziehen wir in den Kunstraum um. Da gehen schon mal fünf Minuten drauf. Der Pommer fehlt in letzter Zeit ganz schön oft. Was der wohl hat? Ein Segelboot wahrscheinlich oder einen neuen Garten. Der ist doch so freizeitbetont. Ein richtiger Schonlehrer ist das, und ich kann mich jetzt für den mit meinen Bagaluten rumärgern. Ich warte, bis alle sitzen, und teile dann weiße Blätter aus. «Wir machen freies Thema!», verkünde ich. Die eine Hälfte der Klasse schreit erfreut auf, die andere stöhnt.
    «Ruhe! Malt einfach was Schönes!» Ich werde mich heute nicht aufreiben, nicht für den Pommer, für den nicht.
    Meine Klasse ist eigentlich süß. Die holen alle brav ihre Stifte raus und fangen an zu zeichnen. Wird nicht viel dabei rauskommen, na ja, ist auch nicht schlimm, man kann einfach nicht immer so anspruchsvoll sein, dann hält man das nicht jahrzehntelang durch und bekommt ein Burnout.
    Ich setze mich mal hierhin und mal dorthin. Aber die Gespräche sind mir zu langweilig. Fußball, «Da habe ich gesagt – da hat er gesagt» und die verschiedensten Krankheitsbilder von Miristschlecht bis zum Zahnweh werden mir angeboten. Das ist ja wie im Altersheim!
    Ich gähne. Noch 25  Minuten und neun Jahre.
    Nur Samira und Vanessa! Die unterhalten sich über eine Hochzeit. Ich schiebe mich auf einen leeren Stuhl am Tisch und höre zu.
    «Ich wollte das blaue Kleid anziehen am Hennaabend, aber meine Schwester meinte mir, das ist nicht schön!», sagt

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