Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Rihanna, das ist noch schöner!»
    «Dieser Kinderwagen!» Hülya streicht mit angeekelter Miene über das abgeschabte Verdeck.
    «Sagen Sie mal ihre Mutter, sie soll neuen Wagen kaufen. Meine Schwester hat für Rihanna Bugaboo!»
    Oh, Mann! Das musste ja kommen! Zum Glück habe ich nachher diese Verabredung mit dem Ehepaar, das einen roten Bugaboo verkaufen will. Den nehme ich auf jeden Fall. Nicht einen Tag länger schiebe ich diese Kinderwagengurke vor mir her. Nächste Woche gehe ich dann noch mal mit dem neuen Wagen in die Schule. Dann wird Hülya aber staunen!
    «Kinder, Herr Pommer winkt! Ich glaube, ihr müsst zurück!»
    «Ach der! Frl. Krise, sind nur sechs Leute von unsere Klasse hier! Alle anderen fehlen. Frau Nolte hat schon geschimpft mit uns. Dabei sind wir ja da!»
    «Ihr seid super. So, und jetzt ab die Post. Herr Pommer wird sonst wild!»
    Wo ist eigentlich Frau Freitag? Nicht an der Startbahn und auch nicht bei den Werfern. Dann muss sie sich wohl an der Sprunggrube tummeln. Bestimmt harkt sie den Sand und ist dabei schlecht gelaunt.
    •
    «Was ist eigentlich los mit dir, Frau Freitag? Das Sportfest ist vorbei, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, Viktoria schläft, und du guckst, als ob dir sonst was über die Leber gelaufen wäre!»
    «Ich hasse diese Sportfeste! Das ist sooo anstrengend …»
    «Ach, findest du?»
    «Ja, ich musste mich ja auch schon vor der Schule mit den Schülern treffen, und ehe wir dann mal loskamen, die Hälfte fehlte überhaupt, und dann der Pommer, der Wichtigtuer, und die Schirmer mit ihrer tollen guten Laune, und dann kommst du auch noch mit Kinderwagen … ja, ich finde, das ist anstrengend.»
    «Na ja … von meiner Klasse waren auch nur sechs Leutchen da! Ich fand das ganz rücksichtsvoll von denen … und die Nolte hat die mitbetreut. War schön, irgendwie, dieses Sportfest!»
    «Ja. Schön. Schön für dich. Nur sechs Schüler … ich wäre ausgeflippt. Aber dir ist ja wohl mittlerweile alles egal. Hauptsache, das Baby hat ein teures Jäckchen an. Ich glaube, du hast auch schon hormonelle Verwirrungen.»
    «Meine Klasse wird doch in ein paar Wochen entlassen, da kann ich jetzt auch nichts mehr ausrichten. Übrigens, hormonelle Verwirrungen – was war denn mit der Schirmer los? Zu gut gelaunt, oder was?»
    «Ich glaube, die ist verknallt.»
    «In Bussibär?! Diese Schlampe!»
    «Natürlich in Bussibär. Du solltest mal lesen, was die in ihrem Blog schreibt. Die schwärmt nur noch von Onkel Ali. Voll peinlich. Eifersüchtig, wa?»
    «Nennt die den eigentlich ‹Bussibär›? Will ich mir gar nicht vorstellen … Und was sagt der Onkel Ali dazu?»
    «Was der sagt? Keine Ahnung, der weiß ja nichts davon. Aber Bussibär ist auch sehr von ihrem Wesen eingenommen. Der macht ihr da auf dem Blog ganz schön den Hof. Und dort nennt sie ihn natürlich Bussibär.»
    «Wie jetzt? Ich versteh gar nichts mehr. Wovon hat der keine Ahnung?»
    «Mann, Frl. Krise, jetzt mal ganz langsam zum Mitschreiben: Also, Bussibär ist doch der Schirmer ihr Verehrer im Blog. Virtuell, verstehst du?»
    «Stimmt! Das bist ja DU ! Hat sie denn den Onkel Ali bei dem Date mit ‹Bussibär› angeredet?»
    «Natürlich nicht. Stell dir mal vor, da kommt so eine fremde Frau, der sollst du was über die Urlaubsorte in der Türkei erzählen, und dann nennt die dich Bussibär. Ich hatte das voll schlau gemacht, ich habe auf dem Blog geschrieben, dass Bussibär möchte, dass er und die Schirmer sich noch mal ganz neu kennenlernen, quasi auf einer anderen Ebene. Und das fand sie super. Sie schrieb: ‹Obwohl unsere Seelen schon so nackt voreinanderliegen, finde ich deinen Vorschlag sehr gut› … oder so ähnlich.»
    «Mensch, Frau Freitag, ganz schön clever … hätte ich dir gar nicht zugetraut!»
    «Kannste mal sehen. Ach, sag mal, Frl. Krise, wie hieß das Dorf von Onkel Ali noch mal?»
    «Tepeköy!»
    «Echt? Wusste ich’s doch! Und nun rate mal, wo die Schirmer in den Sommerferien hinfährt?»
    «Binz auf Rügen? Oder etwa in die Türkei? In Alis Dorf? Nee, oder?!»
    «Doch! Hat sie mir vorhin voll stolz erzählt. Was sagst du jetzt, Frl. Krise?»
    «Ich fass es nicht! Nach Tepeköy! Will die da mit Onkel Ali hin?»
    «Garantiert. Was soll die da alleine? Aber ich bin sicher, der weiß noch gar nichts von seinem Glück.»
    «Diese … diese …»
    «Schlampe? Missgeburt? Hässlichkeit oder Hurentochter?»
    «Diese … Person! Was bildet die sich ein? Das steck ich der Emine!»
    «Das