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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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stehende Spirale zusammen. Martin und Ariel suchten nach sicheren Stellen, um ihn zu packen, aber die Saiten wanden sich unter ihren zupackenden Händen.
    »Seid ruhig!« verlangte Ariel.
    »Nicht gewohnt«, stöhnte Makes Clear. Die anderen sahen interessiert zu, wie Martin schließlich die am wenigsten kitzlige Stelle einer Saite fand, nahe den am festesten zupackenden Krallen. Die Haut der Saite änderte unter seinen Händen die Struktur von hartem glatten Leder zu leicht faßbarem Gummi.
    Makes Clear streckte und versteifte sich. Ariel fummelte herum, verbesserte ihren Griff, und sie hoben Makes Clear auf Hüfthöhe. »Laß uns gehen, solang wir ihn haben!« rief Martin, und sie fingen an zu rennen.
    Makes Clear stieß einen besonders scharfen Terpentingeruch aus, der Martin in die Augen biß. Zu gehen und dabei die Augen zu wischen, wäre katastrophal. Aber er war fast blind. Ariel ging es etwas besser. Martin fragte: »Wo sind wir?«
    »Sag du mir das!«
    Makes Clear zirpte: »Ich sagen! Ich sage! Links, rechts, rechts.«
    »Was?«
    Ariel sagte: »Geh mehr nach links!« Sie verfehlten knapp eine Reihe von Brüdern, die sich aufbäumten wie erregte Schlangen und noch mehr Terpentingeruch ausströmten.
    Martin riß den Kopf zurück mit gebleckten Zähnen und fast geschlossenen Augen. An den Armmuskeln traten die Adern hervor. Der Bruder wog mindestens achtzig Kilo. Ariel war kräftig, aber ihr Griff versagte, und Makes Clear rutschte auf ihrer Seite tiefer. Gerade, als sie den Weg durch den Raum zurückgelegt hatten, fielen sie alle hin und glitten gegen die Wand.
    Makes Clear raschelte und stand auf. Dann bückte er sich schnell und machte zwei Saiten an den Flanken seines Oberkörpers frei. Deren Klauen packten Martin und Ariel an Armen und Beinen; und Makes Clear hob sie mit einen lauten Brummen der Anstrengung vom Boden auf, schüttelte sie und ergriff sie um die Körpermitten.
    »Au!« schrie Ariel. Makes Clear ging auf Gegenkurs und schlängelte sich durch die verflochtene Strecke, die sie mit komischer Genauigkeit verfolgt hatten, wobei er seine Kameraden wieder zwang, einen Bogen zu bilden. Martin fühlte, wie die Klauen sich tief in seine Haut bohrten, und verzog vor Schmerz das Gesicht.
    Der Rückweg ging viel schneller. Die Zugkraft der Klauen vieler Saiten längs der Unterseite eines Bruders war wirklich wunderbar, wie bei einem lebenden Kettenfahrzeug oder einer überlasteten Raupe. Dann senkte sich Makes Clear, und sie rappelten sich neben Twice Grown auf die Füße.
    »Haben wir es gut gemacht?« fragte Twice Grown und brachte den Kopf auf Brusthöhe von Martin. Er roch nach verfaultem Obst.
    »Gut genug«, sagte Martin, rang nach Luft und betastete sich die Rippen.
    »Beim nächsten Mal besser«, sagte Twice Grown, schlängelte sich zu Ariel und klopfte mit einer ausgestreckten Saite ihren Arm.
    »Das ist Zuneigung«, sagte Martin und sah, wie sie reagierte.
    »Ich weiß«, sagte Ariel strahlend.
    Cham sagte das nächste Team an, und die Übung ging weiter bis zu einem recht langweiligen Ende. Bis dahin wußten sie viel mehr übereinander; und selbst die am meisten Widerstrebenden – unter ihnen Rex – waren gezwungen worden, mit den Brüdern in physischen Kontakt zu kommen und mit ihnen zu kooperieren.
    Martin saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Ariel näherte sich ihm und musterte vorsichtig sein Gesicht. Sie fragte: »Darf ich?«
    Er machte ihr ein Zeichen, sich neben ihm hinzusetzen.
    »Hans hat Rex nicht ausgesucht«, sagte sie ruhig.
    Mitten im Schulraum zeigten einige Männer und Frauen, wo sie Beulen bekommen hatten, und schlugen sanftere Methoden des Umgangs vor. Die Brüder brachten in gebrochenem Englisch und mit Gerüchen nach Zwiebel und frischem Brot höflichere, aber nicht minder deutliche Klagen vor.
    Martin sagte: »Mein Glück. Machst du dich fertig, um wieder ganz über mich zu springen?«
    »Du bist mir schon ein Kerl!« erwiderte Ariel. Ein kindlicher Ton nahm die Spitze aus ihren Worten. »Du verdienst meinen Ärger nicht.« Sie hockte sich hin, lag mit dem Rücken an der Wand, streckte nacheinander die Beine aus und ließ sich neben ihm hinsinken.
    Rosa war den Übungen ferngeblieben. Hans hatte Cham privatim angewiesen, sie nicht einzuschließen. Sie wirkte träumerisch und unsicher. Martin sah, wie sie den Raum verließ. »Wie geht es Rosa?« fragte er Ariel.
    »Wie einem Vulkan. Hans hilft ihr gar nicht. Vielleicht glaubt er, es zu tun: aber sie weiß, was er

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