Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
wir beobachtet haben, um die intelligenten Wesen dort zu erforschen und zu beurteilen, ob sie die Maschinen gebaut haben, die eure Welt zerstört haben. Der Boss wird eure Stimmen zählen.«
    Sie gaben einzeln ihre Stimmen ab, und Martin prüfte nach. Es konnte in der ganzen Gruppe nicht mehr als zehn Enthaltungen geben, sonst würde der Prozeß von vorn beginnen. Sieben enthielten sich, einschließlich Ariel. Einundsechzig stimmten dafür, abzubremsen und zu erkunden. Vierzehn waren dagegen.
    Ariel erklärte: »Wir brauchen einen Boss der Opposition.« Paola Birdsong, die für Untersuchen gestimmt hatte, war dagegen.
    Sie sagte: »Wir sind dem üblichen Verfahren gefolgt. Die Entscheidung ist gefallen.«
    »Wir sind nach dem Verfahren der Mütter vorgegangen«, erklärte Ariel.
    »Die erziehen und belehren uns. Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst«, sagte Ginny Chocolate.
    »Sind wir Marionetten?« fragte Ariel und sah sich herausfordernd unter den Gruppen um.
    Die anderen Kinder schienen verwirrt zu sein. Das Murren nahm zu. Martin fühlte, wie sich sein Magen umdrehte.
    Jorge Rabbit mischte sich ein. Mit olivenfarbener Haut und dichtem schwarzen Haar, immer gern zu Späßen aufgelegt, war Jorge in der Gruppe beliebt. »Das reicht, ihr armen Kinder. Martin hat recht. Wir sind hier, um diese Arbeit zu leisten. Wir sind keine Marionetten; wir sind Studenten.«
    Ariel biß die Zähne zusammen und sagte nichts weiter. Martin fühlte sich pervers zu ihr hingezogen.
    »Es ist erledigt«, sagte er. »Die Kinder haben abgestimmt. Wir gehen.«
     
    Martin war in der Cafeteria mit der Übungsgruppe des Tages beim Essen, als die Manöver begannen.
    Die Kinder fühlten das erst als eine tiefe Vibration im Schiff, die in ihren Muskeln und Knochen widerhallte.
    »O Mann!« sagte Harpal Timechaser. Er holte sein Handy hervor und ließ es in der Luft treiben. Langsam drehte es sich erst in dieser, dann in jener Präzessionsbewegung, als das Schiff die Steuerungsantriebe betätigte.
    Die Vibration nahm zu. Der Körper der Dämmerungsgleiter erzeugte einen singenden melodischen Ton, tief und männlich, als alle Belastungen durch den Antrieb sein Gefüge beanspruchten. Das Handy stellte seine Dreh- und Rollbewegungen ein und trieb gegen die Wand. Die Zuschauer fühlten sich mit ihm ›gestoßen‹ und schrien aufgeregt. Dann stöhnten sie, als sich der Raum innerhalb des Schiffs ausrichtete, als würde er von Kardanringen gedreht. Die eine Wand wurde zum Fußboden, die andere zur Decke.
    Sie reckten und räusperten sich, als die Antriebe in Tätigkeit traten und mit zehn Prozent Ge abbremsten.
    Paola Birdsong sagte: »Mir wird schlecht. Warum machen sie es für uns nicht sanfter?«
    »Weil wir das als noch unangenehmer empfinden würden«, ermahnte sie Martin.
    Eine halbe Stunde später sang das Schiff wieder, in noch tieferem Ton. Martin beobachtete das Schiff in Muttimathe und merkte, wie seine Last an Treibstoff gleichmäßig abnahm und Partikeleruptionen und Strahlung in der bodenlosen Finsternis des Triebwerkskanals verschwanden. Das war eine Methode, die Ausscheidungen zu verbergen, indem man sie in die Lichtjahre der Umgebung verstreute als Zunahme der Energie des Vakuums.
    Sie gingen dorthin, wo Treibstoff schwer zu finden sein würde.
    Die volle Schwerkraft kam zurück. Die Gänge und Wohnräume füllten sich mit Klagen und größerer Erregung. Halb angekleidete Kinder verrenkten sich, rannten, stolperten, fluchten, schnitten Grimassen und versuchten zu springen. Sie fielen hin und fluchten wieder.
    In den ersten zwei Stunden brachen sich zwei Kinder die Beine. Ihre Gipsverbände, die ihnen von einer Mutter nach dem Vernähen der Knochen angelegt worden waren, dienten den übrigen als Mahnung. Martin berief eine Vollversammlung in dem unter voller Schwere stehenden Schulraum ein; und die Verletzten zeigten stolz ihre Trophäen.
    Die Verletzungen würden in zwei Tagen geheilt sein… Die Medizin der Mütter war wirksam. Aber bis die Verbände abgenommen waren, konnten sie an den meisten Übungen nicht teilnehmen.
     
    Das Schiff formte sich wie ein lebendes Wesen langsam um, gewöhnlich dann, wenn keiner aufpaßte. Die Räume orientierten sich nach der Richtung gewichtslosen Schwebens.
    Nachdem die anfängliche Aufregung vorbei war, fanden die Kinder die Veränderung nicht störend. Psychologisch war es eine Rückkehr zu den alten Mustern der Arche und zu ihrer jahrelangen Beschleunigung auf fast Lichtgeschwindigkeit

Weitere Kostenlose Bücher