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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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der Leiterfelder, anstatt sich von ihnen auf und ab ziehen zu lassen. So kroch er fast die ganze Distanz von der zweiten zur dritten Heimkugel und genoß die Anstrengung, an die Schwere fast gewöhnt, als er plötzlich schwach und weit entfernt das durch die Gestalten im Wurmraum in gespenstische Echos zerteilte Schreien hörte.
    Theresa war in der dritten Heimkugel über ihm und übte privat in einem Bombenschiff. Sie kam schnell auf einem Feld herunter, hielt neben ihm an und lauschte mit gerunzelter Stirn. »Hast du das gehört?« fragte sie.
    Er nickte und hoffte, daß es nichts Ernstes wäre. Aber es klang schrecklich, und noch schrecklicher, weil es verzerrt war. Und sie waren die Verzerrungen von Stimmen in den Hälsen gewohnt.
    Sekundenlang nichts. Dann ein kaum hörbares schrilles Geräusch. Besorgte Stimmen von zwei oder drei Personen, die bemüht waren zu trösten.
    Sie kamen rasch herunter. Leitern beförderten sie zur zweiten Heimkugel.
    Im Hauptkorridor fanden sie Rosa Sequoia, die weinte, umgeben von fünf anderen, zwei Wendys und drei Verlorenen Jungen. Ihr breites, starkes Gesicht war von Tränen benetzt. Rosa konnte nur ein paar Worte stammeln.
    »Wir haben nichts gesehen«, sagte Min Gio Monsoon und klopfte sie auf die Schulter. »In den Gängen ist nichts!«
    »Was ist los?« fragte Martin.
    »Rosa hat etwas gesehen«, erklärte Kees North Sea mit verkniffenem Gesicht und unruhigen Augen. »Sie ist vor Angst von Sinnen.«
    »Was hast du gesehen?« fragte Theresa und rückte näher an Rosa heran. Die krümmte sich noch enger auf den Knien zusammen. Ihre Gestalt bildete ein rundes Hindernis im Korridor.
    »Rosa, hör auf!« sagte Martin in scharfem Ton. »Bitte, nimm dich zusammen!« Sie hatte draußen ein Schiff gesteuert und bei den Übungen gut abgeschnitten. Er hatte gedacht, daß sie zurechtkäme. Jetzt war er verwirrt und schämte sich dessen. Weiß sie nicht, daß sie es für uns schwieriger macht?
    Aber darauf kam es sicher nicht an, und er gab sein Mißfallen über ihre Schwäche auf. Er kniete sich neben sie und berührte ihre feuchte Wange.
    »Nein!« schrie sie, wollte sich aufrichten und fiel schmerzhaft wieder auf den Arm. Sie sah so unbeholfen aus, so jämmerlich überreizt, daß Martins Ärger fast zu schnell hochkam, als daß er ihn hätte verhehlen können. Sie sagte: »Ihr habt nichts gesehen. Ihr werdet mir nicht glauben… Aber ich habe es gesehen!«
    »Was hast du gesehen?« fragte Martin mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Etwas Großes und Dunkles. Es war keine Mutter.«
    Martin blickte auf. Seine Schultern und der Hals spannten sich, weniger wegen Rosas Äußerung als durch eine Intuition, daß etwas völlig schiefginge und er es nicht anhalten konnte.
    Sie sagte: »Ich habe noch nie etwas Derartiges gesehen.«
    »Hat es etwas getan?« fragte Theresa. Martin zuckte innerlich zusammen bei ihrer indirekten Bestätigung, daß da etwas gewesen sein könnte.
    »Es hat mich angestarrt… denke ich. Es hatte aber keine Augen. Es hat Spuren hinterlassen.«
    »Wo?«
    Rosa erhob sich, wischte sich die Augen, nahm die Schultern zurück und stand aufgerichtet da. Sie entschuldigte sich mit kaum hörbarer Stimme: »Ich war im C-Flügel… Die Lichter waren gedämpft. Ich weiß nicht, warum.«
    »Die Lichter im C-Flügel sind immer gedämpft«, sagte Martin. »Niemand wohnt dort.«
    »Auf diesem Weg komme ich hierher«, sagte Rosa und schaute ihn vorwurfsvoll an. Sie vermeidet die Stelle, wo sie Theresa und mich beim Liebesspiel gesehen hat. »Es war im Dunkeln. Ich war nur da, saß oder stand. Ich weiß nicht. Ich habe nie etwas Derartiges gesehen.«
    »Zeig es uns!« sagte Martin. Er wandte sich an die Kinder, die sich inzwischen um sie versammelt hatten, und sagte: »Ich werde mich darum kümmern.«
    »Wir möchten gern helfen«, sagte Anna Gray Wolf eifrig. Irgend etwas Ungewöhnliches zog sie an, zog sie alle an. Sie starrte Rosa eulenhaft an.
    »Es ist okay«, erklärte Martin. »Theresa und ich werden das übernehmen.« Falls sie zweifeln, wird der männliche Effekt genügen.
    Die Kinder gingen auseinander, und Martin ergriff Rosa am Ellbogen.
    »Du glaubst mir nicht, daß ich etwas gesehen habe?« fragte Rosa, als er sie durch die Halle zu dem leeren C-Flügel führte.
    »Ich weiß nicht, was du gesehen hast«, erwiderte er. Dann, bemüht einen Scherz zu machen: »Vielleicht hast du eine Mutter ohne Make-up gesehen.«
    Rosa sah ihn vorwurfsvoll und bekümmert an. Dann richtete sie

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