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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wir werden… O mein Gott, das wird so ein Fest werden, Theresa!«
    Ihre Züge entspannten sich. Sie sagte: »Ich sehe es vor mir.«
    »Schatz, du wirst mit mir dort sein.«
    »Ich denke, ja.«
    »Wir werden es schaffen«, sagte er. Er fand keine Worte mehr.
    »Martin, die Schildkröte sagt mir, daß es soweit ist. Ich möchte jetzt gehen. Ich will dir helfen, die neue Heimat zu erreichen. Kann ich das jetzt tun, mein Liebster?«
    Martin konnte nicht sprechen. Er konnte kaum sehen. Er stieß gegen das Feld wie eine Fliege im Spinnennetz. Die heilenden Tuer summten.
    »Leb wohl!« Theresa warf ihm einen gehauchten Kuß zu.
    Ihr Bild wurde durch einen Blick aus dem Heck der Schildkröte ersetzt. Theresa brachte ihr Bombenschiff in Stellung.
    Martin schüttelte ungläubig den Kopf.
    Er wollte sie solange wie möglich am Leben erhalten, um die Ungeschicklichkeit und Unangepaßtheit seiner letzten Worte an sie wieder gut zu machen. Er wollte schreien, tat es aber nicht.
    Martin schloß die Augen und wandte sich ab. Aber er konnte sie nicht geschlossen halten. Er wollte den Stoß sehen, fühlen und billigen, um ihretwillen als den ersten Schritt in den Kummer erkennen, daß aus Theresa etwas so Absurdes und Simples wurde wie Beschleunigung.
    Er flüsterte ihren Namen. Sie hätte es hören können.
    Theresas Bombenschiff hing still da, als Schrotkugeln aus Materie sich näherten. Die Sterne bewegten sich friedlich und gleichmäßig hinter ihr her. Wormwoods Korona flackerte ruhig hinter einer beschatteten und zerrissenen Kante vom Schweif der Schildkröte.
    Die Kugeln kamen an.
    Ambiplasma erstrahlte heller als Wormwood. Theresas Bomber verschwand in den Feldern, durch Unregelmäßigkeiten der Glut zur Raserei getrieben. Licht fraß sie. Sie wurde von reinem und kompromißlosem Licht verzehrt, dem Gegenteil von Raum, von Nacht und Ende. Alles Licht, alles Farben.
    Der Schiffsrumpf sang hoch und lieblich wie das Tremolo einer Flöte.
    Martin mußte schreien und erstickte daran, gegen die Gnade der heilenden Tuer ankämpfend.
     
    Die Schildkröte bewegte sich langsam zwischen den Welten. Ihre Kinder wurden von Nebukadnezar, Ramses und Herodes ignoriert. Das Schweigen dieser grimmigen, unfruchtbaren Welten verkündete Niederlage.
    Inzwischen, während das Schiff sich selbst reparierte und die Wendys und Verlorenen Jungen gesundeten, dachte Martin an die Killer, die unpersönlichen und unsichtbaren Verbrecher.
    Wie auf der Erde, so war es mit den Fallen von Wormwood. Lauernd, prüfend, zerstörend, tötend. Perfekt.
     
    Er schlief unterm Summen der goldenen Tuer, die ihre Arbeit vollendeten.
    Diesmal erschien William. »Du träumst von mir, nicht wahr?«
    »Das scheint so.«
    »Martin, ich freue mich. Ich war ziemlich sicher, daß du mich nicht vergessen würdest.«
    Aber er konnte nicht von Theresa träumen.
     
    Bis jetzt hatte Martin nach Rache gedürstet, aber nicht das außerordentliche Brennen von Haß gespürt.
    Diese Monster hatten ihn zu viele Welten gekostet, zu viele geliebte Menschen.
    Die Kinder waren mit einem beiläufigen Schlag weggewischt worden, verkrüppelt durch einen Feind, der mehr Tricks kannte als ihre Wohltäter. Die Überlebenden waren dem Verhungern in einer leergeräumten Welt überlassen.
    Dutzende Milliarden von Kilometern entfernt fiel die Hase auf die Helligkeit zu, in die Tiefe.
    Martin verließ sein heilendes Feld, um Dinge zu ordnen und über Mofix mit Hans zu sprechen, der eine ungeheure Erregung in seiner Stimme unterdrückte, während Martin keine Emotion darin erkennen ließ. Und dann führte er die Kinder in einen langen Schlaf. Keine Träume, nur Kälte.
    Die Schildkröte stieg aus der Senke von Wormwood auf, um sich mit ihrer Schwester zu treffen.
    Es war keine Niederlage, kein Aufgeben.
    Das würde es nie geben.
    Und keinen Frieden.

 
     
     
ZWEITER TEIL

ZEHN JAHRE IN DER KÄLTE, einander am Rande einer flachen Senke verfolgend: Schildkröte und Hase. In Niederlage und Vorsicht, Ressourcen konservierend. Zehn Jahre würden in diesem Krieg von Jahrhunderten keine Rolle spielen.
    Während die Crew schlief, kamen die Schiffe wieder zusammen und formten eine neue Dämmerungsgleiter, halb so lang wie die frühere – nur zwei Heimkugeln, verbunden durch einen kurzen Hals. Manche alten Räume kamen wieder, allerdings ohne Schoßtiere und persönliche Dinge.
    Schulraum und Cafeteria blieben. Es zeigte sich kein Schaden; aber die rund um den Hals angebrachten Reserven waren arg

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