Der Amerikaner - The American
Auto zu laufen, würdest du es wahrscheinlich trotzdem tun, um mich zu ärgern.«
Sie lächelte schwach. »Wie lange war ich bewusstlos?«
»Ungefähr drei Stunden. Wie fühlst du dich?«
Sie tastete ihre Glieder ab und zuckte zusammen. »Es tut alles weh. Kann ich einen Schluck Wasser haben?«
Kealey ging zum Waschbecken, um einen Becher zu füllen.
»Wann kann ich nach Hause?«
»Wir werden sehen«, antwortete er leise, während er ihr den Becher reichte. »Versuch, dich auszuruhen.« Er drückte ihre Hand. Harper kam zurück, gefolgt von einer jungen, gestresst wirkenden Krankenschwester, die einen Blick auf die Monitore warf. Kealey zog den stellvertretenden Direktor zur Tür.
Als sie im Flur standen, warf er Harper einen wütenden Blick zu. »Warum zum Teufel war sie bei dieser Razzia dabei?«
»Kharmai ist eine erwachsene Frau«, antwortete Harper ruhig. »Sie wollte eine Chance, und ich habe sie ihr gegeben. Au ßerdem haben Sie kein Recht, mir Fragen zu stellen, Ryan. Erst recht nicht nach Ihren Eskapaden im Fall Elgin.«
Kealey wandte den Blick ab und versuchte, sich zu beruhigen. Zorn half nicht weiter, und er wusste es. »Was wurde in der Wohnung gefunden?«, fragte er schließlich.
»Nicht viel, aber es ist zu früh für eine Bewertung. Wir sind noch dabei, die Bewohner zu identifizieren. Der Vermieter hatte selbstverständlich Namen, doch die bedeuten nichts. Es wäre nett gewesen, wenn sie einen von ihnen lebend in die Finger bekommen hätten. Das FBI hat ein Handy gefunden, das heil geblieben ist, uns aber wahrscheinlich trotzdem nicht weiterhelfen wird. Alle Informationen über ausgehende Telefonate wurden gelöscht. Es gab auch einen Laptop, aber da hat jemand sechs Kugeln reingejagt, als die Schießerei begann.« Harper lehnte sich gegen die Wand und rieb sich die
Augen. »Die Aktion war ein Fehlschlag, Ryan. Vier tote Agenten, ein weiterer wird wahrscheinlich nicht überleben. Auch der verantwortliche Special Agent ist tot. Für uns ist gar nichts dabei herausgekommen. Beim FBI herrscht große Unruhe, weil sie innerhalb eines Monats zwei ihrer besten Leute an der Ostküste verloren haben. Positiv ist eigentlich nur, dass wir die Presse in die Irre führen konnten. Sie glauben, dass eine hochriskante Razzia im Kriminellenmilieu schief gegangen ist.«
»Und in der Wohnung wurde keinerlei aufschlussreiches Material gefunden? Schwer zu glauben.«
»Aber es ist so«, antwortete Harper. »Sie wussten, was sie zu tun hatten.« Auf seinem Gesicht machte sich ein sorgenvoller Ausdruck breit. »Mein Interesse gilt der Frau. Sie wissen, wie iranische Hardliner gewöhnlich über Frauen denken. Sie würden nur dann auf eine zurückgreifen, wenn es absolut unumgänglich ist. Was immer sie in ihrem Auftrag getan hat, es muss etwas Besonderes gewesen sein. Der Vermieter hat gesagt, die beiden Männer seien vor ungefähr sechs Monaten bei ihr eingezogen, weshalb unsere Leute sich mit den Unterlagen der Einwanderungsbehörde vom Frühjahr befassen. Wenn sie hier als Schläfer fungieren sollten, sind sie wahrscheinlich zunächst von Teheran nach Westeuropa gereist, um die Spur zu verschleiern, und erst dann nach Washington gekommen. Wir haben eine gute Chance, früher oder später ihre Identität herauszubekommen.«
Kealey schaute ihn an. »Warum sind Sie denn so sicher, dass es Iraner waren?«
»Kharmai sagt, sie hätten sich gegenseitig auf Farsi etwas zugerufen, als die Schießerei begann.«
»Das heißt noch nichts, John. Farsi wird auch in Afghanistan,
im Irak und in Bahrain gesprochen. Sie hätten sonst wo herkommen können. Irgendwo aus dem Mittleren Osten.«
Harper runzelte ungeduldig die Stirn. »Angesichts der jüngsten Entwicklungen scheint mir sicher zu sein, dass es keine Iraker waren, Ryan. Der Ausgangspunkt dieser Spur war Shakib, schon vergessen?«
»Nein …« Kealey seufzte tief. »Ja, Sie haben bestimmt Recht.«
Der stellvertretende Direktor warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Stimmt was nicht mit Ihnen?«
»Nein, alles in Ordnung.« Er bemerkte, dass seine Stimme ziemlich gereizt geklungen haben musste. »Wie geht’s jetzt weiter?«
Harper starrte ihn immer noch an. »Kharmai wird in ein oder zwei Stunden entlassen«, sagte er schließlich. »Das FBI soll uns eine detaillierte Aufstellung über das faxen, was in der Wohnung gefunden wurde. Also werde ich nach Langley zurückfahren und sie mir ansehen. Haben Sie Zeit, auf Kharmai zu warten?«
»Ja.« Kealey rieb sich das
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