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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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vier Männer in Bosnien getötet?‹«

    Kharmai wartete gespannt. »Und?«
    Der General blickte sie an, aber seine Miene war schwer zu deuten. »Kealey hat gar nichts gesagt. Er ist einfach aufgestanden, hat salutiert und ist gegangen. In diesem Augenblick wusste ich, dass es stimmte.«
    Kharmai erschauerte, aber der Abend war kühl … Sie war zufrieden darüber, dass sie sich die Zeit für den Besuch bei Hale genommen hatte. In diese Dinge hätte Harper sie nie eingeweiht. Aus irgendeinem Grund wollte sie jetzt wissen, wie das Mädchen geheißen hatte. Es schien wichtig. »Da war noch etwas anderes, oder?«, fragte sie. »Etwas, das zwischen March und Kealey vorgefallen ist …«
    Der Kopf des Generals fuhr herum. »Wo haben Sie diesen Namen gehört?«
    »Er wurde in einem Gespräch zwischen Kealey und dem stellvertretenden Direktor erwähnt«, sagte sie leise. »Im Zusammenhang mit dem Tod von Senator Levy und dem Bombenanschlag auf das Kennedy-Warren-Gebäude.«
    Hale hatte die Augen geschlossen, und sein Gesicht war bleich. Kharmai fiel auf, dass seine Finger krampfhaft die Armlehnen umklammerten. Erschrocken glaubte sie einen Moment, er habe einen Herzinfarkt erlitten. Dann beruhigte sich seine Atmung wieder, und der Griff seiner Finger lockerte sich.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Es ist lange her, seit jemand diesen Namen erwähnt hat …«
    »Wer ist dieser Mann, General?«, fragte sie leise.
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wollte er den Schock wegwischen, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er weitersprach. »Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Bosnien, im November 1995, stieß Ryan Kealey zu meiner 3rd Special Forces Group, und es dauerte fast zwei Jahre, bis er wieder
in einen Einsatz geschickt wurde. Während dieser Zeit war er Befehlshaber des ODA 304.«
    »ODA? Was soll das heißen?«
    »Operational Detachment Alpha. Nomenklatur der Eliteeinheiten - bei der Army gibt es für fast alles eine Abkürzung. Wie auch immer, Kealey fand sich in die Rolle eines Kommandeurs und bereitete seine Einheit auf den Ernstfall vor. Eine Zeit lang lief alles bestens, ich hatte nie Ärger mit einem seiner Jungs. Allerdings nörgelte Kealey die ganze Zeit, weil ich seine Truppe in Fort Bragg festhielt. Dann, nach einer Weile, beschwerte er sich über einen seiner Sergeants.«
    »Und das war March?«
    Hale nickte. »Er war Platoon Sergeant. Zunächst war ich skeptisch, weil Kealey nicht genau erklären konnte, worin das Problem bestand. March war ein verdammt guter Unteroffizier. Hätte er einen Universitätsabschluss gehabt, hätte ich ihn mit aller Macht dazu gedrängt, sich für die Offizierslaufbahn zu bewerben. Er war ein bisschen arrogant, was aber bei Vorgesetzten nichts Ungewöhnliches ist … Wie auch immer, ich wollte Kealey keinen Glauben schenken. Er selbst war etwas befangen, das Thema anzuschneiden, weil alles so läppisch klang.«
    »Was hat er denn gesagt?«, fragte Kharmai in einem sanften und einschmeichelnden Tonfall.
    Der General zögerte einen Augenblick. »Er hat gesagt, March zeige nie irgendwelche Gefühle.« Hale studierte ihre Miene und stellte fest, dass sie genauso reagierte wie er selbst vor acht Jahren. »Ich weiß, nach einem ernsthaften Problem klingt das nicht. So habe ich damals auch gedacht. Aber wenn Sie genauer darüber nachdenken, verstehen Sie vielleicht, was Kealey sagen wollte. In Friedenszeiten hat ein junger Soldat bei der Army kein schweres Leben. Man tut, was einem befohlen wird, erweist seinen
Vorgesetzten ein bisschen Respekt und interessiert sich halbwegs für seinen Job. Das überfordert niemanden. Wird man dann befördert, hat man zwar mehr Verantwortung, aber nicht mehr Sold. Jetzt ist man für Leben und Wohlergehen seiner Untergebenen verantwortlich, und das hat Stress zur Folge, der gelegentlich zu Überreaktionen führt. Alles andere wäre nicht normal.«
    »Wie Sie sich denken können, war ich nie beim Militär, aber für mich hörte sich das nicht so an, als reichte es als Grund für eine Beschwerde.«
    »Sie haben Recht, es reichte nicht. Kealey erwähnte noch, March habe gelegentlich einen äußerst seltsamen Gesichtsausdruck und lebe nicht auf dem Stützpunkt, aber es habe nie jemand seine Wohnung gesehen. Ehrlich gesagt war Kealey nach diesem kleinen Vortrag in meiner Wertschätzung gesunken. Irgendwie klang das alles nicht tragfähig und sogar ein bisschen paranoid.«
    Kharmai bemerkte seinen gequälten Blick.
    »Aber Kealey hatte

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