Der Amerikaner - The American
Ryan«, sagte der Gastgeber. Dann wandte er sich Katie zu. »Es muss beschämend für Sie sein, mit diesem Kerl gesehen zu werden.«
Katie lächelte, hakte sich bei Ryan ein und stieß ihm spielerisch den Ellbogen in die Rippen. »Sie sagen es. Mittlerweile gehe
ich ein paar Schritte hinter ihm, damit die Leute nicht mitbekommen, dass wir zusammengehören.«
Harper musste lachen, als Kealey ihn mit einem traurigen Grinsen bedachte. »Darf ich vorstellen, John, Katie Donovan. Katie, das ist John Harper, stellvertretender Direktor in Langley. Mit anderen Worten, mein Boss.«
Harper drückte ihr herzlich die Hand. »Danke, dass Sie mitgekommen sind. Ryan redet ständig von Ihnen. Mittlerweile beginnt seine Arbeit darunter zu leiden. Aber der Fleißigste war er sowieso nie.«
Katie lachte, und Harpers Frau kam mit einem Tablett mit dampfenden Tellern aus der Küche.
Das Essen war leicht und delikat, gegrilltes Geflügel mit Zitrone, Backkartoffeln, frischem Salat und Baguette. Dazu gab es gut gekühlten Weißwein, der die Stimmung auflockerte und die Unterhaltung lebhafter machte. Bald wurde die zweite Flasche entkorkt, und irgendwann verschwanden die beiden Frauen im Wohnzimmer. Harpers Frau hatte die dritte Flasche unter dem Arm und kicherte mit Katie über einen Witz.
Harper lächelte kopfschüttelnd. »Die beiden scheinen wirklich gut miteinander klarzukommen.« Kealey nickte zustimmend. Sein Gastgeber stand auf und griff nach seinem Glas. »Wir müssen ein paar Dinge besprechen«, sagte er. »Lassen Sie uns nach oben gehen.«
Kealey folgte ihm in das im ersten Stock gelegene, mit dunklem Mahagoniholz getäfelte Arbeitszimmer. Dominiert wurde es von einem riesigen Schreibtisch, der auf einem verblichenen Perserteppich stand.
Harper setzte sich in einen der beiden bequemen Ledersessel, bemerkte die Miene seines Freundes und lächelte wissend. »Schon klar, hier sieht’s völlig anders aus als im Rest des Hauses«,
sagte er. »Aber ich brauchte zumindest ein Zimmer ohne Blumenschmuck und Tapeten mit Rosenmuster. Wenn Sie nicht aufpassen, haben Sie bald das gleiche Problem.«
Kealey lachte. »Schon möglich.«
»Sie scheint ein großartiges Mädchen zu sein. Ich bin froh, sie kennen gelernt zu haben.«
»Wenigstens diese Freude konnte ich ihr machen. Sie ist mit dem Flugzeug aus Maine gekommen, um mich nach dem Bombenanschlag zu suchen. Aber das ist vier Tage her, und ich denke, dass sie sich mittlerweile im Hotel langweilt.«
»Dort ist sie am sichersten. Die Alarmstufe wurde auf Rot heraufgesetzt, was besagt, dass ein ›ernsthaftes Risiko‹ weiterer terroristischer Anschläge besteht - was immer das auch heißen mag. Am besten schicken Sie Ihre Freundin nach Hause.«
Kealey zuckte die Achseln. »Ich mag es, sie in meiner Nähe zu haben, und würde mir Sorgen machen, wenn sie ganz allein in dem Haus wäre. Außerdem hat sie bereits bei ihrer Uni angerufen und sich für dieses Semester beurlauben lassen. Ich wollte es ihr ausreden, aber sie behauptet, ohnehin eine Pause gebrauchen zu können. Jetzt kann ich sie schwerlich nach Maine zurückschicken.«
»Ja, verstehe …« Urplötzlich schien Harper sich unbehaglich zu fühlen. Als Kealey sich nach dem Grund fragte, wechselte er schon das Thema. »Hören Sie, ich muss Sie nach Ihrer Meinung fragen. Was halten Sie davon, wenn wir March auf die CIA-Liste der meistgesuchten Terroristen setzen? Die Idee kommt einem jetzt öfter zu Ohren.«
Kealey schüttelte sofort den Kopf. »Sie haben selbst gesagt, dass man dadurch nur einen riesigen Medienwirbel entfacht und Marchs Verhaftung wahrscheinlich keinen Schritt näher kommt. In aller Stille lässt sich so was nicht machen.«
Harper trank einen Schluck Wein und nickte nachdenklich. »Der Präsident ist ganz Ihrer Meinung.« Kealeys Kopf fuhr nach oben, und Harper sprach weiter. »Vor zwei Tagen wurde der Direktor gebeten - tatsächlich war es natürlich ein Befehl -, vor dem Nationalen Sicherheitsrat zu erscheinen. Wahrscheinlich können Sie sich denken, dass man ihm dort nicht anerkennend auf die Schulter klopfen wollte.«
»Ja, darauf würde ich wetten.«
Harper zuckte die Achseln. »Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass er nicht allein vorgeladen wurde. Den Chefs des Zolls, des Heimatschutzministeriums und des FBI wurde derselbe kühle Empfang zuteil. Trotzdem stehen diesmal wir im Mittelpunkt des Interesses.«
Kealey dachte einen Augenblick darüber nach. »Der Grund leuchtet mir nicht ein«,
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