Der Amerikaner - The American
sagte er schließlich. »Dass March es geschafft hat, unbemerkt mit fünfzig Pfund Semtex H ins Land zu kommen, kann man schwerlich der CIA anlasten.«
»Das ist nicht das Problem. Die Verbindung zwischen March, Al Kaida und dem Iran haben wir entdeckt, aber auf dem Capitol Hill ist man der Meinung, wir hätten sie sehr viel früher entdecken sollen. Wie auch immer, der Nationale Sicherheitsrat empfiehlt, dass in erster Linie wir dafür verantwortlich sein sollten, Jason March zu finden. Und zwar, ohne öffentliches Aufsehen zu erregen.«
»Wenn’s nicht mehr ist«, sagte Kealey trocken. »Ich dachte, sie hätten was Schwierigeres von uns verlangt.«
Harper ignorierte seinen Sarkasmus. »Ich habe mich mit Direktor Andrews kurzgeschlossen. Einig sind wir uns nur in dem Punkt, dass March, wenn man überhaupt davon reden kann, noch das schwächste Glied bei Al Kaida ist. Er reist hin und her und hinterlässt mit jedem Schritt eine Spur …«
»Die wir noch nicht gefunden haben«, unterbrach Kealey.
Harper neigte leicht den Kopf, als müsste er zustimmen, sagte dann aber: »Ganz richtig ist das nicht. Was Senator Levy angeht, stehen wir noch mit leeren Händen da, in diesem Punkt haben Sie Recht. Das Auto war natürlich unter einem falschen Namen gemietet, und das FBI hat bisher noch nichts über den Raketenwerfer herausgefunden, den March im Main Garden zurückgelassen hat. Der Regen hat die Fingerabdrücke abgewaschen, die sich möglicherweise darauf befunden haben. Deshalb hatten wir keine Möglichkeit, den Täter vielleicht sofort zu identifizieren. Aber eventuell stehen wir bei der Geschichte mit dem Bombenanschlag besser da. Heute Morgen bekam ich einen Anruf aus Virginia, von einem Agenten der DEA in Norfolk. Er wollte einen Gangsterring knacken, der in der Branche Waffen gegen Drogen aktiv ist und seine Geschäfte von einer dortigen Hafenkneipe aus organisiert. Wie auch immer, sein Informant sieht Michael Shakibs Konterfei bei CNN und versichert dem Agenten, Shakib vor zwei Wochen beobachtet zu haben, wie er sich in dieser Bar mit jemandem traf. Seinen Worten nach erinnerte er sich nur daran, weil die beiden in Streit gerieten und der Wirt sie dazu aufforderte, die Sache vor der Tür auszutragen.«
»Und mit wem hat sich Shakib getroffen?«
»Mit einem Mann namens Elgin, Thomas Elgin. Ein übles Subjekt - sein Vorstrafenregister ist lang, wenn auch nicht besonders interessant. Schlimmer ist, dass er ein verurteilter Sexualverbrecher ist. Hat 1990 eine Dreizehnjährige vergewaltigt und dafür zehn Jahre in Marion gesessen. Man fragt sich, warum March mit einem solchen Typ Geschäfte macht, direkt oder indirekt.« Harper war nicht entgangen, wie Kealeys Gesichtszüge verrutscht waren, als er die Vergewaltigung erwähnt hatte. Er wusste nur zu gut, wie dieser mit solchen Leuten verfahren würde.
»March muss sich seiner Sache ziemlich sicher gewesen sein. Man fragt sich, warum er nicht die Chuzpe hatte, sich den Sprengstoff gleich hier zu besorgen.«
»Das ist äußerst riskant«, sagte Kealey. »Zuerst muss man herausbekommen, wo man die erforderliche Menge des gewünschten Sprengstoffs findet. Wenn man sich für C4 entscheidet, hat man bei militärischen Einrichtungen oder auf Baustellen die besten Chancen. Dort gibt es allerdings scharfe Sicherheitsmaßnahmen, und ein Diebstahl wird sofort entdeckt und gemeldet. Falls man versucht, ihn durch einen Dritten kaufen zu lassen, könnte man der Antiterror-Taskforce ins Netz gehen. Dagegen gibt es etwa in den Häfen Westafrikas praktisch gar keine Kontrollen. Somit muss man sich nur noch um den Zoll und die Küstenwache auf dieser Seite des Teichs Gedanken machen. Damit ist das Risiko auf einen Teil der Operation begrenzt. Nein, ich bin fest davon überzeugt, dass er den Sprengstoff ins Land geschmuggelt hat.«
»Wie auch immer, möglicherweise kann Ihnen dieser Elgin mehr erzählen. Er arbeitet im Hafen von Norfolk und hat direkt mit der Ladung der Containerschiffe aus Übersee zu tun. Eine andere Spur als ihn haben wir nicht.«
»Mir scheint sie nicht sehr vielversprechend. Was meinen Sie damit, er könnte mir ›mehr erzählen‹?«
»Dass Sie nach Virginia fliegen sollten«, antwortete Harper. Kealey wollte etwas sagen, doch sein Gegenüber gebot ihm mit einer Handbewegung Einhalt. »Schon gut, schon gut, lassen Sie es mich erklären. Präsident Brenneman ist einigermaßen ratlos. Einen Luftschlag werden die Vereinten Nationen nicht mittragen, aber die
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