Der Amerikaner - The American
Linken auf den kleinen Metallkasten in seiner linken Hand. »Wann haben Sie zum letzten Mal so ein Ding benutzt?«
»Keine Ahnung. Muss aber lange her sein.«
»Ich werde North bitten, Ihnen eine Waffe zu besorgen.«
Kharmai wollte dankend ablehnen, erinnerte sich dann aber an General Hales Abschiedsworte: Niemand kann das geringste Interesse daran haben, diesem Mann in die Hände zu fallen. Der Gedanke an diese Worte ließ es ihr kalt den Rücken hinablaufen.
Es dauerte nicht lange, bis ein großer schwarzer Suburban vorfuhr. Die Tür öffnete sich, und der Fahrer stieg aus. »Hallo, ich bin Adam North von der DEA.«
»Ryan Kealey, das ist Naomi Kharmai. Schön, Sie kennen zu lernen.«
Die Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden, denen Kharmai bisher begegnet war, hatten anders ausgesehen. North war riesig, fast eins fünfundneunzig, und brachte vermutlich hundertdreißig Kilo auf die Waage. Er trug eine schwarze Lederjacke, ein graues T-Shirt und zerschlissene Jeans. Dann fielen ihr seine ausgetretenen und verdreckten Nike-Turnschuhe auf.
Der DEA-Agent mit dem dichten, ungepflegten Bart bemerkte ihren missbilligenden Blick. »Schauen Sie nicht so enttäuscht«, sagte er. »Ich versuche seit drei Monaten, diese Arschlöcher einzubuchten, und es ist etwas schwierig, sich diesem Milieu mit Anzug und Krawatte anzupassen.«
Kealey lachte, während er seine kleine Tasche und Kharmais
riesigen Koffer hinten in den Wagen packte. Er setzte sich auf den Beifahrersitz, während Kharmai auf der Rückbank Platz nahm.
North zwängte sich hinter das Steuer und fuhr los. »Also, wo fangen wir an?«, fragte er.
»Zuerst möchte ich Ihre Meinung hören. Was ist zwischen Shakib und diesem Elgin gelaufen? Hat er den Sprengstoff ins Land gebracht?«
»Nein, ich denke nicht«, lautete die unerwartete Antwort. »Elgin arbeitet auf dieser Seite des Ozeans, und ich bezweifle sehr, dass er irgendwelche nennenswerten Verbindungen hat. Zu seinem Job gehört es zu überprüfen, ob die Angaben des Frachtbriefes mit dem tatsächlichen Inhalt der Container auf dem Schiff übereinstimmen. Meiner Meinung nach ist er dabei über etwas gestolpert, das er nicht sehen sollte, und hat versucht, Kapital daraus zu schlagen. Ich würde sagen, dass er Erfolg damit hatte, denn er lebt noch.«
»Haben Sie mit der Hafenbehörde gesprochen?«, fragte Kharmai.
»Ja, aber nur, um mich allgemein über die Lade- und Entladeprozedur zu informieren. Wenn Elgin versucht hat, Shakib zu erpressen, hat die Hafenbehörde davon sowieso nichts mitbekommen. Außerdem wollte ich diese Information für mich behalten. Falls Elgin Wind davon bekommt, dass jemand Fragen stellt, wird er eine Möglichkeit finden, sich aus dem Staub zu machen. Besonders intelligent ist er nicht, aber clever genug, um zu wissen, wann er abhauen muss.«
»Erzählen Sie mehr über Elgins Job«, sagte Kealey. »Worin genau bestehen seine Pflichten? Wie kommt es, dass er über etwas stolpern konnte?«
»Okay. Wenn ein Schiff einläuft, werden eine Auftragsnummer,
eine Buchungsnummer und ein Hafenbecken bestimmt, wo die Ladung gelöscht wird. Elgin vergibt die Auftragsnummer, durch die das Schiff einen Platz zugewiesen bekommt, wo es vorläufig anlegt. Im Grunde wird dadurch festgelegt, wann es entladen wird. Dann wird ein Kaiempfangsschein ausgegeben, womit die Verantwortung für die Ladung vom Kapitän des Schiffs auf die Hafenbehörde übergeht. Während der Wartezeit werden die Angaben des Frachtbriefs mit der tatsächlichen Ladung verglichen. Dafür ist unser Freund in erster Linie zuständig - er überwacht die Besichtigung des Laderaums. Bis jetzt gibt es noch keine effektive Methode, den Inhalt aller Container zu überprüfen. Das ist ein Riesenproblem für den Zoll, weil keine Möglichkeit besteht, die Behauptungen auf dem Papier zu verifizieren. Von geschlossenen Containern, und das sind schließlich alle Container an Bord, heißt es: ›Enthält angeblich …‹ Im Grunde verlässt sich die gesamte Schifffahrtsbranche auf eine Art Ehrenkodex. Bedenken Sie, einige dieser Schiffe können siebentausend Container transportieren. Wenn man jeden davon kontrollieren wollte, müsste man eine Unmenge von Leuten einstellen, und das ist völlig unrealistisch. Man kann den Inhalt einfach nicht überprüfen.«
»Und wie soll Elgin dann über die illegale Fracht gestolpert sein?«, fragte Kealey.
»Wenn ein Container beschädigt ist«, meldete sich Kharmai von der Rückbank, »haben sie
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