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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Die Sache mit Katie wird ernst, und sie würde nicht damit klarkommen, wenn ich weiter für die CIA arbeitete. Sie hat etwas Besseres verdient und wird schon wütend genug sein, wenn sie hört, dass ich nach Virginia fliege. Außerdem möchte ich das Schicksal nicht zu sehr herausfordern.«
    Harpers Miene verriet Verständnis. Auch er hatte einst vor Ort gearbeitet und wusste, wovon Kealey sprach. »Sie haben genug für uns getan, Ryan. Mehr als genug. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass Sie eines Tages sesshaft werden würden.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Kealey grinsend, als sie die Treppe hinabstiegen. Er holte Katie im Wohnzimmer ab und ging mit ihr zur Tür.
    »Nochmals vielen Dank für die Einladung«, sagte Katie. »Schön, dass wir uns kennen gelernt haben.«

    Ihr braunes Haar schimmerte golden im warmen Licht der Dielenbeleuchtung. Kealey konnte den Blick nicht von ihr abwenden.
    Julie nahm sie in den Arm. »Ja, das finde ich auch. Bringen Sie Katie bald wieder mit, Ryan.«
    Kealey lächelte und gab Julie einen Kuss auf die Wange. »Ganz bestimmt.« Er wandte sich Harper zu. »Naomi Kharmai kommt morgen zurück, habe ich das richtig verstanden?«
    »Ich hoffe es.«
    »Wir sprechen uns morgen früh. Wahrscheinlich werden wir schon mittags in Norfolk sein.«
    »Hört sich gut an. Es war schön, Sie kennen zu lernen, Katie.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Vorsicht, John«, warnte Kealey grinsend.
    Alle lachten, und Kealey und Katie traten in die Nacht hinaus und setzten sich ins Auto, wo nicht nur aufgrund der winterlichen Temperatur eine frostige Stimmung herrschte.
    Kealey ließ den Motor an und fuhr los, aber sie hatten schon den halben Weg zum Hotel zurückgelegt, als er das Schweigen brach. »Es scheint, als hättest du dich gut mit Julie verstanden.«
    »Sie ist großartig«, antwortete Katie einsilbig.
    »Stimmt was nicht?«
    »Ryan, wenn ich dir erst erzählen muss …«
    »Katie, ich hab jetzt keine Lust auf diese …«
    »Weißt du, worauf ich keine Lust habe? Ich habe keine Lust, mich jedes Mal zu Tode zu ängstigen, wenn du aus der Tür gehst. Darauf habe ich keinen Bock. Vor vier Tagen wärst du beinahe ums Leben gekommen … Ich meine, ich hab geglaubt, du wärst wirklich tot. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, in so einer Lage zu sein, ohne zu wissen … Hast du überhaupt eine Ahnung, was das für ein Gefühl ist? Natürlich nicht. Jetzt wirst du wieder verschwinden,
obwohl ich mir dieses Semester freigenommen habe, damit wir …«
    Kealey wusste, was sie sagen wollte. Damit wir mehr Zeit miteinander verbringen können.
    Er seufzte verärgert. Es war keine Absicht gewesen, aber es war ihr nicht entgangen.
    »Wer ist diese Naomi?«
    »Katie …«
    »Sieht sie gut aus? Bestimmt … Du musst nicht antworten.«
    Er schaute zu ihr hinüber. Die Straßenlaternen warfen in regelmäßigen Abständen Licht in das dunkle Wageninnere, und er sah, dass ihr Tränen in den Augen standen. Zugleich zeigte ihre Miene keinerlei Spuren jenes Zorns und Misstrauens, die er erwartet hatte. Nur Spuren der Angst.
    Die nächste Ausfahrt führte zum Rock Creek Park, und er scherte abrupt auf die äußerste rechte Spur aus und ging vom Gas. Er hatte nicht vor, zu ihrem Hotel zu fahren.
    »Wohin willst du?«, fragte sie.
    »Wirst du schon sehen.« Nach ein paar Minuten stellte er den Wagen an einer Straße neben dem Park ab. Er stieg aus und half Katie in ihren dicken schwarzen Kolani. Im Park fiel ihm auf, dass sie ein paar Schritte hinter ihm zurückblieb, und der Abstand glich einem Abgrund zwischen ihnen. Die den Weg säumenden hohen Bäume glichen stummen Beobachtern, die wachsame Blicke auf das unglückliche Paar warfen.
    Katie rutschte zweimal aus, und beide Male gelang es Kealey, ihren Sturz zu verhindern. Er konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen: »Du bist ein bisschen betrunken.«
    Obwohl sie nicht wollte, musste sie lächeln. »Ja, sieht so aus.« Sie näherten sich einer Brücke, unter der das Wasser schon teilweise gefroren war. Hier gab es kaum Laternen, aber das Mondlicht
war hell und glitzerte auf dem Eis auf den niedrigen Mauern. Am klaren Nachthimmel funkelten hell die Sterne. Als sie die Mitte der Brücke erreicht hatten, blieb Kealey stehen. Er bemerkte, dass Katie zitterte, drückte sie fest an sich und rieb ihre schmalen, unter dem dicken Wollstoff verborgenen Arme.
    »Du frierst … Entschuldige, dass ich dich hierher gebracht habe, aber ich wollte mit dir reden. Nicht im

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