Der Amerikaner - The American
Waffenlager. Wo haben Sie den Granatwerfer versteckt?«
North lachte. Es war schon bei der Army Kealeys Methode gewesen, sich vor gefährlichen Einsätzen um eine entspannte Atmosphäre zu bemühen. Ein gewisses Maß an Stress und Angst war gut, weil es einen wachsam hielt. Zu viel davon konnte dagegen selbst den erfahrensten Mann im ungünstigsten Augenblick handlungsunfähig machen. Kharmais Miene wirkte angespannt, und er hoffte, dass sie sich für die Dauer dieser Aktion zusammenreißen konnte.
»Das ist der Laden«, sagte North. Sie fuhren langsam an einem niedrigen Gebäude vorbei, dessen Fassade seit Jahren nicht gestrichen worden war. Die weiße Farbe blätterte überall ab. Über der Tür stand in schwarzen Blockbuchstaben THE WATERFRONT, und vor den schmierigen Fenstern waren rostige Gitter angebracht.
Auf dem mit Abfall übersäten Parkplatz standen nur drei Autos, und North stellte den Wagen daneben ab. »Tun Sie mir einen Gefallen, Kealey. Holen Sie meine Waffe raus, während ich überprüfe, ob Elgin da ist.« North sprang aus dem Wagen und ging auf den Eingang zu. Kealey griff unter den Sitz und zog die Flinte aus dem Kasten. Die Benelli war gut einen Meter lang, wobei sechzig Zentimeter auf den Lauf entfielen. Er drehte sich um und bemerkte, dass Kharmai mit weit aufgerissenen Augen auf das Gewehr starrte.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Kealey, während er überprüfte, ob die Waffe geladen war. Dann drehte er sich wieder zu ihr um, aber Kharmai wandte den Blick ab. »Schauen Sie mich an.«
Schließlich trafen sich ihre Blicke. Als sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn strich, bemerkte Kealey, dass ihre Hand zitterte.
»Ihnen wird nichts passieren«, sagte er. »Aber Sie müssen sich konzentrieren. Behalten Sie die Toilettentür und meinen Rücken im Auge. Um Elgin brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Ich weiß schon, was ich tue, okay? Sie müssen mir vertrauen.«
Plötzlich blitzte Verärgerung in ihren Augen auf. »Ich habe keine Angst und brauche keine Hilfe. Ich kann sehr gut auf mich selber aufpassen.«
Kealey hob eine Augenbraue, enthielt sich aber eines Kommentars.
North kam aus der Bar, zuerst demonstrativ langsam, dann schneller. Kealey stieß die Tür auf der Fahrerseite auf.
»Wir können loslegen. Er sitzt an der Bar. Bluejeans und lang ärmeliges schwarzes Hemd. Haben Sie mal ein Foto von ihm gesehen?« Die beiden nickten. »Okay, auf geht’s.«
Kealey reichte ihm sein Waffe, und North überprüfte sie auch noch einmal instinktiv. Diese Kleinigkeit vermittelte Kealey das beruhigende Gefühl, auf den jungen DEA-Agenten vertrauen zu können. Sie gingen schnell auf das Lokal zu, Kealey einen Schritt hinter North.
Dann waren sie in der Bar.
Direkt hinter der Tür wandte North sich nach links. Kealey und Kharmai folgten ihm auf den Fersen. North durchmaß den Raum, riss die Waffe hoch und schrie: »DEA! Alle auf den Boden werfen! Ich hab gesagt, ihr sollt euch hinwerfen!«
Die meisten Gäste erstarrten, als sie den riesigen Mann mit der halbautomatischen Waffe sahen, und ließen sich zu Boden fallen. Die Hand des Barkeepers glitt unter die Theke.
»Finger weg!«, schrie Kealey. »An Ihnen haben wir kein Interesse. Hände hoch!«
An der Theke angekommen, sah er den zögernden Gesichtsausdruck
des alten Mannes. Kharmai blickte nicht in Elgins Richtung, während sie näher kam, und konzentrierte sich ganz auf die Tür der Toilette … Dann war Elgin urplötzlich auf den Beinen, aber Kealey musste weiter den Barkeeper in Schach halten. Elgin zog ein Messer, riss Kharmai herum und hielt es ihr an die Kehle. Jetzt befand sie sich zwischen Kealey und Elgin.
Der flüsterte Kharmai etwas ins Ohr, mit einem kalten und leeren Blick.
Kharmai, die Glock noch kraftlos in der herabhängenden Hand haltend, blickte Kealey aus angsterfüllten Augen an.
Dem blieb keine Zeit zum Nachdenken, weil der Barkeeper eine Schrotflinte hochriss. Er ließ sich fallen, riss dabei die Beretta nach links und feuerte. Die Kugel streifte Kharmais Oberschenkel und bohrte sich dann in Elgins rechte Kniescheibe. Er hörte das Krachen zweier Schrotflinten, und der Spiegel hinter der Bar zersprang in tausend Stücke. Elgin schrie vor Schmerzen und ließ das Messer sinken. Kharmai wirbelte herum, packte seine Haare, riss den Kopf nach unten und presste ihm die Glock an den Kopf.
Dann lagen beide am Boden. Kharmai wälzte Elgin auf den Bauch, setzte sich rittlings auf ihn und bohrte ihm den
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