Der Amerikaner - The American
Sie, aber ich bin nicht so leicht zu überzeugen. Ich stelle Ihnen eine Frage: Was hat man Ihnen angetan, warum wollen Sie den Westen brennen sehen?«
March dachte darüber nach, aber nur kurz. »Sie haben mir diese Frage schon einmal gestellt, und meine Antwort fällt genauso aus wie beim ersten Mal. Ja, ich weiß, wer Sie sind. Und Sie wissen, wozu ich in der Lage bin. Ich erwarte keine Gegenleistung für meine Taten - abgesehen von dem Material, das für den Erfolg einer Operation erforderlich ist. Wer ich bin oder was ich früher getan habe, geht Sie nichts an. Wir arbeiten entweder auf dieser Basis zusammen oder gar nicht. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
Saif al-Adel sah, wie Hamza und der Minister durch die schwere Glastür nach draußen traten. Sofort waren ihre Rücken in das rot glühende Licht der über den Bergen sinkenden Sonne getaucht. »Nur ein tapferer Mann wagt es, so mit mir zu reden«, sagte er gedankenverloren. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich Sie für einen Dummkopf halten. Sie sollen wissen, dass auch der Oberst der iranischen Luftstreitkräfte sehr viel Gutes über Sie zu sagen hatte. Er ist nicht zufällig beteiligt. Weil er beeindruckt war, ist es bei Mazaheri nicht anders. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
Sie folgten den beiden anderen Männern nach draußen, wo
es schnell kühler wurde. Der Minister und Hamza gingen auf die Kantine zu, und die Fußabdrücke in dem rostroten Sand markierten ihren Weg. Eine kleine Gruppe plaudernder und lachender Soldaten hatte sich am Ende einer Warteschlange vor der Tür der Kantine angestellt.
»Ich kenne Hassan seit vierzehn Jahren. Auch er ist Ägypter und hat der Organisation stets gute Dienste geleistet. Vor zwei Jahren, als wir in einen Hinterhalt der Amerikaner gerieten, hat er mir das Leben gerettet und mit mir geweint, weil es uns nicht möglich war, unsere weniger glücklichen Kameraden zu bestatten. Dafür - und für alles, was er für uns getan hat - liebe ich ihn wie einen Bruder.«
March sah, wie der Minister auf Hamza einredete, ihm auf die Schulter klopfte und auf ein angrenzendes Gebäude zeigte, als würde er ihm etwas erklären. Hamza nickte und ging weiter auf die Kantine zu, während der andere Mann sich von ihm entfernte.
»Von Ihnen war der Oberst beeindruckt, von Hassan dagegen nicht. Er beschrieb ihn als ›schlecht vorbereitet‹, ›schwach‹ und als ›Mann ohne Autorität gegenüber Untergebenen‹. Der Oberst ist Mazaheris Schwiegersohn, wird deshalb von ihm respektiert und findet immer das Gehör des Ministers. Ich würde ihm mit Freuden die Kehle durchschneiden und zusehen, wie er um Atem ringt, aber Mazaheri ist von entscheidender Bedeutung für Al Kaidas Zukunft, und deshalb müssen wir seinen Willen respektieren …«
March fiel auf, dass Hamzas Gang irgendwie überheblich wirkte. Heuchlerische Worte und ein falsches Versprechen schienen ihm Rückgrat verliehen zu haben, das er zuvor nicht besessen hatte. Er sah, wie die Soldaten gleichzeitig ihre Waffen hoben, und dann folgte der entsetzliche Moment, in dem Hamza
begriff. Er spreizte verzweifelt die Arme und schrie, es müsse sich um einen Irrtum handeln, doch da fiel schon ein einzelner Schuss aus einer Kalaschnikow, gefolgt vom regelmäßigen Knattern eines Schnellfeuergewehrs. Hamza fuchtelte hilflos mit den Armen, als die Kugeln in seine Brust und sein Gesicht schlugen.
Das Feuer wurde eingestellt, Hassan Hamza lag tot am Boden. Blut strömte aus seinen Wunden und sickerte in den rissigen Boden. Die Soldaten nahmen ihre Unterhaltung wieder auf, und Mazaheri ging weiter, als wäre nichts geschehen. Er hatte sich nicht umgedreht und war auch nicht zusammengezuckt, als das laute Geräusch der Schüsse von den Felswänden zurückgeworfen wurde.
Als al-Adel sich wieder Jason March zuwandte, waren in seinen Zügen keinerlei Anzeichen von Trauer zu erkennen. »Damit die Zukunft unserer Organisation sichergestellt ist, musste ich diese Tiere meinen Bruder töten lassen. Sie sind als Freiwilliger zu uns gekommen, der weder auf mein Vertrauen noch auf meinen Respekt hoffen durfte. Meinen Respekt haben Sie sich mittlerweile verdient. Aber denken Sie immer daran, dass Sie mich nur einmal enttäuschen dürfen. Erinnern Sie sich an das, was gerade geschehen ist. Das ist eine wichtige Lektion.« Als er dem Amerikaner in die Augen blickte, sah er nichts, das auf Angst oder Unschlüssigkeit hindeutete. Dagegen erkannte er eine Stärke, die seiner eigenen
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