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Der Amerikaner - The American

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Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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konzentrierte sich auf das Lagerhaus. Im Lauf der Stunden schweiften ihre Gedanken immer wieder ab, doch dann
hörte sie, wie sich die schwere Tür des gegenüberliegenden Gebäudes öffnete. Mittlerweile war es dunkel, aber der Vollmond tauchte die verwaiste Straße und das Gesicht nur eines Mannes in helles Licht.
    Ein Mann. Der Leibwächter, der gerade die Tür zuzog und abschloss. Dann ging er schnell zu dem Mercedes, öffnete die Tür, zwängte seinen schweren Körper hinter das Steuer und fuhr davon. Kharmai griff aufgeregt nach dem Funkgerät.
     
    Der Katamaran schaukelte sanft auf den dunklen Wassern der Tafelbucht, und Kealey beobachtete die Lagerhäuser hinter dem steinigen Strand. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das einzige Gebäude, das zu dieser späten Stunde noch hell erleuchtet war, ohne dass jedoch hinter den Fensterscheiben Bewegungen erkennbar gewesen wären.
    Plötzlich begann das Funkgerät zu knistern, das in dem überdachten Cockpit neben dem Steuer lag.
    »Gehen Sie dran, Kealey.« Kharmais Stimme klang aufgeregt, und er griff nach dem Funkgerät.
    »Ich höre.«
    »Der Fahrer ist abgehauen, allein … Hören Sie mich? Er ist verschwunden. Was soll ich tun?«
    Kealey dachte schnell über die Optionen nach. »Okay, hören Sie gut zu. Sie holen den Jeep, parken vor dem Lagerhaus, bleiben hinter dem Steuer sitzen und tun so, als würden Sie etwas auf der Karte suchen. Falls der Fahrer zurückkommt, drücken Sie zweimal auf den Selcall-Knopf. Ihr Funkgerät wird keinen Ton von sich geben, aber ich weiß Bescheid. Dann verschwinden Sie sofort.« Er schwieg kurz. »Und denken Sie dran, den Rucksack mitzubringen. Alles klar?«
    »Ja, verstanden.«

    Kealey steckte das Funkgerät in seine Jackentasche, ging zum Heck des Katamarans und zog die Plane von einem Schlauchboot. Dann schloss er ein Stromkabel an einen kleinen Kran an, startete den Generator und ließ das Schlauchboot zu Wasser. Ein Blick auf das renovierte Lagerhaus bestätigte, dass die Doppeltür immer noch offen stand und kühle Nachtluft hereinließ. Eine bessere Chance würde sich nicht mehr bieten.
     
    Kharmai rannte durch das Labyrinth enger dunkler Gassen, und die Wände der Hafengebäude warfen laut das Geräusch ihrer Schritte zurück. Bei dem Nissan angekommen, suchte sie nach den Schlüsseln, schloss auf, warf den Rucksack auf die Rückbank und setzte sich auf den kühlen Ledersitz. Nach Sonnenuntergang war die Temperatur schnell gefallen, und sie zitterte, als sie den Motor anließ und das Fahrzeug aus der abgelegenen Seitengasse steuerte.
     
    Das Schlauchboot hüpfte über die sanften Wellen, und der 40-PS-Außenbordmotor, der das Wasser hinter ihm aufwühlte, kam Kealey sehr laut vor. Nach ein paar hundert Metern schaltete er ihn ab, weil der Schwung des Bootes ausreichen würde, um ihn ohne Motor an Land zu bringen. Dort sprang er aus dem Schlauchboot und zog es hinter sich her, wobei er beinahe auf den glitschigen Steinen ausgerutscht wäre. Dann ging er auf die offene Doppeltür zu.
     
    Kharmai bog mit ausgeschalteten Scheinwerfern um die Ecke und parkte den Nissan vor Grays Lagerhaus. Die Straße lag immer noch verwaist da, als sie die Karte entfaltete und nervös mit dem Funkgerät herumspielte, das neben ihr auf dem Beifahrersitz lag. Mach schon, Kealey.

    Kealey trat mit gezückter Pistole durch die offen stehende Doppeltür und drang tiefer in das Innere des Lagerhauses ein. An der hohen Decke hingen Neonleuchten, deren Licht auf weiß getünchte Wände und glänzendes Eichenholzparkett fiel.
    Stephen Gray, hinter einem riesigen Schreibtisch sitzend, lehnte sich gerade bequem zurück und trank einen Schluck Whisky aus einem Kristallglas. Er zuckte zusammen, als ein Schatten über die glänzende Schreibtischplatte fiel, und blickte den Besucher an, der urplötzlich in seinem Büro aufgetaucht war.
    Sofort war ihm klar, dass er diese Auseinandersetzung womöglich nicht überleben würde. Seine Häuser waren schon häufig von den Behörden durchsucht worden, aber die Polizei verschaffte sich anders Zutritt, nicht durch die Hintertür und mit Pistolen mit Schalldämpfern. Seine rechte Hand begann zu zittern, während sie nach der zweiten Schublade seines Schreibtischs tastete.
    Er versuchte sich zu erinnern, ob der Revolver geladen war.
    Kealey agierte schnell, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. »Freut mich, Sie endlich kennen zu lernen, Mr Gray«, sagte er mit leiser Stimme. Sei vernünftig, dachte

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