Der Amerikaner - The American
er. Denk an Harpers Worte. »Ich habe ein paar Fragen, wenn Sie nichts dagegen haben. Verhalten Sie sich ruhig, und legen Sie die Hände auf den Schreibtisch.«
»Sie können mich mal«, zischte Gray mit wutverzerrtem Gesicht.
Er wollte aufstehen, und Kealey wurde klar, dass hier mit Vernunft nichts auszurichten war. Er bewegte sich schnell um den Schreibtisch herum und trat Gray hart gegen den Oberkörper.
Der Stuhl kippte nach hinten, und Gray schlug unsanft auf dem Boden auf und schnappte nach Luft. Er schaffte es, sich auf
Händen und Knien aufzurichten, doch da traf schon Kealeys Schuh seinen Brustkorb.
Diesmal brachen Rippen, und Gray rollte sich zusammen, während vor seinen Augen alles verschwamm. Trotz des unerträglichen Schmerzes spürte er den Lauf der Pistole in seinem Genick.
»Am liebsten würde ich sofort abdrücken«, knurrte Kealey. »Sie haben eine Chance, ihr Leben zu retten.« Er zog ein zerknittertes Foto aus seiner Jackentasche und warf es lässig auf den Boden. »Woher kennen Sie diesen Mann?«
Der silberne Mercedes bog mit halsbrecherischem Tempo um die Ecke und kam mit quietschenden Bremsen vor dem Nissan zum Stehen. Kharmai bekam kaum Luft, als sie hektisch nach dem Funkgerät griff und zweimal auf den Selcall-Knopf drückte. Der stämmige Fahrer war bereits ausgestiegen und hielt eine schwere Tüte aus einem Restaurant in der Hand. Kharmai blickte wieder auf ihre Karte, doch da klopfte der Leibwächter schon ans Fenster. Sein Blick war bereits misstrauisch, als sie die Scheibe noch gar nicht herabgelassen hatte.
»Ich schwöre, es ist die Wahrheit!«
»Ich glaube Ihnen kein Wort.« Kealeys Finger legte sich fester um den Abzug der Walther, während er Gray den kalten Metalllauf energischer gegen den Kopf presste. »Das ist der einzige Name, den er Ihnen gegenüber je benutzt hat?«
»Ich kannte seinen Vater. Sie können sich persönlich überzeugen. Lassen Sie mich nur aufstehen. Ich laufe schon nicht weg.« Ich muss ihn irgendwie ablenken, das reicht mir, dachte Gray. Der Revolver ist geladen, ich bin mir sicher. Wenn ich ihn in die Finger bekomme, habe ich vielleicht eine Chance.
Kealey packte seine Schulter und zog ihn unsanft auf die Beine. Gray machte sofort einen Schritt in Richtung Schreibtisch. »Es ist da drin. Ich habe eine Akte über ihn …«
Kealeys Faust schloss sich fester um den Stoff von Grays Hemd, und er riss ihn zurück. »Setzen«, sagte er, bevor er selbst die Schubladen des Schreibtischs zu öffnen begann. Dann fand er den Smith & Wesson-Revolver und wandte sich zu Gray um. »Haben Sie vielleicht den gesucht?«
Er öffnete die Trommel, ließ die Patronen auf das Parkett fallen und warf den Revolver auf den Schreibtisch. Dann war er mit einer schnellen Bewegung wieder bei Gray und knallte ihm mit voller Wucht den Lauf seiner Pistole ins Gesicht. Als er ausholte, um ein zweites Mal zuzuschlagen, stieß das Funkgerät in seiner Tasche gegen den Schreibtisch, wodurch es sich versehentlich einschaltete.
»Nein, ich habe absolut keine Ahnung«, sagte Kharmai. »Wahrscheinlich bin ich hinter dem Malaiischen Viertel falsch abgebogen … Ich will nur zum Commodore Hotel zurückfinden. Wären Sie so freundlich, mir den Weg zu beschreiben?«
Jetzt wirkte der Mann schon etwas weniger misstrauisch. Er steckte den Kopf durch das Seitenfenster, fuhr mit dem Finger über die Karte und untermalte die Bewegung mit einer Beschreibung in schwer verständlichem Englisch. Sein Finger bewegte sich über Kharmais Bein, und sie hielt die Karte so verkrampft in den Händen, dass sie sie fast entzweigerissen hätte. Ihre Gedanken rasten. Ich muss ihn beschäftigen.
Sie legte eine Hand auf den Unterarm des Leibwächters und schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie sind ein Retter in der Not.« Offenbar hatte sie den richtigen Ton getroffen, denn das Grinsen des
Mannes wurde breiter, und er taxierte zum ersten Mal ihren Körper...
In diesem Moment begann das Funkgerät zu knistern.
Der Leibwächter registrierte sofort ihren verstörten Gesichtsausdruck. Das laszive Lächeln verschwand, und seine Hand verschwand unter der Jacke …
Aber Kharmai war schneller. Sie griff zwischen die Sitze, zog Kealeys Beretta und drückte mit ausdrucksloser Miene zweimal ab. Die Kugeln trafen den Leibwächter in die Brust, und er stürzte mit einem konsternierten Gesichtsausdruck auf das Pflaster.
Sie stieg taumelnd aus dem Wagen,
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