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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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grüne Bänder an den Aufschlägen derer prangten, die der Meinung waren, er habe jedes Recht, die Gedenkstätte zu bauen, dass als Reaktion darauf ein Mitglied von »Save America from Islam« einen Anti-Garten-Aufkleber ersonnen habe – ein viergeteiltes grünes Quadrat mit einem dicken roten Strich quer darüber –, der auf immer mehr Stoßstangen, Schutzhelmen und T-Shirts auftauchte, dass beide Seiten angefangen hatten, als Zeichen ihrer patriotischen Einstellung zusätzlich Anstecker mit der amerikanischen Flagge zu tragen, und dass es in U-Bahnen und auf Straßen zu Auseinandersetzungen zwischen Bänder- und Stickerträgern gekommen sei. Mindestens eine davon war in Handgreiflichkeiten ausgeartet und hatte einem Stickerträger blaue Flecken am Schienbein eingebracht, aber anscheinend war es dabei auch um einen Streit um einen Parkplatz gegangen. Mo wurde immer geübter darin, sich seine Gefühle nach außen hin nicht anmerken zu lassen, und konnte auf diese Weise besser mit Fremden umgehen, die ihn auf der Straße anhielten, um ihm zu sagen, er solle seinen Entwurf zurückziehen oder nicht zurückziehen, oder ihm, was am häufigsten vorkam, nur zu verstehen gaben, dass er ihnen bekannt vorkam, so als sei er ein zweitklassiger Schauspieler, den sie im Moment nicht so recht einordnen konnten.
    »Nun«, sagte Paul Rubin. »Was kann ich für Sie tun?«
    Es war Viertel nach acht in einem Coffee-Shop in der Madison Avenue. Sean hatte sich zwei Wochen lang um ein Treffen mit Rubin bemüht, um ihm klarzumachen, wie kompromisslos sein Komitee und seine Familie den Garten ablehnten. Aus Frust – und vielleicht als Konkurrenz zu der Anti-Islam-Gruppe, die Khans Haus belagerte und Sean auf die Idee gebracht hatte – hatte er die Mitglieder seines Komitees zu einer Protestaktion vor Rubins Haus aufgerufen. RETTET DIE GEDENKSTÄTTE , stand auf ihren Schildern. WIR WOLLEN KEINEN SIEGESGARTEN . Abgesehen davon, dass Rubin dadurch unter Druck gesetzt wurde, waren die Proteste auch ein nützliches Ventil für Seans wachsende und immer unzufriedenere Anhängerschaft. Inzwischen waren es fast 250 Angehörige und ehemalige Feuerwehrleute, die ständig im Haus seiner Eltern auftauchten, aufgebracht und versessen darauf, irgendetwas zu unternehmen. Ihre gewählten Volksvertreter anzurufen und auf ihr Anliegen einzuschwören war ihnen nicht genug. Also ließ er sie von frühmorgens bis Mitternacht in Rubins Straße demonstrieren. Einige der Männer sagten, es erinnere sie an ihre Arbeit auf dem Gelände. Sean nickte nur dazu, obwohl er nicht nachvollziehen konnte, was das Herumtragen von Schildern auf einem Bürgersteig an der Upper East Side damit zu tun haben sollte.
    Irgendwann rief Rubins schleimiger Assistent zurück und sagte, der Vorsitzende der Jury könne ihn auf ein schnelles Frühstück zwischen seine anderen Termine quetschen, Sean dürfe aber auf keinen Fall zu spät kommen. Er war auf die Minute pünktlich, setzte sich in eine Nische und wartete fünfzehn Minuten auf Rubin, der sie sofort gebieterisch an einen Fenstertisch umdirigierte, wo sie ungestörter wären.
    Das Lokal machte auf Sean einen ganz gewöhnlichen Eindruck, die Preise allerdings waren es nicht: Fünf Dollar für eine halbe Grapefruit, zwölf für einen Bagel mit Frischkäse! Frequentiert wurde es anscheinend ausschließlich von Männern in teuren Jogginganzügen und von Frauen, die aussahen, als ernährten sie sich ausschließlich von Grapefruithälften.
    »Ist das nicht –«
    »Doch«, sagte Rubin, der selbst zu dieser frühen Stunde eine Fliege trug. »Politiker lieben diesen Laden. Also? Was kann ich für Sie tun?«
    »Was Sie für mich tun können –«
    »Das Übliche«, sagte Rubin zu dem Kellner, der ihre Bestellung aufnehmen wollte.
    »Äh, drei Eier, Speck, Kaffee, Saft«, bestellte Sean. »Und Weizentoast. Also, was Sie für mich tun können –«
    Ein Hilfskellner brachte Wasser.
    »Was Sie für mich tun können –«
    »Lassen Sie es mich anders formulieren«, sagte Rubin, als der Kaffee eingeschenkt wurde. »Wie Sie wissen, bin ich sehr an der Meinung der Angehörigen interessiert, aber inzwischen ist ein formales Verfahren angelaufen, und es wird eine Anhörung geben, auf der Sie Ihre Gefühle bezüglich des Entwurfs zum Ausdruck bringen können. Was also konnte Ihrer Meinung nach bislang nicht vermittelt werden –«
    Ein Mann mit silbergrauen Haaren blieb an ihrem Tisch stehen, um Paul die Hand zu schütteln. »Ich habe

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