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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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»Die Muslime versuchen, unser geweihtes Stück Erde für sich zu vereinnahmen«, hatte sie gesagt. »Genau das haben sie überall auf der Welt getan, quer durch die ganze Geschichte hindurch. Sie zerstören irgendetwas und errichten an derselben Stelle ein islamisches Symbol der Eroberung. Babur ließ Rams Tempel in Indien niederreißen und eine Moschee erbauen. Die Ottomanen eroberten Konstantinopel und errichteten – was wohl? – die Hagia Sophia, eine Moschee. Hier bei uns bringt eine Gruppe von Muslimen die Türme zum Einsturz, und jetzt kommt ein anderer daher und will dort ein Paradies für seine toten Brüder erschaffen. Nach allem, was wir wissen, könnte das von Anfang an der Plan gewesen sein.«
    Sean konnte ihr nicht folgen und wollte eigentlich nichts mit ihr zu tun haben – er hatte mit seinen eigenen Leuten genug um die Ohren. Aber auch ihre Mitgliedschaft wurde immer zahlreicher – es gab inzwischen fünfhundert SAFI s, wenn man die Satellitenverbände in dreizehn Bundesstaaten mitrechnete –, und seit Seans Eingebung nach seinem Treffen mit Paul Rubin besaßen diese Zahlen einen völlig neuen Reiz. Also willigte er ein, ihre Kräfte zu bündeln.
    Schon fünfzehn Minuten nach Beginn der Versammlung bedauerte er seine Entscheidung von ganzem Herzen. Er hatte sich als Anführer eines noch massiveren Feldzugs gegen Khans Gedenkstätte gesehen, aber beim Anblick dieser Frauen – Christinnen, Jüdinnen, Hausfrauen, Rentnerinnen, Immobilienmaklerinnen – war ihm schnell klargeworden, dass sie sich keineswegs willig anführen lassen würden. Sie ließen sich ja nicht einmal gegenseitig zu Wort kommen. Ihr Wissen in Sachen islamistischer Bedrohung ging weit über sein eigenes hinaus. Sie erzählten jedem, der bereit war, ihnen zuzuhören, dass Teile des Korans, die auf Mohammeds Zeit in Mekka zurückgingen, zwar den Anschein der Toleranz erweckten, da sie sich positiv über die sogenannten »Leute des Buches« äußerten, also alle Angehörigen der sogenannten Buchreligionen, die Kapitel aus Medina allerdings die wahre, brutale Natur des Islam offenbarten mit ihrem: »Tötet sie, wo ihr sie auch findet.« Einige der Frauen hatten Exemplare des Korans dabei, in denen sie einschlägige Stellen mit orangefarbenem Textmarker angestrichen hatten. Die besten von ihnen kannten diese Stellen auswendig und warfen mit Begriffen wie »Dhimmitude« um sich, als hätten sie sie beim Cheerleader-Training an ihrer High School gelernt. »Hep hep hep, Dhimmitude muss weg!«, intonierten drei Frauen in den Bänken.
    Als Sean fragte, was dieses »Dhimmitude« denn sei, rief eine fassungslose Debbie einer der Frauen zu: »Shirley, würdest du Sean und den anderen Jungs hier bitte mal erklären, was Dhimmitude ist.«
    Shirleys graue Locken, ihre Brille und ihre flaumigen Wangen erinnerten Sean an die Bibliothekarin seiner Grundschule, und er fragte sich, ob sie auch nach Menthol und stockfleckigen Büchern roch. »Es ist die freiwillige Anerkennung der Tatsache, dass man nach dem Gesetz der Scharia ein Bürger zweiter Klasse ist«, rief sie. Das machte die Sache zwar nicht wirklich klarer, aber Sean fragte lieber nicht weiter nach. »Es ist das Dümmste, was man tun kann«, fügte sie von selbst hinzu. »Es bedeutet zuzulassen, dass unsere Lebensart nicht nur von den Muslimen, sondern auch von liberalen Idioten zugrunde gerichtet wird.«
    Debbie und Sean standen vor dem Altar. Zusammengenommen füllten ihre Mitglieder die meisten der Bankreihen. Debbies Stimme trug mühelos durch den ganzen Raum. »Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht«, rief sie, »haben wir es hier mit einem unvorstellbaren Glücksfall zu tun. Zwei Jahre nach den Anschlägen waren die Amerikaner träge und selbstgefällig geworden. Dieser Versuch, sich unsere heiligste Stätte unter den Nagel zu reißen, ist ein Weckruf. Genau das habe ich immer versucht, den Leuten zu sagen: Ihr glaubt, die gewalttätigen Muslime sind gefährlich? Wartet nur ab, dann werdet ihr sehen, wozu die nicht-gewalttätigen fähig sind. Was wird als Nächstes kommen? Der Halbmond über dem Kapitol? Jedenfalls versuchen sie, dieses Stück Land zu einem Dar al-Islam zu machen.«
    »Zum Haus des Islam«, erklärte sie genervt, als sie Seans verständnisloses Gesicht sah. »Schreiben Sie sich einen Merkzettel, Sean. Sie können diese Bedrohung nicht bekämpfen, wenn Sie die Terminologie nicht beherrschen.«
    »Dieser Kampf lässt sich nicht mit Worten

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