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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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1850er Jahren dann für die Republikaner. Das sogenannte
Wilmot Proviso
kam für die Südstaatler fast schon einer Kriegserklärung gleich, denn es deutete nicht nur auf interne Spannungen in der Demokratischen Partei hin, sondern hätte mittelfristig das Ende der Senatsparität gebracht. Obgleich das
Proviso
im Senat scheiterte und niemals zur Anwendung kam, heizte sich die Atmosphäre auf. Die Kluft verbreiterte sich beinahe täglich. 1848 kandidierte die moderat abolitionistische
Free Soil Party
mit einigem Erfolg, bei den Whigs zeichnete sich die Spaltung in
Cotton Whigs
aus dem Süden, abolitionistische
Conscience Whigs
und moderate
Old Line Whigs
ab. Selbst die Demokraten, lange die Partei der Einheit der Union, zerfielen allmählich. Mancher Nordstaatendemokrat setzte sich zu den
Free Soilers
ab, die immerhin von dem alten Parteisoldaten und ehemaligen Präsidenten Martin van Buren geführt wurden. Jedem war klar, daß die Union unmittelbar vor dem Zerfall stand. 1850 kulminierte die Staatskrise weiter. In der letzten Rede vor seinem Tod malte ein von Krankheit gezeichneter John C. Calhoun, der manchem wie ein gespenstischer Totengräber der Republik vorkam, mit finsteren Worten das Menetekel des Bürgerkriegs an die Wand. Wieder war es der unvermeidliche Henry Clay, der das Heft kurz vor dem Abgrund in die Hand nahm. Er kam als ehrlicher Makler dem Süden so weit entgegen wie nur irgend möglich. Der Kompromiß von 1850 beinhaltete eine ganze Serie von Gesetzen, die teilweise Maximalforderungen der Südstaaten erfüllten und deswegen selbst von gemäßigten Nordstaatlern mit Abscheu aufgenommen wurden. Zwar wurde fortan der Sklavenhandel, nicht aber die Sklaverei auf dem Bundesterritorium von Washington, DC untersagt und der Staat Kalifornien nach langer Diskussion als Freistaat in die Union aufgenommen, dafür wurde den Einwohnern der Territorien von New Mexico und Utah, letzteres entgegen denAbmachungen von 1820, die Wahlfreiheit in der Sklavenfrage zugesichert. Den eigentlichen Kernpunkt der Abmachung aber bildete der
Fugitive Slave Act
, der endgültig und ausschließlich anhand südstaatlicher Vorgaben die Rückführung geflohener Sklaven aus dem Norden regelte. Die nun einsetzende Jagd auf Flüchtlinge in den Städten des Nordens sorgte dort für eine Welle der Sympathie und offen zur Schau gestellter Solidarität mit den ehemaligen Sklaven. Es kam zu Massenaufläufen und Schlägereien. In einzelnen Staaten, allen voran in Neuengland, verweigerten Polizisten den Südstaatlern die Amtshilfe. Der Kompromiß von 1850 führte zur weiteren Radikalisierung der Debatte und dem Zerfall des Parteiensystems, dessen erstes Opfer ab 1852 Henry Clays Whigs wurden. Aus den Trümmern der Whigs, der
Free Soilers
, der nativistisch-antikatholischen
American Party
und Sklavereigegnern aus der Demokratischen Partei, darunter Jacksons einst so treuer Gefolgsmann Benjamin Butler, formierte sich 1854 die Republikanische Partei, die zwar in der Sklavenfrage moderater war als alle vorherigen «abolitionistischen» Parteien, dafür aber als erste Partei der amerikanischen Geschichte ausschließlich im Norden und Mittelwesten existierte.
    Trotz des Entgegenkommens von seiten Henry Clays waren die Südstaatler unzufrieden. Den drohenden Verlust der Senatsparität weiterhin vor Augen, den Abolitionismus der Republikaner grotesk übertreibend und angesichts des gleichfalls absehbaren Niedergangs des Baumwollbooms und damit der wirtschaftlichen Grundlage der Sklaverei, reagierten sie mit einem neuen Schub von Hysterie und Panik. Der Tod Calhouns und der Zerfall der Whigs gaben Raum für eine jüngere Generation radikaler Politiker, die sogenannten Feuerfresser (
fire eaters
) um William L. Yancey, die sich nunmehr für die Sezession des Südens einsetzten. Die gemäßigten Stimmen aus dem oberen Süden fanden immer weniger Gehör. Immerhin scheiterten Mitte der 1850er Jahre noch alle Versuche, den Süden zur Abspaltung zu bewegen, aber es zeichnete sich ab, daß es bald an politischen Führern fehlen würde, die noch für die Union eintraten. Im Süden fuhr man jetzt eine zweigleisige Strategie. Einerseits unterstützten einige Politiker aus dem tiefen Süden die Bewegung der
filibuster.
Das waren Abenteurer wie William Walker, die mit Söldnerscharen durch Mexiko, Nikaragua, Haiti oder die Dominikanische Republik zogen, um dort eigene Staaten zu erobern, aus denen sich möglicherweise ein Sklavenimperium errichten ließ.

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