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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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Andererseits stellte man immer neue und weiterreichende Forderungen an den Norden. Zum neuen Kampffeld avancierte um 1854 das Kansas-Nebraska-Territorium, das binnen kurzer Zeit seine Staatlichkeit erreichen sollte. Schon 1850 hatte Stephen Douglas, der neue Stern der Demokratischen Partei, der wie der Republikaner Lincoln aus Illinois stammte, im Zusammenhang mit dem Kompromiß von 1850 das Grundprinzip des Missouri-Kompromisses von 1820 durch seine Idee der Volkssouveränität ausgehebelt. Im
Kansas-Nebraska-Act
bekamen beide Gebiete 1854 das Recht zugesprochen, eigenständig zu entscheiden, ob sie als Sklaven- oder als Freistaaten der Union beitreten würden, obgleich sich ihr Territorium nördlich des 36. Breitengrades befand. Douglas, der davon ausging, daß die Sklaverei in beiden Territorien sowieso wirtschaftlich unsinnig und deswegen chancenlos sein würde, hatte geglaubt, mit diesem Schritt die Lage zu beruhigen und seine Partei wieder zu vereinigen. Statt dessen trat er eine neue Welle von Streitigkeiten los, die in eine regelrechte Spirale der Gewalt mündete. In beständig neuen Zyklen der Unruhe starben Indianer und Schwarze, Mormonen und Katholiken, vorrangig aber Abolitionisten. Das Land gärte, und eine Lösung war nirgendwo in Sicht.
    Verschärft wurde die Situation weiterhin durch ein überraschendes Urteil des obersten Bundesgerichts,
Dred Scott vs. Sanford
(1857). Als die Abolitionisten zu Beginn der 1850er Jahre damit begonnen hatten, diesen Fall aufzubauen, waren sie noch davon ausgegangen, im
Supreme Court
eine sklavereikritische Mehrheit zu finden. Aber sie hatten sich verrechnet. Der oberste Bundesrichter Roger B. Taney, ein sklavenhaltender, katholischer Großgrundbesitzer aus Maryland, tat alles, um das Gericht auf seine Seite zu ziehen. Der Fall drehte sich um einen Sklaven, der mit seinem Herren in einen Freistaat gezogen war und auf Freilassung geklagt hatte. Taney aber beschied, der Kläger sei weiterhin Sklave, er sei nicht klageberechtigt, und Schwarze könntenkeine Bürger der USA werden. Darüber hinaus erklärte er den Missouri-Kompromiß für verfassungswidrig, null und nichtig. Richter Taney glaubte allen Ernstes –
Roma locuta, causa finita
–, mit diesem Beschluß sei die Sklavenfrage irreversibel vom Tisch. Freilich irrte er sich. Die öffentliche Reaktion war verheerend, während die Autorität des obersten Bundesgerichts sich auflöste. Im Süden triumphierten einmal mehr die Scharfmacher, im Norden wandten sich die Gemäßigten angewidert ab. Die radikalen Abolitionisten wiederum verkündeten, für sie sei der
Supreme Court
nicht mehr maßgeblich, sie würden sich jetzt nur noch dem göttlichen Recht, dem
higher law
, verpflichtet fühlen.
    Parallel dazu nutzten die
Missouri ruffians
gemeinsam mit den Feuerfressern des Südens die allzu offenkundige Schwäche der Präsidentschaften der Demokraten Franklin Pierce und James Buchanan, die alle Hände voll zu tun hatten, die Einheit ihrer disparaten Partei zu wahren. Siedler aus Missouri strömten in das Kansas-Territorium, um dort eine sklavereifreundliche Regierung zu installieren, die dann Kansas als Sklavenstaat in die Union führen sollte. Dabei bedienten sie sich aller denkbaren Methoden, vom Wahlbetrug bis hin zur offenen Gewaltanwendung, was neuerlich viele Nordstaatendemokraten dazu brachte, sich dem Süden zu entfremden. Die Abolitionisten hingegen organisierten Siedlertrecks aus Neuengland, die ihrerseits Kansas in einen Freistaat verwandeln sollten. 1856 eskalierte die Situation. Der streng calvinistisch gesinnte Abolitionist John Brown tötete gemeinsam mit seinen Söhnen am Pottowatomie fünf unbewaffnete und am Konflikt unbeteiligte Siedler aus Missouri. Dieser Akt des Terrorismus wurde zum Ausgangspunkt eines blutigen Bürgerkriegs, der zwar weniger Opfer forderte, als zeitgenössische Zeitungsberichte suggerieren, in dem aber immerhin mindestens 200 Menschen ums Leben kamen. Die Ereignisse in Kansas,
bleeding Kansas
genannt, führten dann im Mai 1856 im Senat in Washington zu einem weiteren Zwischenfall, der noch einmal belegte, wie angespannt die Situation inzwischen geworden war. Der radikal abolitionistische republikanische Senator aus Massachusetts, Charles Sumner, hatte in einer schneidend ironischen Rede den Süden attackiert und vor allemdem alternden Senator von South Carolina Andrew Butler in expliziten sexuellen Anspielungen vorgeworfen, eine Sklavin als Geliebte zu mißbrauchen. Butlers Cousin,

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