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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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Hinzu kam, daß man seitens der Konföderation über derart wenige Waffen verfügte, daß viele Soldaten aufgefordert wurden, ihre privaten Schußwaffen mitzubringen. Erst im Verlauf des Krieges änderte sich die Situation. Dies lag nur zu einem geringen Teil an der eigenen Produktion moderner, zielgenauer Springfield-Musketen und Enfield-Gewehren, die bestenfalls weniger als 24 Prozent der gesamten Ausrüstung ausmachten. Rund 30 Prozent der konföderierten Schußwaffen mußten unter großen Schwierigkeiten aus Großbritannien, Österreich und Frankreich importiert werden. Knapp die Hälfte aller im Krieg auf Seiten der Südstaaten eingesetzten Infanteriewaffen aber waren zuvor von den Unionstruppen erbeutet worden.
    Die Probleme der Union sahen anders aus. Obwohl man auch hier in der Waffenproduktion nicht in der Lage war, den Bedarf aus eigener Produktion zu decken, und darum auf Importe aus Großbritannien und Frankreich angewiesen blieb, hatte man es wesentlich leichter als der Süden. Anfangs sah das Bild hier nicht wesentlich besser aus als im Süden. Die Unionsregimenter waren 1861 ähnlich bunt bewaffnet wie die konföderierten Soldaten auf der anderen Seite des Schlachtfeldes. Es dauerte bis 1862, ehe die technologische Überlegenheit der Union zum Tragen kam. Von da an überwogen neue Gewehre mit gezogenen Läufen und Minié-Kugeln, die nicht allein treffsicherer waren, sondern zudem eine schnellere Schußfolge ermöglichten, da sie, anders als die altmodischen Musketenkugeln, nicht erst lange aufgebissen und von vorne in den Lauf gestoßen werden mußten. Die neuen Gewehre waren meist Hinterlader und entsprechend leichter zu bedienen. Seit 1863 setzte der Unionsgeneral Benjamin Butler erstmalig Vorläufer des modernen Maschinengewehrs, die
Gatling Gun
ein, von der aber nur zwölf Stück existierten. Erst nach dem Bürgerkrieg, aber rechtzeitig für die Indianerkriege des Westens wurde die US-Armee systematisch mit dieser neuartigen und ungemein mörderischen Waffe bestückt. Allerdings reichtebereits die erhöhte Schußfolge und Treffgenauigkeit der neuen Enfields und Springfields, um die Mortalitätsraten der Frontsoldaten enorm in die Höhe zu treiben. Mit den neuen Waffen konnten auch relativ ungeübte Schützen bis dahin ungeahnte Wirkung erzielen. Die wirkliche Stärke der Unionsarmee lag aber nicht bei den Schußwaffen der Infanteristen, sondern bei der Artillerie, und zwar zu Lande wie zu Wasser. Die Kanonen waren treffsicher, leistungsstark und vergleichsweise langlebig. Auf den Schlachtfeldern des Bürgerkriegs konnten sie eine verheerende Wirkung entfalten.
    Aufgrund eines rückständigen Bankensystems war allerdings auch der Norden zunächst kaum in der Lage, die für die Kriegführung nötigen finanziellen Mittel aufzubringen. Eine Zentralbank fehlte, seitdem Andrew Jackson die
Second Bank of the United States
mutwillig und aus parteitaktischen Gründen zerstört hatte. Dies führte nun dazu, daß man hier, ganz wie in der Konföderation, die Notenpresse anwerfen mußte, was durch den
Federal Banking Act
ermöglicht wurde. Ein geordnetes Bankensystem blieb dessen ungeachtet bis 1913 aus. Erst dann kam es zur Einrichtung der
Federal Reserve
(Fed), die bis heute über die Stabilität des Dollar wacht.
Indes fiel die Inflation im Norden nicht so drastisch aus wie beim Gegner. Die Dollars der Konföderation waren von Beginn an praktisch wertlos, während der Dollar der Union 1865 im Vergleich zum britischen Pfund, der Leitwährung des 19. Jahrhunderts, nur den tiefsten Stand seiner Geschichte verzeichnete. Vereinzelt finanzierten vermögende Männer, etwa ein Erbe des Hauses Astor, ganze Regimenter aus eigener Tasche, obwohl die Solidarität der Reichen mit der Sache der Union nicht eben überschwenglich ausfiel. Dessen ungeachtet boten die New Yorker Banken und die Wall Street die Chance, Kredite und Staatsanleihen aufzunehmen, um die Kriegskosten einigermaßen zu decken.
    Ähnliches wird man über die Umstellung der Wirtschaft auf Kriegsproduktion sagen müssen. Die Union verfügte schlicht nicht über den bürokratischen Apparat und die staatlichen Einrichtungen, die notwendig gewesen wären, um – wie Deutschland, die USA oder Frankreich im Ersten Weltkrieg – zu einerhalbwegs kohärenten Produktionssteigerung zu kommen. Man war vielmehr auf eine enge Kooperation mit der Privatwirtschaft angewiesen, die dann auch ihr Bestes tat, um nach gewissen Anlaufschwierigkeiten die Unionsarmee mit

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