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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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oberen Südens die Würfel nicht gefallen. In Virginia, North Carolina, Tennessee, Kentucky, Maryland, Delaware und Missouri tobte der Meinungskampf zwischen den – noch minoritären – Befürwortern und den Gegnern der Sezession. Schon aus geostrategischen Gründen war es notwendig, wenigstens einige dieser Staaten bei der Union zu halten. Ein Abfall Missouris oder Marylands wäre einer Katastrophe gleichgekommen. Dies legte einen Kompromißversuch im Geiste des 1852 verstorbenen Henry Clay nahe. Kaum zufällig war es John J. Crittenden, wie Clay aus Kentucky stammend und ebenfalls ein früherer Whig, der diesen letzten Anlauf zur Friedenssicherung unternahm. Crittenden schlug vor, faktisch den Missouri-Kompromiß zum Ausgangspunkt für einen Verfassungszusatz zu machen, der die Sklaverei südlich der damals festgelegten Linie rechtlich unangreifbar gemacht hätte. Dies hätte freilich bedeutet, daß dort selbst in Staaten wie Kalifornien, wo zu diesem Zeitpunkt die Sklaverei verboten war, das Sklavenhaltersystem hätte eingeführt werden können oder gar müssen. Für all jene, die aus der
Free Soil
-Bewegung oder von den
Old Line Whigs
in die Republikanische Partei gefunden hatten, war ein solches
amendment
der Verfassung schlechterdings inakzeptabel. Auch Abraham Lincoln war bereit gewesen, die Sklaverei verfassungsrechtlich abzusichern, nicht aber, ihre weitere Expansion zu befördern. Das war für die heterogene republikanische Koalition, die gerade erst die Wahlen gewonnen hatte, die rote Linie, die nicht überschritten werden durfte. Der Crittenden-Plan fand daher keine Mehrheit. Obendrein fehlte den konföderierten Staaten jegliche Kompromißbereitschaft. Sie waren längst auf eine Strategie des Alles oder Nichts umgeschwenkt.
Dies zeigte sich erneut im Verlauf einer Geheimkonferenz, zu der sich am 27. Februar 1861 Vertreter nahezu sämtlicher Staaten der ehemaligen Union trafen.Obwohl sie eigentlich dabei helfen sollte, den Frieden durch weitere Zugeständnisse an den Süden zu sichern, zeigte sie nur, daß inzwischen selbst die Delegierten Virginias von der Stimmung im tiefen Süden angesteckt worden waren. Man wollte es den Abolitionisten und Republikanern ein für alle Mal zeigen. Umgekehrt verhärtete sich die Position der Republikaner. Sie beharrten auf der unumkehrbaren Einheit der Union. Sezession war treuloser Verrat, jeder weitere Kompromiß undenkbar. Unter den evangelikalen Predigern, die lange eine pazifistische Haltung eingenommen hatten, machte die Rede von der Notwendigkeit die Runde, die heilige Erde Amerikas mit dem Blut der Sünder, also der Sklavenhalter, zu reinigen. Dies stieß im Süden erwartungsgemäß auf keine positive Resonanz. Die Stunde der Entscheidung kam spätestens, als Lincoln sich in seiner Inaugurationsrede ohne Wenn und Aber zur Einheit der Union bekannte. Auch sein Kabinett spiegelte diese Stimmung wider. Wohl hatte er mit Außenminister William H. Seward und Postminister Montgomery Blair zwei moderate bis konservative Republikaner berufen, die seiner eigenen nationalistischen Position nahestanden. Gleichzeitig aber fand sich in Gestalt des Finanzminister Salmon P. Chase, obwohl einst Whig, inzwischen seit einem Erweckungserlebnis 1835 Abolitionist und einstiges Haupt der abolitionistischen
Liberty Party
, ein bekennender Radikaler, der ein Jahr später durch den abolitionistischen Kriegsdemokraten Edwin Stanton als Kriegsminister noch Verstärkung erhielt.
    Ausgangspunkt für die Kriegshandlungen wurde im Frühjahr 1861, unmittelbar nach Lincolns Rede, die Unionsgarnison von Fort Sumter, die von Major Robert Anderson befehligt wurde. Der Mann aus Kentucky stand treu zu dem Eid, den er als Soldat auf die Union geschworen hatte. Im Norden war er von den regierungsnahen Medien längst zum Helden stilisiert worden, weil er mit seinen recht überschaubaren Truppen inmitten feindlichen Gebiets hartnäckig ausharrte. Nun erklärte Anderson, er benötige binnen weniger Wochen Nachschub oder er müsse seine Stellung räumen. Seward sprach sich heftig dagegen aus. Er ging sogar so weit, einen Ablenkungskrieg mit Spanien oder Frankreich vorzuschlagen, um die Union zur Einheit zuzwingen. Der Rest des Kabinetts plädierte indes für die Konfrontation. Fast gleichzeitig entschlossen sich Ende März und Anfang April Lincoln und sein Gegenspieler Davis in Richmond zum Krieg. Der Entsatz wurde in Marsch gesetzt, und am 12. April 1861 begann der aus Louisiana stammende General

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