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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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einmal gezogenen Rassengrenzen unter allen erdenklichen Umständen aufrechtzuerhalten.
    Eine wesentliche Rolle bei dieser Explosion der Gewalt im Nachkriegssüden fiel einer Organisation zu, die 1865 von gelangweilten Offizieren der Konföderation in Tennessee gegründet und zeitweilig von Nathan Bedford Forrest geführt wurde: dem Ku Klux Klan. Der Klan der 1860er und 1870er Jahre war – anders als die populärkulturellen Mythen und Legenden aus den Jahrzehnten nach 1900 gerne suggerieren – keine ritterliche Befreiungsbewegung, sondern eine terroristische Vereinigung, die das Ziel verfolgte, die uneingeschränkte Herrschaft der weißen Rasse und der Bourbonen wiederherzustellen. Auch trugen sie in aller Regel keine einheitliche Uniform in Gestalt eines Geisterkostüms, sondern meist nur eine Kapuze. Es handelte sich zudem nicht um eine straff und zentral gelenkte Organisation, sondern um eine Art Netzwerk, das ab 1867 im gesamten Süden präsent war. Glück hatten jene Opfer, die «nur» ausgepeitscht wurden. Der Klan zelebrierte seine Gewaltexzesse und kannte dabei keine Gnade. Der Schutz weißer Frauen und ihrer Ehre diente dabei als beliebter Vorwand. Allerdings schreckten die
Klansmen
oft dann zurück, wenn sie auf Gegenwehr stießen. Es sind vielfältige Berichte von schwarzen Farmernüberliefert, die ihr Heim mit der Waffe in der Hand verteidigten, was dann rasch zum Rückzug des Klans führte. Noch wichtiger aber wäre die Präsenz von Polizei und Militär gewesen.
    Diese Passivität war es, die den Klan in Washington zum Skandal machte. Johnson weigerte sich unter dem Deckmantel der Einzelstaatenrechte, militärisch gegen den Klan vorzugehen. Dies hieß aber nichts anderes, als jeden, der sich im Süden gegen eine Rückkehr der alten Eliten aussprach, seinem Schicksal zu überlassen. Zudem war es Ausdruck einer parteipolitischen Rechnung: Jede Schwächung der Republikaner im Süden führte automatisch zum Erstarken der Demokraten. Genau dies aber blieb Johnsons wichtigstes Ziel, was den Republikanern ebenfalls bewußt war. Sie verfügten in dieser Auseinandersetzung über einen ganz klaren Vorteil, saßen doch überzeugte Radikale in Johnsons Kabinett, die dessen Politik zu konterkarieren verstanden. Im Januar 1867 spitzte sich die prekäre Situation zur ernsten Verfassungskrise zu. Johnson legte gegen fast alle Gesetzesvorschläge der Republikaner sein Veto ein, das regelmäßig überstimmt wurde. Gleichzeitig reagierte der Kongreß, indem er den
Tenure of Office Act
verabschiedete, der alle Personalentscheidungen im Kabinett von der Zustimmung des Kongresses abhängig machte. Dies nahm Johnson zum Anlaß, Kriegsminister Stanton durch Ulysses S. Grant zu ersetzen, was bald zu kuriosen Szenen in der Hauptstadt führte, da nun zwei Personen beanspruchten, Kriegsminister der USA zu sein. Wiederum parallel dazu versuchte der Präsident, alle Anweisungen des Kongresses an die Militärbefehlshaber im Süden rückgängig zu machen und auf diese Weise die radikale Rekonstruktion zu sabotieren. Allmählich wurde die Lage grotesk. Die USA näherten sich dem Zustand der Unregierbarkeit. Für die Radikalen war der Punkt gekommen, an dem Johnson seine Befugnisse überschritten hatte. Unter dem Vorwurf des Hochverrats wurde ein Amtsenthebungsverfahren, ein
impeachment
, eingeleitet. Es war das erste dieser Art in der amerikanischen Geschichte. Als Nachfolger war der radikale Republikaner Benjamin Wade vorgesehen, dessen Beliebtheit sich freilich wegen seiner inflationären Geldpolitik selbst in der eigenen Partei in engen Grenzen hielt. Das
impeachment
Johnsons scheiterte daraufhin mit der denkbar knappen Mehrheit von einer Stimme, die zur notwendigen Zweidrittelmehrheit im Senat fehlte. Kurz darauf erklärte Johnson, er werde mit allen Mittel gegen das anstehende XV.
Amendment
opponieren, das den Schwarzen das Wahlrecht garantierte. Wohl wußte er diesmal neben den Demokraten auch die Frauenbewegung um die einstige Abolitionistin Elizabeth Cady Stanton hinter sich, die ausgesprochen verärgert darauf reagierte, daß Schwarze, nicht aber Frauen das Wahlrecht erhalten sollten. Aber sein Einspruch änderte nichts. Das
amendment
wurde 1870 der Verfassung hinzugefügt. Schließlich gewann der Republikaner Ulysses S. Grant 1868 die Präsidentschaftswahlen, ebenso wie seine Partei erneut die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses errang.
    Damit schienen die Ausgangsbedingungen für die radikale Rekonstruktion des

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