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Der andere Tod

Der andere Tod

Titel: Der andere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Jonuleit
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Streit.«
    »Leidet Ihre Frau unter Depressionen?« Noch immer durchbohrte mich ihr Blick.
    »Anouk? Nein.« Wie kam sie denn auf so etwas? »Anouk ist zufrieden, sie ist ein heiterer Mensch … sie liebt ihren Garten«, entfuhr es mir, noch bevor ich darüber nachdenken konnte, wie unsinnig meine Worte in ihren Ohren klingen mochten. Ich beeilte mich hinzuzufügen: »Anouk ist passionierte Gärtnerin. Ihre Tage sind ausgefüllt, sie arbeitet viel. Wir führen eine gute Ehe. Anouk hat … keinen Grund, so etwas zu tun.«
    »Sie führen eine gute Ehe?«
    »Ja.« Ich sah sie trotzig an. Was bildeten sich diese dahergelaufenen Wald- und Wiesenpolizisten überhaupt ein? Mich zu Anouk und dem Zustand unserer Ehe zu befragen! Mich mit diesem »Solche wie dich kennen wir, Bürschle«-Blick anzusehen und ihre Büronasen in unsere Privatangelegenheiten zu stecken!
    »Hat Ihre Frau getrunken?«
    »Wie sprechen Sie denn von Anouk? Immerhin lebt sie noch …« Ich wurde unsicher. Vielleicht wussten diese beiden Polizisten mehr als ich? Vielleicht hatten die Sanitäter oder der Notarzt ihnen mittlerweile telefonisch durchgegeben, dass es mit Anouk zu Ende gehen würde?
    Völlig außer mir herrschte ich sie an: »Wie geht es meiner Frau, was hat man Ihnen gesagt, was man mir nicht gesagt hat?«
    »Dr.   Gmeiner sagte, ihr Zustand sei kritisch. Mehr wissen wir auch nicht.«
    »Trinkt sie?«
    »Hören Sie, jetzt reicht’s mir aber langsam …«
    »Herr Winther. Wir tun hier nur unsere Arbeit. Also, würden Sie freundlicherweise unsere Fragen beantworten? Je schneller wir hier fertig sind, desto eher können Sie zu Ihrer Frau. Denn Sie wollen doch sicherlich so bald wie möglich zu ihr ins Krankenhaus fahren?«
    »Ja, natürlich. Sie hat nicht getrunken. Sie hat auch keine Medikamente genommen. Nie!«
    Statt meine Aussage zu kommentieren, schwiegen die beiden. Brandner warf einen prüfenden Blick in die Diele und auf den Durchgang zum Wohnzimmer. Die Frau fixierte mich noch immer.
    »Wir würden uns gerne ein wenig umsehen. Wenn Sie gestatten …« Das war Brandner. Es sollte wohl respektvoll und höflich klingen, doch hinter der Höflichkeit kam für mich klar zum Ausdruck, dass die beiden auch ohne mein wertes Einverständnis zur Tat schreiten würden.
    Mit heftig schmerzendem Kopf, in dem die Fragen explodierten, stieg ich vor den beiden Polizisten die Treppe hoch und blieb vor der Schlafzimmertür stehen. Wortlos deutete ich hinein.
    Die beiden bedankten sich förmlich und ich entfernte mich.
    Wieder in der Diele, nahm ich meinen Autoschlüssel vom Vitrinenschränkchen. Ich musste ins Krankenhaus fahren und bei Anouk sein. Der Notarzt hatte nichts sagen können oder wollen, nur so viel, dass sie – im Moment noch – am Leben war.
    Hastig öffnete ich die Haustür und wäre fast in einen Polizisten gerannt, der dort auf der Schwelle stand und auf irgendjemanden oder irgendetwas zu warten schien.
    Unwirsch fuhr er mich an: »Pardon, wo wollen’S denn hin?«
    Ich sah ihn an, als sei er von allen guten Geistern verlassen, doch er erwiderte meinen Blick gleichmütig und ohne mit der Wimper zu zucken.
    Mir versagte beinahe die Stimme. »Na, ins Krankenhaus, zu meiner Frau.«
    »Da muss ich erst mal nachfragen«, erklärte er in aller Seelenruhe und rief etwas zum offenen Schlafzimmerfenster hinauf, hinter dem er die Kommissare wähnte.
    Das blasse Gesicht der Oberholzerin erschien im Rahmen. »Wenn Sie noch einen Augenblick Geduld haben … Wir hätten da noch eine Frage an Sie.«
    Ich wartete also in der Diele und schritt nervös auf und ab. Plötzlich fielen mir Anouks Eltern ein. Ich musste ihnen Bescheid geben. Eilig lief ich zum Telefon, drückte ein paar Tasten und fand die Nummer im Speicher. Einen Moment lang hielt ich den Hörer in der Hand.
    Dieser vermaledeite Nebel in meinem Kopf!
    Das Einzige, was ich im Moment zu sagen wusste und auch ausformulieren konnte, war, dass ich zu Anouk wollte. Aber ihre Eltern hatten ein Anrecht darauf, von diesem Unglück zu erfahren, und zwar sofort. Bestimmt würdensie sofort hierherkommen. Andererseits hatte ich noch nicht einmal eine Diagnose. Was sollte ich ihnen antworten, wenn sie mich fragten, ob Anouk es überleben würde?
    Das Freizeichen ertönte. Gerade, als eine Stimme zu sprechen anhob, schoss mir durch den Sinn, dass ich die Eltern ja gar nicht kannte. Sie waren Fremde für mich.
    Eine Frauenstimme sagte etwas auf Schwedisch, das ich als »Hej«

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