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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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öffnete und ihn hineinließ. Mehr geschah nicht, aber tagelang redete er über nichts anderes. Lukes erster Kuss lag drei Jahre zurück, mit dieser herrischen, impertinenten Tochter eines Freundes der Nightingales, hinter einer Ulmengruppe während eines grauenvollen Campingurlaubs im Adirondack State Park. Aus seinem Schädel herausblickend, wurde ich Zeuge und fand, dass diese verzogene Göre mit ihrem gespitzten Mund aussah wie ein blinder Fisch. Seitdem hatte es noch ein paar solcher peinlichen Treffen gegeben, aber er hatte sich nicht besonders viel aus diesen Mädchen gemacht. Sie waren ihm alle nachgelaufen. Ich vermute, sie sahen in ihm ein geheimnisvolles, unnahbares oder faszinierendes Wesen, ganz niedlich, aber dennoch irgendwie angeschlagen, eine Art Entwicklungsprojekt, wobei er doch einfach nur schüchtern war. (Und natürlich hatte keine von ihnen auch nur den Hauch einer Chance im Vergleich zu seiner wunderschönen, brillanten Ausgabe von Claire.) Nur Sarah behandelte er anders, und das behagte mir gar nicht. Sie war nichts als Zeitverschwendung.
    »Es gibt so viele andere Mädchen«, fing ich an. Wir saßen auf einer schattigen Bank im Conservatory Garden. Es war der letzte Tag im August.
    »Wovon redest du?«
    »Sarah ist doch beschränkt. Du brauchst jemanden wie Cassie, jemand Erwachsenes. Sieh mal da drüben.« Ich deutete mit dem Kopf in Richtung zweier Mädchen auf einer Bank auf der gegenüberliegenden Seite des Seerosenteichs. Sie mochten etwa achtzehn oder neunzehn Jahre alt sein, trugen luftige Sommerkleidchen, bedruckt mit kleinen Elefanten das eine, das andere marineblau mit weißen Punkten. »Um solche Mädchen sollten wir uns kümmern.« Die beiden saßen vor einem atemberaubenden Blütenmeer, einer betörenden Vielfalt aufregender Nuancen von Lila, Bonbonrosa und Neonpink, die, so schien es, eigens dafür geschaffen waren, diesen beiden zauberhaften Wesen einen gebührenden Rahmen zu verleihen. Beide hatten diesen gebräunten Teint, als hätten sie den überwiegenden Teil des Sommers woanders, inmitten von Stränden und Yachten, verbracht. Seit dem trostlosen Winter damals vor zehn Jahren auf Fire Island hatte ich keinen Strand mehr gesehen. Und Claire hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass wir nie wieder dorthin zurückkehren würden.
    »Sieh sie dir an!« Ich stand auf und ging zu ihnen. In der Mitte des Teichs hielt die Statue eines Kindes eine Wasserschale empor, in der Bronze-Finken von ihren Ebenbildern aus Fleisch und Blut attackiert wurden. Auf der anderen Seite des Teichs strich ich der Größeren und Hübscheren der beiden über das hellbraune, von goldenen Strähnchen durchzogene Haar. Ich beugte mich über sie, nahm den Wohlgeruch ihres Halses auf. »Sie hat Parfüm aufgelegt!«, rief ich zu Luke hinüber. »Es duftet nach Vanille. Sarah legt nie Parfüm auf.«
    Mein Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter über ihren Brüsten. Meine Zunge schnellte hervor, und ich drückte sie gegen ihre Haut. Sie war sehr warm, die Hitze der Sonne überlagerte ihre eigene. Ich fuhr mit der Zunge hinunter zum Rand des Kleides und wieder hinauf zu ihrem Kiefer. Sie warf den Kopf herum, so dass ihr Haar über mein Gesicht fiel. Obwohl sie vielleicht nur zwei Jahre älter war als Sarah, wirkte sie viel reifer in ihrem Verhalten, in der Art, wie sie mit ihrer Freundin sprach und sich gab. Ich beschloss, dass es daran liegen musste, dass sie bereits Sex gehabt hatte. Sie wusste Dinge, über die Sarah, Luke und ich nur Vermutungen anstellen konnten. Sie hob das obere Bein vom Knie, um die Beine in umgekehrter Reihenfolge wieder zu kreuzen, wobei sie einen winzigen Zwischenraum zwischen ihren Schenkeln ließ. Ich legte meine Hand auf ihr Knie und fuhr langsam hoch, bis Luke schrie: »Das reicht!«
    Beide Mädchen zuckten zusammen und starrten verstört über den Teich. Ich wich erschrocken zurück. »Luke! Was ist los?« Luke bedeckte sein Gesicht und stand auf, um zu gehen. Er verließ den Garten, den Blick auf den Boden gerichtet, wobei die Schamesröte auf seine Wangen zurückkehrte. Die beiden Mädchen sahen ihm hinterher. »Wie unheimlich«, sagte mein Mädchen. Ich starrte auf ihr wunderbares Haar, die übereinandergeschlagenen Schenkel, in den sonnengebräunten Ausschnitt und dann auf Lukes dahingehende Kehrseite. Ich verfluchte ihn, folgte ihm aber dann die Treppe hinauf auf die Straße.
    »Du bist verrückt«, bellte er mich an, während wir durch das Vanderbilt-Tor gingen.
    Ich

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