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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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einem Bier hinaus. Er trank es aus und warf die leere Dose nach uns. »Die geht jetzt an Mums offizieller Zählung vorbei«, stellte er fest und ging wieder hinein. Sarah wandte sich an Luke. »In einer Stunde müssen wir zum Essen zurück sein. Was meinst du?«
    Barfuß gingen sie über den Feldweg zum Golfplatz. Ich folgte ihnen im braunen Sommeranzug und Slippern, denn in meinen Augen war die Nähe zum Meer keine Entschuldigung für Nachlässigkeit. Sarah trug ein Strandlaken unter dem Arm. Tau hatte sich bereits auf das Gras gelegt, und schwere Salzluft wehte vom Atlantik herüber. Alles war klamm. Sarah nahm Lukes Hand. »Beeil dich«, drängte sie. »Spätestens bei Sonnenuntergang wird die Berieselungsanlage eingeschaltet.«
    Am anderen Ende des Golfplatzes wichen die perfekt manikürten Greens sprödem, goldgelbem Dünengras und Gestrüpp. In das Gebüsch war ein kleiner Pfad getreten worden, dem wir durch eine Senke in der ersten Dünenreihe folgten. Der Sand türmte sich zu beiden Seiten hoch über unseren Köpfen auf und bildete eine geschützte Mulde, aus der heraus weder das Meer noch der Golfplatz zu sehen waren. Ein Hauptweg führte durch die zweite Dünenlinie hinaus auf den Strand, doch Sarah bog in einen schmaleren Weg ab. Die tiefstehende Sonne tauchte die Mulde in goldgelbes Licht. Sarah breitete ihr Badetuch auf einem schattigen Fleckchen aus. Sie setzte sich, kreuzte die Beine unter sich und klopfte den Platz neben ihr glatt. Luke ließ sich an der Stelle nieder, auf die sie deutete, während ich mich an ihre andere Seite setzte, halb auf dem Handtuch, halb im kühlen Sand. Sie trug ein dünnes Baumwollröckchen, das sie ständig über ihre Schenkel zog, und darüber ein geripptes Tank-Top, über das sie einen himmelblauen Strickpulli gebunden hatte. Gänsehaut überzog ihre Arme und Unterschenkel, und ich konnte sehen, wie sie mit der Brise ab- und zunahm.
    Wie immer sprachen sie ein paar Minuten über gar nichts. »Was tust du da?«, flüsterte ich. »Wir haben nicht viel Zeit.« Endlich beugte sich Luke über sie, um sie zu küssen. Sie beugte sich ihm entgegen, und beide sanken auf das Laken zurück. Ich erhob mich auf meine Knie und schwebte über ihnen. Luke hatte den linken Arm unter Sarahs Rücken geschoben, seine rechte Hand umfasste ihre linke Schulter. Ein Windstoß hob ihren Rock ein kleines Stück an. Sie unterbrach den Kuss. »Ich bin so froh, dass du mit hierhergekommen bist. Ich langweile dich doch nicht, oder?«
    »Doch«, sagte ich.
    Luke schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Warum solltest du?«
    Sie lächelte ihn an. »Nur so. Ich frage mich manchmal, wie du dich fühlst. Weil ich das nicht immer erkennen kann.«
    Was hatte sie vor? »Seine Abwehr schwächen«? Mit »seinem wahren Ich Verbindung aufnehmen« oder irgend so ein populärpsychologischer Schwachsinn, der dem Mund von Dr. Claymore hätte entspringen können? Immer diese Teenies, die ihn retten wollten. Cassie würde so etwas Einfältiges niemals in den Sinn kommen.
    Er neigte sich hinab, um sie erneut zu küssen, und diesmal ließ er ihren Arm los und glitt mit seiner Hand unter das Tank-Top, ließ die Finger die Brüste umspielen und über die Rippen streichen. Sie gab seiner Berührung nach, und meine Neugier wuchs ins Unendliche. »Bring sie dazu, dass sie dich berührt«, drängte ich. Luke verschob sein Becken und presste seinen Schritt gegen ihren Oberschenkel. Sie erstarrte, entspannte sich dann aber wieder. »Das will sie«, sagte ich. »Warum wäre sie sonst mit dir hierhergekommen?« Luke glitt mit der Hand zu ihren Schenkeln hinunter und versuchte, mit den Fingern in den Raum zwischen ihren Beinen zu gelangen. Wieder wich sie zurück. »Luke, stopp, nicht weiter.«
    Luke lief rot an. »Tut mir leid.«
    »Nein!« Ich drohte ihm mit dem Finger. »Du darfst dich niemals entschuldigen.«
    Ihre Brille war verschmiert und hing schief vor ihrem Gesicht. Sie nahm sie ab und legte sie neben ihren Kopf. »Langsam, okay?« Sie blinzelte ziellos mit ihren Augen. »Wir haben genug Zeit.«
    »Genauer gesagt, ganze siebzehn Minuten«, korrigierte ich.
    Luke griff mit dem Arm hinter sich, um an seine Tasche zu kommen. »Eins von denen habe ich mitgebracht.« Er schwang ein Kondom in einer zerknautschten türkisfarbenen Verpackung.
    »Luke!« Überrascht lachte sie laut auf, und nicht etwa, weil sie es lustig fand: »Ich tu das nicht!« Ihr Lachen erstarb, und sie sah verärgert aus. »Hast du wirklich geglaubt, so

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