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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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früh – und hier draußen?«
    Lukes Versuch war zwar plump, erwies sich jedoch als ausgesprochen wirkungsvoller Schachzug: Sie bietet nichts, er bietet Sex, und sie treffen sich irgendwo in der Mitte. Zu dumm, dass er die Wahrheit sagte, als er ihr erklärte: »Ich dachte, es würde dich glücklich machen.« Von einer bewussten Strategie konnte nicht die Rede sein. Sie berührte sein Gesicht. »Du bist so seltsam«, sagte sie, ließ es aber wie ein Kompliment klingen. »Ich glaube, es würde mich glücklich machen, aber jetzt noch nicht.«
    »Oh, mein Gott!«, stöhnte ich. Diese Enttäuschung machte mich fertig. »Bist du eigentlich zu irgendetwas nütze?« Ich sprach mit Luke, hätte aber genauso gut auch Sarah anreden können. Erneut verschob er sein Becken, so dass sein Ständer ihre Hand streifte. »Vielleicht ist es für eine ganze Menge noch nicht zu spät.« Ihre Finger machten sich am Hosenstall seiner Khakihose zu schaffen. »Möglich«, entgegnete sie.
    Sie öffnete den Reißverschluss seiner Hose und schloss die Finger um sein Glied. Ich beugte mich vor, um mir alles genau anzusehen. Sie bewegte ihre Hand, und Lukes Gesichtsausdruck ließ ahnen, dass es sich nicht gut anfühlte. »Ist es das?«, fragte ich. »Aber das kannst du zu Hause doch auch.« Er streckte seinen Arm aus und packte sie am Handgelenk. »Vielleicht habe ich an etwas anderes gedacht.« Er versuchte, einen vielsagenden Blick aufzusetzen.
    Sie sagte: »Ich mach das nicht.«
    »Warum nicht?«, beharrte ich.
    »Warum nicht?«, fragte Luke.
    »Weil ich nicht will.«
    »Tu es trotzdem!«, giftete ich. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als hätte sie mich gehört.
    Luke legte die Hände auf ihre Schultern und drückte sie hinunter. So mutig hatte ich ihn noch nie erlebt. Sie widersetzte sich ihm zunächst, aber er gab nicht nach, bis sie sich schließlich fügte. Sie nahm sein Glied in den Mund und lag da. Von der anderen Seite der Dünen hörte ich eine Familie nach ihrem Hund rufen und dahinter, noch weiter entfernt, Meeresrauschen. »Sollte sie nicht etwas tun?«, fragte ich. Meine Kenntnis verdankte ich den Gesprächen, die ich in den Umkleidekabinen mitgehört hatte, und dem flüchtigen Blick in Pornoheftchen im Aufenthaltsraum der oberen Klassen in der Schule. Luke legte die Hand auf ihren Kopf und stieß ihn tiefer hinein. Sie begann, ihren Mund auf und ab zu bewegen. Ihre Augen hielt sie geschlossen. Die Brauen waren zusammengezogen, als grüble sie über einer Mathematikaufgabe. Das Geräusch, das Luke von sich gab, ließ unbändige Eifersucht in mir aufsteigen. Ich wollte alles fühlen und fühlte nichts. Mir stand das zu, nicht ihm.
    »Sie ist ein billiges Flittchen«, bemerkte ich. Ich hatte die Beherrschung verloren. »Ich wette, sie würde es für jeden machen, der sie darum bittet.« Luke öffnete die Augen und starrte mich verwirrt an. »Du hast richtig gehört«, sagte ich. »Sie ist ein dummes, vernageltes Flittchen.«
    Er öffnete die Lippen und wollte etwas sagen, als sich sein Körper plötzlich krampfartig zusammenzog und er sein Becken ruckartig vom Handtuch wegstemmte. Sarah drehte sich von ihm weg und spuckte in den Sand. Ein Schleimfaden hing über ihrem Kinn, sie wischte ihn mit dem Handrücken ab. Sie war aufgebracht und außer sich.
    »Ich wollte das nicht«, sagte sie, »du hast mich dazu gezwungen.«
    Luke verstaute seinen Schwanz rasch in der Hose. »Tut mir leid, tut mir leid. Ich wollte das nicht.«
    »Ich weiß nicht mal, was das bedeutet«, sagte sie. Sie sah auf die Uhr. »Verdammt, wir müssen zurück.« Sie stand auf und zerrte am Handtuch. »Los, steh auf.«
    Luke rappelte sich auf, streckte seine Hand nach ihr aus, besann sich dann aber anders. Sie drehte sich um und ging zum Hauptweg zurück. Luke folgte ihr. Die Sonne war bereits untergegangen, orangefarbene Streifen durchzogen den schwarzvioletten Abendhimmel. Ich konnte in dem schwachen Restlicht nicht viel erkennen, bemerkte jedoch Sarahs Brille halb vergraben im Sand. Luke hatte sie nicht gesehen, und so beschloss ich, kein Wort darüber zu verlieren.
    Wir hatten den Golfplatz zur Hälfte überquert, als die Berieselungsanlage zum Leben erwachte. Am Haus angekommen, waren Luke und Sarah patschnass bis auf die Knochen, mein Anzug hatte nichts abbekommen.
     
    Zehn Tage später, am Morgen des dritten Schultages im neuen Schuljahr, holte der Direktor Luke aus der Mathestunde heraus. Ich sah den kleinen Mann, wie er draußen vor der Tür auf

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