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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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besorgt war, was Midnight zugestoßen war, sondern viel mehr darüber, dass du dich geweigert hattest, die Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen. Auch wenn es ein Fehlverhalten war.«
    »War sie der Meinung, dass das ein Verhaltensmuster war?«
    Claymore wühlte in den Papieren auf seinem Schreibtisch. »Fällt dir das heute dazu ein?«
    »Wir müssen gar nicht darüber reden, woran ich mich erinnere, wenn die Tatsachen in Ihren Unterlagen festgehalten sind.«
    »Gut, ich spiele das Spiel mit. Sie und auch du selbst, ihr beide, hattet mir zunächst erzählt, dass du einen imaginären Freund für den Unfall mit Midnight verantwortlich gemacht hast. Und das machte ihr Sorgen, wobei das meiner Meinung nach für jemanden in deinem Alter und in deiner damaligen Situation keine ungewöhnliche Reaktion ist.«
    »Sie hat mit Ihnen über diesen Freund gesprochen.«
    »Mir scheint, dass du die Antwort auf diese Fragen bereits kennst, Luke.«
    Luke faltete die Hände, versuchte, seine Ungeduld zu verbergen. »Ich möchte von Ihnen wissen, wann sie mich zum ersten Mal von ihm erzählen hörte. Ich versichere Ihnen, dass ich die Antwort darauf nicht weiß.«
    War das nun der Grund für unseren langweiligen Besuch? Warum fragte er nicht einfach mich? Ich erinnerte mich sehr genau an unser erstes Treffen, an den Spielplatz, die Sandgrube, die Dinosaurier-Phantasien, bei denen ich mitgemacht und in meiner Naivität angenommen hatte, dass es etwas anderes sei als nur kindliche Aufgeregtheit. Luke hatte mich Claire vorgestellt, dort auf dem Bürgersteig in der Fifth Avenue, und ich dachte damals, dass sie, indem sie mich anerkannte, mehr tun würde, als ihrem Sohn lediglich seinen Willen zu lassen.
    Claymore warf einen Blick in seine Aufzeichnungen. »Mal sehen.« Er blätterte durch die Seiten. »Sie sagte, es sei im Herbst gewesen, gleich nachdem dein Vater ausgezogen war.«
    »Gut«, entgegnete Luke. »Sonst noch etwas?«
    »Doch, ja.« Claymore korrigierte den Sitz seiner Brille. »Sie sagte, du hättest deinen Freund zum ersten Mal an dem Tag erwähnt, an dem dein Vater das getan hat, was sie als seine ›Siegerrunde‹ bezeichnete.« Er sah auf. »Ich glaube, sie meinte damit seinen letzten Besuch in eurem Apartment, um die Scheidung zu besiegeln.«
    »Wann war das?«
    »Ich weiß nur, dass es im November war, wobei ich vermute, dass deine Mutter es genau wissen dürfte. Luke, ich will dich nicht davon abhalten, diesen Abschnitt in deinem Leben näher zu untersuchen. Das ist wichtig. Aber vielleicht können wir uns einmal von den Daten und Einzelheiten lösen und ein wenig darüber reden, warum du vom College so überstürzt hierhergekommen bist und drei Stunden in meinem Wartezimmer zugebracht hast, nur um mir diese Fragen zu stellen.«
    »Reicht es nicht, dass ich das wissen wollte?« Luke zog einen Scheck aus der Gesäßtasche und legte ihn auf den Schreibtisch. »Ich muss jetzt gehen. Danke, dass ich so kurzfristig einen Termin bei Ihnen bekommen konnte.«
    »Einen Augenblick noch …« Claymore stand auf, aber noch bevor er um den Schreibtisch herum war, hatte Luke das Sprechzimmer bereits verlassen, war durch den Flur zum Wartezimmer gegangen, und wir waren schon draußen auf der Straße, bevor uns jemand aufhalten konnte.
    »Ich könnte dir helfen«, sagte ich zu Luke. »Was willst du wissen?« Er tat alles, um mich zu ignorieren, während wir Richtung Westen eilten, den Blick starr geradeaus gerichtet. Ich sah an meiner derzeitigen Gestalt hinunter: eine unförmige schwarze Hose und ein sackförmiges, pulliähnliches Etwas, die einem belanglosen Körper eine Hülle gaben. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie mein Gesicht aussah. Mein Äußeres hatte ich seit der Nacht mit Hannah vernachlässigt, in der mir klargeworden war, dass meine Eitelkeit reine Zeitverschwendung war. Aber vielleicht war es diese Gleichgültigkeit, die es Luke zu leicht gemacht hatte, mich fallenzulassen. Ich putzte mich schnell heraus, straffte Schultern und Rückgrat, streifte die weite, charakterlose Kleidung ab und ersetzte sie durch einen schmal geschnittenen Nadelstreifenanzug.
    »Luke«, bettelte ich. »Komm schon. Wir können doch gemeinsam alles herausfinden, was immer es auch sein mag.« Er sah mich an. Ob er meine Bemühungen um ein ansprechendes Aussehen schätzte, ließ er sich jedoch nicht anmerken. »Dies ist das Letzte, was ich dir heute sagen werde: Halt endlich dein verdammtes Maul! Ich muss nachdenken.« Und

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