Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
Schönes Wetter heute.«
»Es interessiert mich nicht, wie es Ihnen geht«, gab sie ganz ruhig zurück. Er würde sie nicht wieder aus der Reserve locken. »Und das Wetter heute ist scheußlich.«
»So eine süße Stimme und so hässliche Worte.« Er beobachtete das kurze, rasch kontrollierte Aufblitzen in ihren Augen. »Sie haben das ebenmäßigste Gesicht, das ich je gesehen habe.«
Liv versteifte sich augenblicklich – Rücken, Schultern, Arme. Thorpe registrierte die unfreiwillige Bewegung und nippte genüsslich an seinem Scotch. »Ich bin nicht hergekommen, um über mein Aussehen zu diskutieren.«
»Wahrscheinlich nicht, aber andererseits gehört das Äußere zu unserem Job, oder nicht?« Der Kellner brachte den Wein und stellte das Glas vor Liv hin. Sie legte die Finger um den dünnen Stiel, hob es aber nicht hoch. »Die Zuschauer bevorzugen attraktive Gesichter auf dem Bildschirm. So lassen sich die Nachrichten leichter verdauen. Sie fügen dem Ganzen noch etwas Klasse hinzu; eine hübsche Note.«
»Mein Aussehen hat nichts mit der Qualität meiner Berichterstattung zu tun.« Ihre Stimme klang kühl und unbeteiligt, doch ihre Augen sprachen eine andere Sprache.
»Das nicht, aber es bringt Ihnen fraglos Pluspunkte ein.« Thorpe lehnte sich zurück, ohne den Blick von ihr abzuwenden. »Sie sind eine verdammt gute Sprecherin, Liv, und auch als Reporterin machen Sie rasante Fortschritte.«
Liv musterte ihn skeptisch. Versuchte er, sie durch Komplimente zu verunsichern?
»Und«, setzte er, immer noch die Ruhe selbst, hinzu, »Sie sind eine sehr vorsichtige Frau.«
»Wovon sprechen Sie eigentlich?«
»Was würden Sie sagen, wenn ich Sie zum Abendessen einladen würde?«
»Nein.«
Thorpe quittierte die Antwort mit einem flüchtigen Grinsen. »Warum?«
Liv hob entschlossen ihr Glas und trank einen Schluck Wein. »Weil ich Sie nicht mag. Ich esse nicht mit Männern, die ich nicht mag.«
»Woraus folgt, dass Sie sehr wohl mit Männern zu Abend speisen, die sie mögen.« Thorpe nahm einen letzten, nachdenklichen Zug und drückte dann die Zigarette aus. »Aber Sie gehen mit niemandem aus, stimmt’s?«
»Das geht Sie überhaupt nichts an.« Liv sprang wütend auf, doch Thorpes Hände legten sich fest auf die ihren.
»Sie neigen dazu, immer gleich hochzugehen und wegzurennen, wenn man Ihnen auf den Zahn fühlt. Ich würde gern mehr von Ihnen wissen, Olivia.« Sein Tonfall blieb in dem allgemeinen Stimmengewirr um sie herum betont leise.
»Ich möchte nicht, dass Sie sich auf irgendeine Weise für
mich interessieren. Ich mag Sie nicht«, wiederholte sie und unterdrückte den Impuls, sich gegen seinen Griff zu wehren. Seine Hände waren hart und unerwartet rau – und hinterließen ein merkwürdiges Gefühl auf ihrer Haut. »Ich mag weder Ihren Männlichkeitswahn noch Ihre überzogene Arroganz.«
»Männlichkeitswahn?« Er grinste. Das gefiel ihm. »Ich nehme es als Kompliment.«
Sein Grinsen war so anziehend, dass Liv sich instinktiv dagegen wappnete. Sie hatte Recht getan, ihn als gefährlich einzustufen.
»Ich mag Ihren Stil, Liv – und Ihr Gesicht. Unterkühlter Sex«, fuhr er fort, sah jedoch gleich, dass er damit einen empfindlichen Punkt berührt hatte. Ihre Hände zuckten unter seinen. Das zornige Funkeln ihrer Augen erlosch, Schmerz und Verletztheit traten an dessen Stelle, gefolgt von bemühter Ausdruckslosigkeit.
»Lassen Sie meine Hände los.«
Er hatte sie provozieren wollen, ein bisschen ärgern, aber keinesfalls verletzen. »Es tut mir Leid.«
Die Entschuldigung war einfach, ernst und kam völlig unerwartet. Und sie machte ihren Impuls, aufzuspringen und das Lokal zu verlassen, zunichte. Als er seine Hände zurückgezogen hatte, griff Liv nach ihrem Weinglas. »Wenn damit der Höflichkeiten Genüge getan ist, könnten wir jetzt eigentlich auf das Wesentliche zu sprechen kommen.«
»In Ordnung, Liv«, stimmte er zu. »Sie haben das Wort.«
Liv stellte das Glas ab. »Ich möchte, dass Sie aufhören, mir Steine in den Weg zu legen.«
»Bitte etwas genauer.«
»WWBW ist eine Tochter von CNN. Und zwischen den beiden Sendern sollte eine gewisse Zusammenarbeit bestehen. Die lokale Berichterstattung ist genauso wichtig wie die nationale.«
»Und?«
Zuweilen konnte Thorpe gnadenlos wortkarg sein. Liv schob ihr Weinglas zur Seite und lehnte sich vor. »Ich bitte Sie nicht um Hilfe. Auf die kann ich verzichten. Aber diese Sabotage muss endlich aufhören.«
»Sabotage?« Er griff nach
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