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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Obgleich es den Anschein hat, als seist du ein wenig aus der Übung.«
    Ihre Augen blitzten auf, und der Schleier verschwand. »Du bist unerträglich.«
    »Samstag, acht Uhr, Liv«, sagte er und ging zurück ins O’Riley’s.

3.
    Sie entschied sich für ein schwarzes Kleid, hochgeschlossen und schmal geschnitten, ohne irgendwelchen Schnickschnack, der die schlichte Linie nur gestört hätte. Das einheitliche
Schwarz ließ ihre Haut wie Marmor schimmern. Liv überlegte kurz, welchen Schmuck sie anlegen sollte, und wählte dann die Perlenstecker, die sie zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
    Für einen Moment hielt sie die Ohrringe in der Hand, die bittersüße Erinnerungen in ihr wachriefen. Einundzwanzig. Damals hatte sie geglaubt, nichts könnte ihr Leben trüben, ihr Glück. Kaum ein Jahr später begann ihre heile Welt zu zerbröckeln. Mit dreiundzwanzig konnte sie sich schon nicht mehr vorstellen, wie es war, glücklich zu sein.
    Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was Doug gesagt hatte, als er ihr die Ohrringe schenkte. Liv schloss für einen Moment die Augen. Es war etwas wie: Die Perlen haben den gleichen Schimmer wie deine Haut. Doug, dachte sie. Mein Mann. Ihr Blick glitt über ihre unberingten Finger. Mein Ex-Mann. Damals liebten wir uns, glaube ich. Während der vier Jahre unseres Zusammenlebens; zumindest über gewisse Zeiträume hinweg. Ehe …
    Liv schloss wieder die Augen gegen den aufwallenden Schmerz. Sie konnte und wollte nicht daran denken, was sie verloren hatte. Es war unermesslich und unersetzbar.
    Sieben Jahre waren vergangen, seit er ihr die Ohrringe geschenkt hatte. Damals war sie eine andere Frau gewesen, hatte ein anderes Leben geführt. Jetzt war es an der Zeit, sie wieder zu tragen, in dem Leben, das sie jetzt lebte.
    Liv legte die Ohrringe an und machte sich auf die Suche nach passenden Schuhen. Es war kurz vor acht.
    Sie war nervös und versuchte sich davon zu überzeugen, dass dem nicht so war. Sie war schon seit Jahren nicht mehr verabredet gewesen. Es ist keine Verabredung, redete sie sich ein. Es ist rein geschäftlich. Eine Gefälligkeit unter Kollegen. Aber warum zeigte sich Thorpe ihr gegenüber plötzlich so gefällig?
    Liv saß mit einem Schuh am Fuß, den anderen noch in der Hand, auf der Sesselkante. Thorpe war kein Mann, dem sie trauen sollte, weder privat, noch geschäftlich. In seinem Job war er rücksichtslos und eigennützig. Das wusste sie bereits. Und privat …
    Die Art, wie er sie geküsst hatte. Gerade so, als sei es sein gutes Recht. Sie kaute an der Unterlippe und stierte ins Leere. Aber er hatte keine weiteren Absichten verfolgt. Sie wäre auch sofort auf die Barrikaden gegangen, wenn er es versucht hätte. Sie kannte die Signale, auf die sie achten musste: das Lächeln, die sanften, viel versprechenden Worte. Es war ein spontaner Impuls gewesen, entschied sie und zuckte die Achseln. Dieser Kuss hatte nichts Verzweifeltes oder annähernd Verliebtes an sich gehabt. Er war nicht grob gewesen; hatte nicht versucht, sie zu verführen. Sie machte aus einer Mücke einen Elefanten. Sie hatte ihn küssen wollen. Sie hätte ihn gerne länger geküsst. Wäre gern länger von ihm gehalten und begehrt worden. Weshalb? Er bedeutete ihr doch gar nichts, belehrte sie sich nachdrücklich.
    »Was willst du?«, flüsterte sie zu sich selbst. »Und warum weißt du das nicht?«
    Die Beste sein, dachte sie. Gewinnen. Olivia Carmichael sein, ohne immer ein loses Stück von mir mitzuschleppen. Ich möchte wieder ein ganzer Mensch sein.
    Die Türglocke schellte. Rein geschäftlich, ermahnte sie sich. Ich werde die beste Reporterin in Washington werden. Ich muss mit T.C. Thorpe ausgehen, um mein Ziel zu erreichen.
    Sie warf einen Blick auf die Parfümflaschen auf ihrer Frisiertoilette, wandte sich dann aber ab. Sie würde ihm keine falschen Hoffnungen machen. Die machte er sich anscheinend schon zur Genüge. Ohne Eile ging sie zur Tür. Es verschaffte ihr ein klein wenig Befriedigung, ihn warten zu lassen. Doch als Liv die Tür öffnete, schien er keineswegs verärgert zu sein. In seinen Augen standen Anerkennung und ehrliche Bewunderung für eine Frau.
    »Du siehst sehr hübsch aus.« Thorpe reichte ihr eine einzelne Rose, langstielig und schneeweiß. »Sie passt zu dir«, sagte er, als sie die Rose wortlos entgegennahm. »Rot ist zu offensichtlich; rosé zu niedlich.«
    Liv starrte auf die Blume in ihrer Hand und vergaß alles, was sie sich gerade

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