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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Limousine; die Sicherheitsbeamten hielten sich diskret im Hintergrund. Thorpe rauchte eine Zigarette, trug wie immer keinen Mantel und schien trotz des kühlen Morgens nicht zu frieren. Sein Kameramann pfiff gelangweilt vor sich hin, während sich der Rest der Crew leise unterhielt. Thorpe beachtete sie nicht. Seine Aufmerksamkeit galt allein den Sicherheitsbeamten, die ganz offensichtlich auf dem Sprung waren.
    In dem Augenblick, als der Präsident aus der Hotelhalle trat,
kam Leben in die wartende Gruppe. Die Kamera begann zu surren. Thorpe hatte sein Mikrofon griffbereit zur Hand. Beinahe ohne nachzudenken, hielt er fest, was die First Lady trug. Irgendjemand würde bestimmt Details von ihm verlangen.
    »Herr Präsident.«
    Der Präsident blieb vor der Tür der Limousine stehen und drehte sich zu Thorpe um. Sein unauffälliges Nicken hielt die Sicherheitsleute auf Abstand. »Guten Morgen, T.C.«, begrüßte er ihn und fuhr dann feierlich fort: »Ein trauriger Tag für England und für die ganze Welt.«
    »Ja, Herr Präsident. Glauben Sie, dass Premierminister Summerfields Tod Einfluss auf Ihre Außenpolitik haben wird?«
    »Eric Summerfields Tod wird von allen Männern des Friedens zutiefst beklagt werden.«
    Die übliche Art, nichts zu sagen, dachte Thorpe ohne Groll. So lief das Spiel eben. Er kannte das Protokoll. Direkte Fragen wurden am Morgen vor der Beisetzung nicht geduldet. »Herr Präsident«, fuhr er, seine Taktik ändernd, fort, »haben Sie persönliche Erinnerungen an den Premierminister?«
    Wenn der Präsident sich über den plötzlichen Tonwechsel wunderte, so zeigte er es nicht. »Er konnte stundenlang spazieren gehen.« Der Präsident lächelte. »Das habe ich in Camp David entdeckt. Eric Summerfield dachte gern beim Laufen nach.«
    Damit nahm der Präsident neben seiner Frau in der Limousine Platz. Noch immer nicht ganz zufrieden, wartete Thorpe auf seinen Pressewagen.
    Sein Kommentar und die Aufnahmen des Trauerzugs würden via Satellit direkt in die USA übertragen werden. Thorpe postierte sich mit seiner Crew einen Häuserblock von der Westminster Abbey entfernt, wo die Trauerzeremonie abgehalten würde. Sein Bericht würde eine ausführliche Aufzählung der zu diesem Anlass angereisten Würdenträger beinhalten, und die Reihenfolge, in welcher sie eintrafen.
    Er kündigte die Limousine der Königlichen Familie an, die Ankunft diverser Politiker aus dem Ausland, streute Details aus Summerfields Karriere und seinem Privatleben ein. Tausende
Schaulustige säumten inzwischen die Straßen, doch die Hintergrundgeräusche waren minimal. Die Unterhaltungen wurden so leise geführt, als befände man sich nicht vor, sondern in der Abbey.
    Einmal entdeckte Thorpe Liv in der Menschenmenge, doch für einen persönlichen Kontakt blieb keine Zeit. Während er ins Mikro sprach, verharrte sie am Rande seines Blickfeldes, am Rande seines Bewusstseins. Sein Körper verspannte sich eine Hundertstelsekunde, bevor es passierte.
    Ein Wagen durchbrach die Polizeiabsperrung und raste mit hoher Geschwindigkeit auf den Kern des Trauerzugs zu. Unmittelbar danach zerrissen Schüsse die feierliche Stille. Die Menschenmenge am Rand der Straßen zerstreute sich blitzartig. Angst- und Panikschreie wurden laut. Kameraleute drängten nach vorn, um die Szene zu dokumentieren. Liv stürzte hinterher, das Mikrofon in der Hand, berichtete noch im Laufen, was sich vor ihren Augen abspielte. Thorpe war noch vor ihr am Schauplatz des Geschehens.
    Der Trauerzug war zum Stillstand gekommen. Kugeln schlugen Löcher in die Reifen des rasenden Fahrzeugs, das zu schlingern begann und außer Kontrolle geriet. Die Windschutzscheibe zerbarst in einem Spinnennetz von Bruchlinien, während der Wagen in Schlangenlinien dahinschoss, sich wieder fing, wieder schlingerte. Er rammte die Bordsteinkante und blieb abrupt stehen.
    Vier Männer sprangen heraus, feuerten aus Maschinenpistolen blindlings in die Menge. Erneute gellten Schreie durch die Straße, Panik brach aus. Menschen wurden zu Boden gerissen und überrannt, als die aufgeschreckte Masse versuchte, sich in Sicherheit zu bringen.
    Liv rannte hinter ihrem Kameramann her, kämpfte sich mit Ellbogen durch den Strom der Flüchtenden, der ihr wie eine riesige Flutwelle entgegenschwappte. Immer wieder hörte man Schüsse, die die Panikschreie übertönten. Liv spürte einen harten Schlag gegen ihren Arm, als jemand versuchte, sich rudernd an ihr vorbeizuschieben. Ohne zu zögern setzte sie ihren

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